Bochum. Die Musik hat Marvin aus Bochum geholfen, eine harte Vergangenheit zu verarbeiten. Nun hat er monatlich 2000 Hörer, bald kommt ein neuer Song.

Pain – übersetzt: Schmerz – heißt der aktuelle Song von Rapper „King Sw“ aus Bochum. Und genau das ist es, was Marvin in dem Lied verarbeitet. Die harte Zeit während eines Klinikaufenthalts und die vielen Jahre davor. Die Geschichte des 22-jährigen Bochumers ist bewegend.

„Ich hatte eine harte Vergangenheit“, fasst Marvin zusammen. Früh verliert er seine Eltern, kommt in eine Pflegefamilie. Dort erlebt er als Kind Gewalt, wird irgendwann – mit 13 Jahren – auf die Straße gesetzt. „Ich war dann für zwei Jahre obdachlos“, erzählt der Bochumer in einem Gespräch, in dem er zurückblickt, aber vor allem nach vorne. Im vergangenen Jahr hat sich viel zum Guten gewendet, was nicht zuletzt mit der Musik zu tun hat.

Bochumer rappt über schwere Zeiten in seinem Leben

„Die Musik war lange meine einzige Therapie“, so der 22-Jährige. Von der Straße kommt er irgendwann in eine Jugendschutzstelle und schließlich in eine Wohngemeinschaft für Jugendliche. Marvin blickt zurück: „Es gab Zeiten, in denen habe ich viel konsumiert.“ Alkohol, aber auch Tabletten. Er erleidet Panikattacken, irgendwann kommen Suizidgedanken dazu. „Dann kam der Moment, in dem ich keine Luft mehr bekommen habe. Ich dachte, ich bekomme einen Herzinfarkt.“

Marvin Grohnwaldt aus Bochum hat bald fünf Songs bei Spotify veröffentlicht. Er selbst hat sich einen kleinen „Award“ anfertigen lassen, der nun auf seinem Schreibtisch steht.
Marvin Grohnwaldt aus Bochum hat bald fünf Songs bei Spotify veröffentlicht. Er selbst hat sich einen kleinen „Award“ anfertigen lassen, der nun auf seinem Schreibtisch steht. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Als er schließlich im Krankenhaus ist, fasst er den Entschluss, etwas zu ändern. Doch die psychischen Probleme begleiten ihn weiterhin. Nachdem er zuerst lange auf einer Warteliste ist, bekommt er einen Platz in einer Klinik in Wattenscheid. Diesen Schritt zu gehen, kostet ihn damals – 2022 – viel Überwindung.

„Aber er war genau die richtige Entscheidung“, sagt er nun. Die anderen Patientinnen und Patienten konnten nachvollziehen, wie er sich fühlt. „Man muss sich nicht verstecken.“ Sein Fazit: „Keiner sollte sich schämen, Hilfe anzunehmen.“

„In die Klinik zu gehen, war genau die richtige Entscheidung“

Mittlerweile geht Marvin einmal pro Monat zur Therapie, wartet auf einen regelmäßigen Platz. Das vergangene Jahr, genauso wie die davor, war hart für ihn. Das zeigen auch die Zeilen seines Songs „Pain“. „So viele Problems, ich fühle mich so alleine“ oder „Ich habe so gelitten, ich war jeden Tag am beten. Ich habe Musik geliebt, doch ich wurde depressiv“, heißt es da.

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Im September veröffentlicht der Rapper einen neuen Song, den er für seine Freundin geschrieben hat. „LoveSong“ heißt dieser. Nach dem Klinikaufenthalt ging es für stark bergauf. Er findet eine Freundin, mit der er nun zusammen lebt. Außerdem macht er den Führerschein, bewirbt sich gerade für Jobs. Auch mit der Musik läuft es gut. Beim Musik-Anbieter Spotify hat er rund 2000 monatliche Hörerinnen und Hörer.

Marvin Grohnwaldt sitzt in seinem eigenen kleinen Tonstudio in seinem Wohnzimmer in Bochum-Werne.
Marvin Grohnwaldt sitzt in seinem eigenen kleinen Tonstudio in seinem Wohnzimmer in Bochum-Werne. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Mein Ziel ist es nicht, berühmt zu werden oder ein großer Star, aber ich möchte die Leute mit meiner Musik erreichen.“ Auch künftig etwas Geld mit seinen Liedern zu verdienen – das würde sich der 22-Jährige wünschen.

Er selbst würde seinen Musikstil als eine Mischung aus Rap und Pop bezeichnen. Bereits seit seinem zehnten Lebensjahr schreibt er eigene Songs. „Damals war es eher der Gangster-Rap, aber das war irgendwann nicht mehr das, was ich ausdrücken wollte“, erklärt er.

Bochumer Rapper veröffentlicht dieses Jahr noch weitere Songs

Die Beats, also den Rhythmus für die Lieder, kauft er online. Den Gesang nimmt er in seinem eigenen kleinen Tonstudio in Bochum auf. „Die Texte singe ich spontan aus dem Kopf ein und schneide sie anschließend zusammen“, so Marvin. 2021 hat er seinen ersten Song veröffentlicht, im September sind es insgesamt fünf. Weitere sollen noch in diesem Jahr folgen.

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.