Bochum. Schimmel und eine herabgestürzte Decke: Die Schäden in der Wohnung von Lara S. (30) aus Bochum sind groß. Doch auf Hilfe wartet sie vergeblich.
„Ich bin am Ende meiner Kräfte und verzweifelt“, sagt Lara S. (30). Mit ihrem fünf Wochen alten Sohn steht sie im Wohnzimmer ihrer Wohnung in Wattenscheid und blickt auf das klaffende Loch an der Decke. Schon seit einem Jahr hat sie mit Wasserschäden und Schimmel zu kämpfen, vergangenen Freitag stürzte dann ein Teil der Decke ab – während ihre älteren beiden Kinder (zwölf und sieben Jahre alt) in unmittelbarer Nähe saßen.
Im August 2022 habe sich Lara, die ihren Nachnamen nicht veröffentlicht wissen möchte, erstmalig bei ihrem Vermieter gemeldet. Schon damals hätten Wasserschäden für Schimmel gesorgt. Doch passiert sei erst einmal nichts, obwohl die Wattenscheiderin nicht locker gelassen habe.
Vergangenen Freitag dann macht sich die frischgebackene Dreifach-Mutter auf den Weg zum Anwalt. Der Schimmel an der Decke breitet sich immer akuter aus, im Wohn- und im Schlafzimmer. Sie sorgt sich um die eigene und vor allem um die Gesundheit ihrer Kinder.
Wasserschäden in Wohnung in Wattenscheid: Plötzlich kommt die Decke runter
„Um 11 Uhr hatte ich den Termin, gegen 14 Uhr, als wir wieder zu Hause waren, stürzte die Decke herab. Das war ein so lauter Knall, den vergesse ich niemals“, sagt Lara. Auch ihre jüngere Tochter (sieben) erinnert sich noch gut an den Vorfall.
Direkt danach ruft Lara ihre Mutter Monika an, die auf der Arbeit alles stehen und liegen lässt und in die Wohnung in Wattenscheid eilt. „Ich hatte einen kompletten Nervenzusammenbruch“, sagt die 30-Jährige.
Sie versucht, ihren Vermieter oder Hausverwalter zu erreichen, aber vergeblich. An diesem Freitagnachmittag geht keiner mehr ans Telefon. Aus Sorge davor, dass die Decke weiter einstürzen könnte, wählt sie den Notruf. Die Polizei bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion einen Einsatz gegen 15.25 Uhr. „Auch die Feuerwehr soll dort eingesetzt gewesen sein. Polizeiliche Maßnahmen wurden in dem Kontext nicht getroffen“, so Polizei-Sprecher Frank Lemanis.
+++Bei Mängeln in der Wohnung darf die Miete gekürzt werden. Damit es jedoch keine Räumungsklage droht, sollte man dabei einige Dinge beachten.+++
Lara S. ist zu diesem Zeitpunkt klar: Hier können sie und ihre Kinder nicht bleiben. Die Wohnung ihrer Mutter Monika ist zu klein, um dort unterzukommen. Und vorübergehend in ein Hotel ziehen, das kann die 30-Jährige nicht bezahlen. Auch wenn ihr Vermieter in der Pflicht wäre, Kosten zu übernehmen, in Vorkasse gehen müsste sie so oder so. „Ich habe sämtliche Anlaufstellen abtelefoniert“, so Lara S. Doch niemand habe ihr helfen können.
Bei der Stadt Bochum habe man ihr angeboten, dass sie in einer Unterkunft für Obdachlose unterkommen können. Mit Blick auf ihre Kinder habe Lara S. das aber abgelehnt.
Wohnung nicht bewohnbar: Was können Betroffene tun?
Unsere Redaktion hat bei der Stadt Bochum angefragt, was Familien, die in einer ähnlichen Situation wie Lara S. sind, tun können. „Es handelt sich zunächst um eine privatrechtliche Sache zwischen Mieter*in und Vermieter*in“, erklärt Pressesprecher Peter van Dyk. Wenn man sich einer Auseinandersetzung mit dem Vermieter nicht gewappnet sehe, sich selbst um die Angelegenheit zu kümmern, übernehme ein Rechtsanwalt oder der Mieterverein.
+++Seit über zwei Jahren sucht eine Familie eine neue Mietwohnung – vergeblich. Immer wieder erleben die Bochumer eine Ausgrenzung von Familien.+++
„Eine öffentlich-rechtliche Sache würde es erst dann, wenn ein weiteres Wohnen (z. B. wegen drohender Gesundheitsschäden) unzumutbar wäre und keine zeitnahe Abhilfe zu erwarten ist (...)“, so van Dyk weiter. Dann könne bei Bedarf ein Platz in einer Einrichtung zur Verfügung gestellt werden.
Doch warum hat der Vermieter in dieser Situation nicht reagiert? Auf Anfrage unserer Redaktion heißt es von dem Immobilienunternehmen aus Münster: „Bitte wenden Sie sich an die Hausverwaltung Bleckmann.“ Diese reagiert auf Anfrage unserer Redaktion und schildert: „Wir haben das Objekt erst in diesem Jahr übernommen und sind dran“, erklärt Robert Bleckmann.
Nachdem die Hausverwaltung aus Münster von dem Problem erfahren hat, habe man einen Gutachter engagiert. „Dieser hat festgestellt, dass ein Schaden besteht“, so Bleckmann. Ursache sei eine Dachterrasse im Geschoss über der Wohnung, die undicht sei. Zeitnah sollen nun diverse Arbeiten stattfinden. „Die Familie muss für vier bis fünf Tage aus der Wohnung, in dieser Zeit müssen wir uns um eine Ersatzwohnung kümmern“, erklärt der Hausverwalter, der die Belastung für Lara S. und ihre Kinder gut nachvollziehen könne.
Bochumer Familie sucht dringend eine neue Wohnung
Lara S. hingegen glaubt nicht, dass es mit einer fünftägigen Sanierung getan ist. Zumal sie sich fragt: Woher will die Hausverwaltung so schnell eine Wohnung nehmen? Ist diese überhaupt in der Nähe der Schule ihrer Kinder? Und was machen wir mit den persönlichen Sachen, die sie nicht in der Wohnung lassen will, wenn Bauarbeiter ein- und ausgehen?
Bochumer Familie sucht dringend eine Wohnung
Lara S. sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt nach einer Wohnung für sich, ihre Kinder und die drei Katzen. Sie sollte mindestens dreieinhalb Zimmer sowie eine Größe von maximal 95 Quadratmetern haben und sich am besten in den Stadtteilen Höntrop oder Westenfeld befinden.
Wer eine solche Wohnung zu vermieten hat, kann sich bei Redakteurin Carolin Rau (01523 104 04 27; carolin.rau@funkemedien.de) melden.
Die 30-Jährige hofft, dass sich zeitnah eine neue Wohnung für sie und ihre Kinder findet. „Ich habe keine Schulden oder Mietrückstände, die Miete wird immer pünktlich gezahlt. Wir sind eine nette und ruhige Familie.“