Bochum. Drei Elternhaltestellen sollen Elterntaxis von Schulen fernhalten und den Schulweg sicher machen. Doch klappt das? Eine überraschende Bilanz.
Fast an jeder Schule in Bochum hört man von Problemen mit Elterntaxis. Umso erstaunlicher, dass es bisher erst drei spezielle Elternhaltestellen im Stadtgebiet gibt, die den Verkehr von den Schulen fernhalten sollen. Eine vierte wird gerade in Betrieb genommen. Kinder sollen nach Möglichkeit dort, an einer sicheren Stelle abseits des Schulgeländes, rausgelassen werden und die letzten Meter zur Schule zu Fuß gehen. Hört sich vernünftig an. Doch wie sieht es in der Praxis aus?
Elternhaltestellen in Bochum: Top oder Flop? Eine Bilanz
Die erste Elternhaltestelle auf Bochumer Stadtgebiet wurde im Herbst 2019 an der Waldschule in Querenburg eingerichtet. Extra um die Ecke, wenige Hundert Meter vom Schulgelände entfernt – damit die abenteuerlichen Parkmanöver direkt vor der Schule ein Ende haben. Mit einer großen Kinderaktion wurde sie damals bei den Eltern beworben und eingeweiht.
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Viel gebracht habe der gesonderte Parkbereich nicht, gesteht Schulleiterin Britta Hartmann. Zwischenzeitlich hieß es sogar, die Elternhaltestelle gebe es gar nicht mehr. „Das stimmt nicht“, widerspricht Hartmann den Gerüchten. „Sie existiert noch, aber leider eher theoretisch.“ Sie bemängelt, dass die Stadt Bochum der Bitte nach Hinweisschildern nicht nachgekommen sei. So welche gebe es nicht, habe sie zu hören bekommen.
Umso überraschter war Britta Hartmann, als zwei Jahre später an der Grundschule in Laer dann Schilder installiert wurden, die speziell auf die Elternhaltestelle dort, an der Alten Wittener Straße, hinweisen. Viel brächten diese aber auch nicht, sagt der dortige Schulleiter Tim Striebe auf WAZ-Anfrage. „Anfangs wurde noch sporadisch an diesem Platz gehalten, jetzt fast gar nicht mehr.“ Stattdessen führen Auto um Auto in die Sackgasse am Kreuzacker, wo dann auch der Lehrerparkplatz zugeparkt werde. Eine Kette soll dies jetzt verhindern.
Man habe alles versucht, berichtet Striebe. „Wir haben Urkunden an kleine Fußgänger verliehen, Elterngruppen gebildet und immer wieder E-Mails geschrieben, mit der Bitte an die Eltern, im Sinne der Sicherheit ihrer Kinder das Chaos morgens vor der Schule zu vermeiden.“ Ihn wundert der viele Verkehr vor allem vor dem Hintergrund, „dass die meisten Kinder im direkten Umfeld der Schule wohnen“.
Aufgeben wolle er nicht und weiterhin Überzeugungsarbeit leisten, sagt Striebe. „Aber irgendwann resigniert man schon.“ Und er habe auch wenig Hoffnung auf Besserung. „Vielleicht bringt die Umgestaltung des Schulhofes etwas. Dann werden die Wege zur Schule neu gestaltet und freundlicher. Möglicherweise hilft das ja.“
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Auch die Elternhaltestelle, die die Rudolf-Steiner-Schule am Friedhof (Stiftstraße) in Langendreer eingerichtet hat, wird noch nicht so richtig genutzt. Sie wurde allerdings auch erst kurz vor den Sommerferien eingeweiht. An der Waldorfschule ist man sehr darum bemüht, die Akzeptanz dieses Angebots innerhalb der Elternschaft zu erhöhen. Denn morgens um kurz vor Acht herrschen auf der Nebenstraße Witte-Wie vor der Schule nach wie vor chaotische Verhältnisse.
Mit Schülerlotsen wolle man die Eltern auf die vier alternativen Haltestellen hinweisen, sagt Lehrer Folkert Ennen. Auch wolle man auf allen Schulkanälen darüber informieren. „Da ist viel in Bewegung.“ Große Hoffnung setzt man auf die von der Stadt in Aussicht gestellte bauliche Verengung der Witte-Wie auf Höhe des Schultores.
An der Waldschule hätten solche Maßnahmen durchaus etwas gebracht, bestätigt Schulleiterin Britta Hartmann. „Hier wurden zwei Gefahrenstellen – eine Kreuzung und die Einfahrt am Schulhof – erfolgreich entschärft.“ Grundsätzlich entspannt habe sich die Lage aber nicht. „Es gab jetzt wieder vereinzelt Beschwerden von Müttern wegen der Elterntaxis. Wir werden also erneut auf die Gefahren für die Kinder hinweisen. Und hoffen, dass es besser wird.“
Besser werden soll es auch vor der Sonnenschule, weshalb an der Knopstraße nun die stadtweit vierte Elternhaltestelle installiert wurde. „Die ist aber aktuell noch jeden Morgen zugeparkt“, sagt die Klassenpflegschaftsvorsitzende Anja Köhn. Im Rahmen der bald stattfindenden Verkehrsaktionstage der Schule soll die neue Bring-Zone offiziell eingeweiht werden. Bunte Fußstapfen auf dem Bürgersteig sollen den Kindern den schnellsten und sichersten Weg aufs Schulgelände weisen. „Der Verkehr davor ist der Wahnsinn“, sagt Köhn, die hofft, dass sich das Angebot ganz schnell herumspricht.
Schulen müssen Initiative ergreifen
Die Stadt Bochum sei nur für die bauliche Einrichtung der Elternhaltestellen zuständig, sagt Stadtsprecherin Kirsten Ilk. Die Initiative müsse von den Schulen ausgehen. Grundsätzlich spreche nichts gegen die Einführung weiterer Elternhaltestellen. Speziell überwacht würden diese nicht, nur bei „wiederholten Auffälligkeiten“.
Die Polizei findet das Konzept Elternhaltestelle gut, gerade im Sinne der Schulwegsicherung. „Wir unterstützen natürlich die Idee, dass Eltern ihre Kinder nicht bis ins Klassenzimmer fahren“, sagt Sprecher Jens Artschwager. Regelmäßige Kontrollen gebe es aber nicht.