Bochum-Innenstadt. Vierspurige Hauptverbindung in den Bochumer Westen wird komplett umgebaut. Aktuell lässt die Stadt die alten Straßenbahnschienen entfernen.

Quälend langsam wälzt sich der Verkehr über die Alleestraße, die seit Montag nur noch eine Fahrspur pro Richtung hat. Und das wird mindestens die nächsten vier Jahre so bleiben. Die Straße wird voll ausgebaut. Aktuell gilt die „Bauphase 0“, in der die Straßenbahnschienen entfernt werden.

Die Arbeiter der Firma Gehrken aus Dortmund schweißen die Gleise in Stücke, die dann zusammen mit den Betonteilen der Fahrbahn entsorgt werden. „Das ist vertraglich abgesichert“, erklärt Frank Kahlert, Sachgebietsleiter Straßenbau im Tiefbauamt. Es betrifft insgesamt vier Schienenstränge auf einer Länge von 1000 Metern zwischen Westring und Einmündung Bessemerstraße. Schon lange verkehren die Bahnen hier unterirdisch. Die Baustelle arbeitet sich stadteinwärts vor.

Mit einem Schneidbrenner werden die Schienen im Gleisbett zerteilt und mit dem herausgebrochenen Beton entsorgt.
Mit einem Schneidbrenner werden die Schienen im Gleisbett zerteilt und mit dem herausgebrochenen Beton entsorgt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Klaus Hillebrand vom Straßenbauunternehmen muss neben dem Gleisentfernen stets ein Auge auf die Absperrung beidseitig der Baustelle haben. „Immer wieder werden die Schranken aufgestoßen, um die Straße ohne Umwege zu überqueren. Die kann ich noch so fest zubinden.“

Für den Kfz- und Radverkehr wurde im vergangenen Jahr die Rottstraße als Ausweichstrecke instandgesetzt. „Wenn die Ferien erst einmal vorbei sind, wird es auch zu Staus kommen. Aber sobald der Gewöhnungsprozess einsetzt, findet der örtliche Verkehr andere Wege“, sagt Kahlert.

Frank Kahlert hat als Sachgebietsleiter Straßenneubau im Tiefbauamt ein Auge auf die Baustelle Alleestraße.
Frank Kahlert hat als Sachgebietsleiter Straßenneubau im Tiefbauamt ein Auge auf die Baustelle Alleestraße. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die „Phase 0“ werde bis zum 20. September andauern. Die Lücke in der Fahrbahnmitte wird mit Beton und Schotter verfüllt und dient bis Ende des Vollausbaus als Provisorium, denn in den Bauphasen müssen die Fahrbahnen immer mal wieder verschwenkt werden.

Zu Beginn des nächsten Jahres kann es losgehen

Die Ausschreibungen für den Vollausbau werden Ende August veröffentlicht, Dann könne es im Januar/Februar nächsten Jahres losgehen. „Wir haben das Ende der Baustellen an der Hattinger Straße und am Hotelneubau Alleestraße abgewartet, um ein Verkehrschaos zu vermeiden“, so Frank Kahlert. Die Alleestraße habe nach seiner Beurteilung eine Erneuerung dringen nötig. „Damals wurden noch Betonplatten verbaut, das ist nicht mehr zeitgemäß. Viele haben sich gelockert, die Fugen verbreitert.“

99 neue Alleebäume in den Rigolen

Neben der Erneuerung und Verlegung einiger Leitungen und des bestehenden Mischwasserkanals werden Mulden-Rigolen-Systeme für die Regenwasserbewirtschaftung gebaut. In diesen Rigolen sollen 99 neue Allee-Bäume in drei Reihen gepflanzt werden.

Die Mulden-Rigolen-Systeme sind im Sinne der Regenwasserrückhaltung und Wasserversorgung der Straßenbäume eine Maßnahme der Klimafolgenanpassung. Mit der Neupflanzung der Alleebäume heimischer Arten mit einem Stammumfang von mindestens 25/30 cm soll eine neue, hochwertige Allee an dieser City-Radialen entstehen.

Bis zur Einmündung Bessemerstraße wird die Fahrbahn neu aufgeteilt, die Gehwege und der Kanal werden instandgesetzt, Versorgungsleitungen verlegt.

Das hat zur Folge, dass zwei Fahrspuren und eine große Zahl an Parkplätzen wegfallen sowie die Baumallee im Herbst gefällt wird. Statt der heute 60 wird es nach dem Umbau nur noch 35 Parkplätze geben. Trotz des Wegfalls zweier Fahrspuren hat die Verwaltung keine Bedenken zur Leistungsfähigkeit des Straßenverkehrs.

2,50 Meter breite beidseitige Radstreifen

Die Untersuchungen, so das Planungsamt bei der Präsentation im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur vor zwei Jahren, ergaben für den geplanten Ausbau auf Grundlage der heutigen Verkehrsbelastungen keine nennenswerten Änderungen zur bestehenden Situation an den Knotenpunkten

Die künftigen beidseitigen Radstreifen sollen 2,50 Meter breit sein, was die Neuaufteilung des Straßenraums ermöglichen soll. Am Knotenpunkt Bessemerstraße wird der Radverkehr über einen indirekten Linksabbieger in Richtung Süden geführt. Der Anschluss in die Bessemerstraße und somit an den Radschnellweg Ruhr RS1 ist dadurch gewährleistet. Über den Westpark ist ebenfalls ein Anschluss an die Erzbahntrasse gegeben.

Der Verkehr auf der Alleestraße- fließt einspurig stadtauswärts. Das wird auch nach dem Umbau so bleiben.
Der Verkehr auf der Alleestraße- fließt einspurig stadtauswärts. Das wird auch nach dem Umbau so bleiben. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

In der Fahrbahnmitte und an den Seiten werden Rigolen eingebaut. „Damit verfolgen wir die Ziele der ,Schwammstadt’“, so Kahlert. Rigolen sind Becken unter der Oberfläche, die das Regenwasser aufnehmen und versickern lassen.

Stützmauer im Einmündungsbereich wird abgebrochen

40 Bäume müssen für die neue Alleestraße gefällt werden; nach Umbauende werden neue gepflanzt. Ende des Jahres wird noch die Stützmauer gegenüber der Einmündung Bessemerstraße abgebrochen; dazu hatte die Stadt das Gelände erworben, denn die Fläche wird für Fahrbahnen und Radwege benötigt.

Insgesamt 17 Millionen Euro kostet die Maßnahme, davon entfallen acht Millionen auf den Straßen- und fünf Millionen Euro auf den Kanalbau. Sie wird zu 75 Prozent bezuschusst.

Ein weiterer Ausbau der Alleestraße in Richtung Westen ist derzeit noch nicht geplant, wird von der Verwaltung aber grundsätzlich weiterverfolgt und muss in Verbindung mit den weiteren Baumaßnahmen im Innenstadtbereich abgestimmt werden.