Bochum. Vor 25 Jahren erschien die erste Ausgabe der Obdachlosen-Zeitung „Bodo“. Das Jubiläum wird mit einem Abend im Zeitmaul-Theater Bochum gefeiert.
In Bochum gehören sie wie selbstverständlich ins Stadtbild: Die Verkäufer/innen des „Bodo“-Magazins, die in der Innenstadt und in den Vororten bei Wind und Wetter ihre Hefte feilbieten. Nun steht ein besonderer Geburtstag ins Haus: „Bodo“, das Straßenmagazin, wird 25 Jahre alt. Das muss gefeiert werden!
Talk im Zeitmaul-Theater in Bochum
Und zwar ganz offiziell mit einem Abend im Zeitmaul-Theater, bei dem „Bodo“-Leser und -Unterstützer, -Wegbegleiter und -Kooperationspartner gemeinsam auf das Silberjubiläum anstoßen. Dazu gibt’s Gesprächsrunden über die Arbeit des Vereins. Und gewiss auch über das Thema „Obdachlosigkeit“, das in den letzten 25 Jahren nicht an Wichtigkeit verloren hat.
„Bodo“ feiert Geburtstag
Die „Bodo“-Geburtstagsfeier steigt am Samstag, 29. Februar, ab 1z Uhr im Zeitmaul-Theater, Imbuschplatz 11 (Zugang über Nordring). Beginn ist um 17 Uhr.
Unter anderem ist der Hamburger Wohnungslosen-Aktivist Dominik Bloh zu Gast: Er war obdachlos, die Straße sein Zuhause. Seine Erlebnisse hat er in dem Buch „Unter Palmen aus Stahl“ aufgeschrieben. Um 19.30 Uhr liest er daraus.
Als „Bodo“ debütierte, produzierten die Opel-Werke und Nokia noch, und an der Stadtspitze in Bochum stand der knorrige OB Ernst-Otto Stüber. Das ist lange her: Am 1. Februar 1995 wurden die ersten „Bodo“-Exemplare ausgeliefert. 25 Jahre und ungefähr 300 Ausgaben später ist aus dem damals ungewöhnlichen Projekt ein einzigartiges Magazin im und fürs Ruhrgebiet geworden.
„Wir sind in einer stabilen Phase“
„Die Verbindung von professionellem Journalismus und sozialer Arbeit hat ein besonderes Ziel vor Augen: Menschen zu unterstützen, ihr Leben nach Niederlagen und Krisen wieder selbst in die Hand zu nehmen“, so „Bodo“-Pressereferent Bastian Pütter. Getragen wird das Ganze vom Verein „Bodo e.V.“ mit aktuell 87 Mitgliedern. Trotz der geringen Größe ist man schlagkräftig: „Uns geht es gut. Wir sind in einer stabilen Phase“, bekräftigt Pütter. Man habe die Basis an Unterstützern verbreitern können und „die Finanzierung im Griff“.
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Gegründet worden war der Verein 1994 mit dem Ziel, Menschen in sozialen Notlagen zu helfen. Dabei ist und war „Bodo“ mehr als das Magazin, der Verein betreibt in Bochum und Dortmund Anlaufstellen für Wohnungslose, unterhält stationäre und aufsuchende Versorgungs- und Beratungsangebote und auch einen Buchladen. Am 1. August 2019 zog „Bodo e.V.“ nebst dem Tagesaufenthalt und der Beratungsstelle für Wohnungslose der Diakonie ins alte Antoniusstift an der Bessemer-/Henriettenstraße um.
Die angestammten Räume an der Stühmeyerstraße mussten aufgegeben werden, weil das Gebäude dort zum Stadtteilzentrum umgebaut wird. Geplant ist, dass „Bodo“ mit einer Ausgabestelle in die Gastronomie der neuen „KoFabrik“ an der Stühmeyerstraße zurückkehren soll.
Tagesaufenthalt seit letztem Jahr im Griesenbruch
Den Tagesaufenthalt im Griesenbruch führen die Bochumer Diakonie und „Bodo“ in Kooperation. Hier können Wohnungslose den Tag verbringen, duschen und Wäsche waschen, Beratungs- und Freizeitangebote nutzen. Der Verkauf des Straßenmagazin ist also nur ein Standbein der Vereinsarbeit. Wenn auch ein starkes.„Es ermöglicht Menschen in Wohnungslosigkeit und Armut einen Zuverdienst“, sagt Bastian Pütter.
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Insgesamt sind 206 „Bodo“-Verkäufer/innen im Einsatz, die – bis auf einen kleinen, festen Stamm – immer wieder wechseln. In Bochum werden sie an 57 Standplätzen aktiv, von der Ecke Husemannplatz/Kortumstraße bis zur Markstraße vor dem dm-Markt in Weitmar-Mark. Die Hälfte des Straßenpreises von 2,50 Euro pro Heft behält der Verkäufer. „Bodo“ liefert Informationen aus erster Hand zu Themen wie Obdachlosigkeit, Sucht oder Armut.
Ob das „Geschäftsmodell“ des Straßenverkaufs langfristig trägt, ist nicht ausgemacht.
Print-Geschäft wird zunehmend schwierig
Die durch die Digitalisierung ausgelöste und sich verstärkende Krise der Print-Medien schlägt auch auf das Magazin durch. „Wir erreichen damit, wie früher noch, keine 18-Jährigen mehr“, sagt Pütter.
Umso wichtiger sind für den Verein weitere Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte, mit denen ehemals wohnungs- oder langzeitarbeitslose Menschen bei der (Re)-Integration in den ersten Arbeitsmarkt unterstützt werden.
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