Bochum. Wo liegt die Zukunft der Kultur in Bochum? Die Stadt lud zur gemeinsamen Konferenz ein – doch die Marathonsitzung kam nicht bei allen gut an.
Für Frust bei einigen Teilnehmern sorgte die zweite Kulturkonferenz in der Aula der Erich-Kästner-Schule in Bochum: Rund 130 Vertreter der städtischen Einrichtungen, der Kulturpolitik und der freien Szene entwickelten hier auf Einladung des Kulturdezernenten Dietmar Dieckmann (SDP) zwei Tage lang Ideen für eine blühende Kulturstadt. Die Reaktionen danach könnten unterschiedlicher kaum sein: Während der Kulturdezernent das Treffen als wichtigen Schritt lobt, bezeichnen andere die Konferenz als „reine Zeitverschwendung“.
Kulturkonferenz in Bochum: Reine Zeitverschwendung?
Das Intensiv-Wochenende in der Schulaula war bereits das zweite nach 2019, das im Rahmen des städtischen „Kulturentwicklungsprozesses“ (kurz: KEP) stattfand. Mit dabei: Akteure aus allen Bereichen des künstlerischen Lebens, die beim großen Brainstorming die Köpfe zusammensteckten.
Themen wie Nachhaltigkeit, Diversität, Finanzierung und eine bessere Vernetzung standen auf der Tagesordnung, gearbeitet wurde meist in kleinen Gruppen. „Man spürte, dass die Leute miteinander ins Gespräch kommen wollen“, sagt Peter Landmann von der Kulturberatung „Take part“, der das Treffen moderierte. „Das hat Spaß gemacht“, fügt Dieckmann an.
Viele Ideen wie Online-Portal und Kultur-Salon
Einige Ideen seien dabei geboren worden, die jetzt weiterverfolgt werden sollen: darunter ein Materialaustausch, damit etwa Bühnenrequisiten nicht einzeln angeschafft werden müssen. Zur besseren Vernetzung soll ein Online-Kulturportal etabliert werden, das von den Kulturschaffenden selbst getragen werden soll. Auch ein tagesaktueller Veranstaltungskalender soll darin zu finden sein.
Außerdem plant der Kulturdezernent die Einrichtung eines regelmäßigen „Kultur-Salons“ im Oktober-Café: „Der ist offen für jeden, der mit mir diskutieren möchte“, so Dieckmann. Nach den Herbstferien soll das erste Treffen stattfinden. Barbara Neis aus dem Kulturbüro stehe fortan als „Förderscout und Verwaltungslotsin“ bei Fragen rund um Förderanträge zur Verfügung: „Dafür haben wir eine eigene Stelle geschaffen.“
Allein: Wer nach der Konferenz auf mehr Geld gehofft hatte, wird von dem Kulturdezernenten enttäuscht. „Momentan müssen wir mit dem auskommen, was wir haben“, sagt Dieckmann. Dass die NRW-Landesregierung Berichten zufolge plant, den Kulturetat um 7,5 Millionen Euro kürzen zu wollen, sieht er mit Sorge: „Wir können froh sein, wenn wir den Status quo halten können.“
Marathonsitzung kam nicht bei allen gut an
Doch längst nicht allen gefiel die Marathonsitzung: „Es war schwierig“, beschreibt es Josefine Rose Habermehl vom Atelier Automatique. Als hinderlich habe sich erwiesen, dass diesmal viele neue Teilnehmer dabei waren, die von den Ergebnissen der ersten Konferenz nichts wissen konnten. „Wir mussten oft wieder bei null anfangen, was ziemlich frustrierend war.“
Das erwähnte Online-Portal sei bereits 2019 in Aussicht gestellt worden. Einen Materialaustausch hat das Atelier Automatique mittlerweile längst selbst organisiert. „Auch bei anderen Punkten hatten wir oft das Gefühl, dass in den letzten Jahren nichts passiert ist. Man diskutiert alles wieder von vorn.“ So hätten sich viele Teilnehmer schon nach dem ersten Tag verabschiedet: „Danach war der Saal zur Hälfte ausgedünnt.“
Teilnehmer kritisieren schleppendes Tempo
Stephanie Wyrebak, eine der Initiatorinnen der diesjährigen Bo-Biennale, war zum ersten Mal dabei: „Fürs Networking und den Austausch untereinander war die Konferenz auf jeden Fall gut geeignet“, sagt sie. „Vielleicht sollte man vorher aber nicht zu große Hoffnungen haben, was die konkrete Umsetzung von Projekten angeht.“
Uwe Vorberg vom Bahnhof Langendreer kritisiert das schleppende Tempo: „Die Prozesse laufen so langsam ab, dass viele Beteiligte unzufrieden werden“, sagt er. So sei die Einrichtung eines Kulturbeirats schon vor zwei Jahren angestoßen worden – bis heute ohne Ergebnis. Vorberg glaubt kaum, dass er sich für die nächste Kulturkonferenz 2025 noch einmal zwei Tage frei nehmen wird. „Für uns war das reine Beschäftigungstherapie. Das braucht kein Mensch.“