Bochum. 2023 hatte die WAZ die Bochumer Bettlerin Alexandra vorgestellt. Am 10. April, 21 Uhr, kommt sie im WDR zu Wort. Hier der damalige WAZ-Bericht.
Mal zwei, mal fünf Euro: „Jeder gibt, was er kann. Manchmal kriege ich sogar zehn Euro“, sagt Alexandra. Mit ihrem Hund Snoopy sitzt sie auf einer Decke auf der Kortumstraße in der Bochumer Innenstadt und bietet selbstgebastelte Armketten an.
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Die 44-Jährige gehört zu den Menschen in der Fußgängerzone, die die Stadt als „bettelnde Personen“ oder „Personen ohne geregelte Tagesstruktur“ bezeichnet. Deren Zahl ist gestiegen, bestätigt Sprecherin Nina Klein auf WAZ-Anfrage, ohne eine konkrete Zahl zu nennen.
Bettler in der Bochumer City: Aggressives Verhalten ist verboten
Sieben Männer und Frauen sind es, die bei einer WAZ-Recherche am Donnerstagmittag allein auf der Kortumstraße um Geld bitten. Am Boulevard hält ein kleinwüchsiger Mann mit freiem Oberkörper ein Madonna-Bild in den betenden Händen. „Unmöglich“ findet das die Passantin und zischt: „Der könnte sich wenigstens ‘was anziehen.“ Zwei weitere Männer haben Pappen vor sich platziert. „Ich bitte um eine kleine Spende für Essen“, steht darauf. Und: „Ich bin hungrig.“
Alexandra, die ihren Nachnamen nicht verraten mag, berichtet von regelmäßigen Kontrollen des Ordnungsamtes. Deshalb ruft sie für ihre Perlenarmbänder keine Festpreise auf. Nur so gilt der Kauf als Spende. „Fünf bis sieben“ Bastelarbeiten verkaufe sie an normalen Tagen, sagt die Langendreererin, die meist zwischen 10 und 13 Uhr ihren Stammplatz auf der Kortumstraße bezieht.
Scham? „Über den Punkt ist man schnell hinweg“
Als gelernte Friseurin habe sie vor einigen Jahren eine Allergie bekommen. Seither sei sie arbeitslos, schildert Alexandra. Ihr gehe es vor allem um Snoopy. Die Armbänder seien die einzige Möglichkeit, die Kosten für ihren Hund zu tragen. „Impfungen, Behandlungen: Das ist alles viel teurer geworden. Und satt werden wollen wir beide ja auch.“
Anfangs habe es große Überwindung gekostet, inmitten der City die Decke aufzuschlagen, sich in aller Öffentlichkeit als bedürftig zu outen. „Aber man ist relativ schnell über den Punkt hinweg, an dem man sich schämt“, sagt Alexandra. Stets begegne sie den Menschen freundlich. Nur wenige Passanten würden beleidigende Sprüche absondern. „Denen sage ich dann: Kommen Sie erstmal in meine Situation!“
Musiklehrer spielt auf iranischem Saiteninstrument
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Vertraut ist das Zusammenspiel mit den Bodo-Verkäuferinnen und -Verkäufern, die gleichfalls in der Innenstadt unterwegs sind. „Wir kommen uns nicht ins Gehege. Man passt auf sich auf. Alexandra und ich sind inzwischen gute Freundinnen“, sagt eine Frau, die nebenan für das Straßenmagazin wirbt. Auch mit den Bettlern gebe es keine Probleme, auch wenn „einige etwas merkwürdige Menschen“ darunter sind.
Handwerkerinnen wie Alexandra, Bettler und Bodo-Verkäufer teilen sich den Platz in der City mit Straßenmusikern. Benjamin Stein gehört dazu. Auf der Kortumstraße hat er mittags Tisch und Stuhl aufgestellt und entlockt dem iranischen Saiteninstrument Santur orientalisch klingende Töne.
Als freiberuflicher Musiklehrer verdiene er sich mit der Straßenmusik etwas hinzu, berichtet der 38-jährige Bochumer. Auf dem Teller verlieren sich nur wenige Münzen. Was er einnimmt? Stein mag ungern über Geld reden. Einmal habe er 280 Euro an einem Tag verdient, verrät er. „Aber das war in Heidelberg. Und da war Stadtfest.“