Bochum. Mitarbeiter eines Schulzirkusses stehen vor Gericht. Es geht um versuchten Mord. Der Zirkus führt auch in Bochumer Schulen Projekte durch.

Ein Schulzirkus, der auch an einigen Bochumer Grundschulen Projektwochen durchführt, ist in die Schlagzeilen geraten. Gegen vier Mitglieder des Zirkus wird wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Beihilfe ermittelt. Vor diesem Hintergrund wird nun auch vereinzelt in Bochumer Grundschulen diskutiert, wie man damit umgehen soll.

Versuchter Mord bei Schulzirkus? Artisten stehen vor Gericht

Gemeinsame Projekte mit Schulzirkussen sind bei Lehrpersonal, Kindern und Eltern sehr beliebt. Für eine Woche wird dabei das Klassenzimmer gegen ein Zirkuszelt getauscht. Die Schülerinnen und Schüler trainieren täglich mit echten Zirkusleuten und treten am Ende vor ihren Eltern, Großeltern und Geschwistern als Clowns, Akrobaten, Zauberer, Feuerschlucker oder Trampolinis auf.

Auch jetzt ist besagter Schulzirkus von Ort zu Ort auf Reisen, während vier seiner Mitglieder in Bielefeld vor Gericht stehen. Ihnen wird vorgeworfen, am 19. Februar bei einem Gastspiel in Rheda-Wiedenbrück zwei Zirkusangestellte mit Baseballschlägern verprügelt zu haben. Den Mann so schwer, dass akute Lebensgefahr bestand. Hintergrund des Vorfalls soll ein Streit um Geld gewesen sein. Ein ukrainisches Artistenpaar soll laut Landgerichtssprecher Daniel Reiner mehr Gehalt und eine Festanstellung gefordert haben.

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Einer der Angeklagten sitzt aktuell in Untersuchungshaft. Der Prozess finde in der Jugendkammer statt, weil der jüngste Angeklagte minderjährig ist. Ein Antrag auf Strafmaß sei noch nicht gestellt worden, das geschehe erst nach Abschluss der Beweisaufnahme, erklärt Daniel Reiner.

Die vier Angeklagten weisen die Anklagevorwürfe zurück, wie ein Mitglied der Familie, das selbst mit auf der Anklagebank sitzt, der WAZ sagte. Schulprojekte führe der Zirkus weiterhin durch – allerdings ohne Beteiligung der Angeklagten.

Schulzirkus will auch weiter mit Bochumer Grundschulen zusammenarbeiten

In Bochum sei man schon mehrfach gewesen und wolle auch weiterhin mit Schulen zusammenarbeiten, heißt es aus der Zirkusfamilie. Es habe „nie Probleme“ gegeben, im Gegenteil. „Wir werden stark weiter empfohlen.“ Die Schulen würden dem Zirkus „die Treue halten“.

Zuletzt hatte die Bochumer Frauenlobschule in Hiltrop mit dem Zirkus zusammengearbeitet. Das war im April – zwei Monate nach dem jetzt vor Gericht in Rede stehenden Vorfall. Auf der Internetseite der Schule steht: „Der Zirkus war ein Riesenerfolg und wird deshalb alle vier Jahre stattfinden. So kommen alle Kinder einmal in den Zirkusgenuss.“

Das bestätigt auch die stellvertretende Schulleiterin Anja Stauch auf WAZ-Anfrage. Es habe vielleicht ein wenig an Personal gefehlt, „aber ansonsten war das Miteinander wie immer sehr nett und auch die Aufführungen waren wieder spitze“. Aus der Elternschaft habe es nur eine Anfrage bezüglich des Vorfalls gegeben. Der Zirkus selbst habe von Anfang an „mit offenen Karten gespielt und uns über die Ermittlungen informiert“.

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Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Schulzirkus werde es jedoch nicht geben, kündigt Stauch an. Das liege aber nicht an dem aktuellen Vorfall. „Das hat allein organisatorische Gründe. Wir fanden eine Stunde Zirkustraining am Tag für die Kinder zu wenig. Von daher wird es eine Kooperation mit einem anderen Zirkus geben.“ Denn die „super Erfahrung in der Manege“ wolle man den Schülerinnen und Schülern auch weiterhin gönnen.

Von „Erlebnissen, die die Kinder nie vergessen werden in ihrem Leben“, spricht auch Mario Zappalà, Leiter der Sonnenschule in Weitmar-Bärendorf. Er hält die Projekte mit dem Schulzirkus für eine „tolle Geschichte“ und würde sich „freuen, wenn es weitergeht“. Letztes Jahr seien die Artisten, Clowns und Künstler zuletzt an seiner Schule gewesen, und das sei „sowas von gut gewesen“. Der nächste Termin ist für November 2026 vereinbart. Aus Sicht von Zappalà soll er gerne eingehalten werden. „Wäre schade, wenn solch ein Vorfall negative Auswirkungen auf das Projekt hätte.“

Darüber wird nach WAZ-Informationen derzeit an einer anderen Bochumer Schule gerade diskutiert. Die Leitung möchte dazu jedoch keine Stellung beziehen.

Schulzirkus in Schlagzeilen: Das sagen Stadt Bochum und Bezirksregierung

Eine Empfehlung, wie man mit dem besagten Schulzirkus verfahren soll, gibt es weder von der Stadt noch von der Bezirksregierung Arnsberg. „Das ist nicht unsere Zuständigkeit“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. „Unsere Aufgabe besteht darin, zu sehen, ob die Rettungswege frei sind und ob das Zelt sicher steht. Ob man mit einem Zirkus zusammenarbeiten möchte, entscheiden die Schulen selbst. Sie gehen dann auch auf den Zirkus zu.“

So sieht man es auch in der Bezirksregierung Arnsberg. „Wir kennen natürlich die Situation, dass Zirkus-Mitarbeiter unter bestimmten Verdachtsmomenten stehen“, sagt Sprecher Christoph Söbbeler. „Und wir stehen auch mit den Schulämtern, u.a. Bochum, im Austausch.“ Man gebe aber keine Empfehlung, eine Zusammenarbeit beizubehalten oder zu beenden. „Das ist letztlich eine Entscheidung der Schulen.“ Und diese werde – in welcher Form auch immer – „voll akzeptiert“.