Bochum-Ost. Für Menschen, die im Gesundheitssystem die Orientierung verlieren, gibt es nun Hilfe. Dazu wurde in Bochum eigens ein Netzwerk ins Leben gerufen.

Wie fülle ich den Antrag für die Reha richtig aus? Wo bekomme ich einen Pflegedienst her? Mutter muss ins Heim – muss ich zahlen? Auf Fragen wie diese wissen viele Menschen keine Antwort. Sie fühlen sich im Gesundheitssystem verloren. Orientierung will das Medizinische Qualitätsnetz Bochum (MedQN) anbieten, jetzt zunehmend auch in den Stadtteilen, wo der Bedarf am größten ist. Im Bochumer Osten ist der Anfang schon gemacht.

Bochum: Verirrt im Ärzte-Dschungel? Hier gibt es Hilfe

Das stadtweit agierende MedQN gibt es schon seit 1995. Als eine Art Ableger wurde nun das Gesundheitsnetzwerk Bochumer Osten für Langendreer, Laer und Werne ins Leben gerufen. Hier sind viele lokale Akteure aus dem Gesundheitswesen – von der Fachärztin bis zur Tagespflege, vom Physiotherapeuten bis zum Hörakustiker – miteinander vernetzt, um Fragen wie die anfangs erwähnten schnell und unbürokratisch zu beantworten.

Anlaufstelle vor Ort ist immer mittwochs in der Zeit von 12 bis 16 Uhr der neue Stadtteilladen an der Kreyenfeldstraße 31 in Werne – oberhalb vom Marktplatz. Dort steht Beate Irmann bereit und berät in medizinischen und sozialen Angelegenheiten. Wenn sie nicht direkt helfen kann, stimmt sie sich mit den Partnern des Gesundheitsnetzwerkes Bochumer Osten ab, um schnell zu einer guten Lösung zu kommen.

Dass man für dieses Pilotprojekt den Bochumer Osten ausgewählt hat, habe nichts mit einer schlechten medizinischen Versorgung in Langendreer, Laer und Werne zu tun, sagt Dr. Michael Tenholt, der MedQN-Vorsitzende. „Im Bochumer Osten gibt es gute medizinische, gesundheitliche und soziale Angebote. Diese existieren aber unabhängig voneinander – und oft nebeneinander.“ Die Patientinnen und Patienten müssten sich in dieser Vielfalt eigenständig bewegen und zurechtfinden, was manchmal schwierig sein könne.

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Man erlebe im Alltag, dass es aus verschiedenen Gründen zu Versorgungsdefiziten, fehlenden Informationen und Beratungslücken komme. Unter anderem fehlende Gesundheitskompetenz und ebenso fehlende Begleitung wurden von den Fachleuten als Ursache dafür ausgemacht. Dem möchte man mit dem Gesundheitsnetzwerk Bochumer Osten entgegenwirken. „Wir wollen für die Menschen eine Art Lotsenfunktion übernehmen“, sagt Tenholt.

Hilfe in Bochum-Werne gibt es schon seit Dezember

Seit 7. Dezember 2022 geschieht dies bereits im Stadtteilladen Werne. Allerdings stößt das wöchentliche Angebot dort bislang nur auf mäßige Resonanz. „In der einen Woche kommen fünf Personen mit unterschiedlichen Anliegen zu uns, in der nächsten Woche dann gar keine. Haben wir alles schon gehabt“, berichtet Beate Irmann.

Die 58-Jährige leitet seit mehr als zwölf Jahren des MedQN-Büro in der Innenstadt und kennt sich daher in vielen Themengebieten gut aus. Und auch persönliche Erlebnisse lässt sie in die Beratung mit einfließen. „Ich habe selbst pflegebedürftige Eltern. Da sammelt man durchaus auch Erfahrung.“

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Die kommt Irmann dann zum Beispiel zugute, wenn sie aus dem Krankenhaus einen Anruf erhält, dass jemand entlassen wird, aber noch keinen Pflegedienst hat. „Das war für diese Person natürlich eine große Not. Zum Glück haben wir über unser Netzwerk jemanden finden können.“ Hoch emotional sei auch der Fall einer jungen Familie gewesen, die unbedingt einen Kitaplatz für das vierjährige Kind benötigte, weil die Mutter ihren krebskranken Mann pflegen musste. „Auch das Problem haben wir gemeinsam gelöst.“

Über Flyer und Visitenkarten, die bei den örtlichen Ärzten sowie bei den lokalen Mitgliedern des Netzwerkes ausliegen, hofft Irmann, dass nach und nach mehr Menschen von dem Angebot erfahren. Auch bei der Gesundheitsmesse am Sonntag, 13. August, 10 bis 16 Uhr, im Ruhrcongress (Eintritt frei) sei man vertreten.

Ausweitung in andere Stadtteile möglich

Ein ähnliches Gesundheitsnetzwerk sei auch in anderen Stadtteilen denkbar, sagt Dr. Michael Tenholt. So hätten schon Gespräche mit der Familien- und Krankenpflege stattgefunden, die sich sehr im Bochumer Norden und Bochum-Mitte – speziell in Hofstede, Hordel, aber auch in Riemke und Hamme – einsetzen. „Spruchreif ist da aber noch nichts.“

Außerhalb der wöchentlichen Sprechstunde in Werne ist das Gesundheitsnetzwerk Bochumer Osten über das Medizinische Qualitätsnetz Bochum, Huestraße 5, erreichbar: Tel. 0234 547 54 53 und info@medqn.de .