Bochum. Rafael Bewer übernimmt die Paulaner Botschaft in Bochum. Stammgäste sollen weiter auf ihre Kosten kommen. Nicht alles aber bleibt beim Alten.
Erst hat er sich als Knirps an der Spülmaschine entlanggehangelt, dann ein paar Jahre später über die Salattheke gelugt und schließlich als Jugendlicher beim Kellnern geholfen. Jetzt geht Rafael Bewer (38) einen noch größeren Schritt: Er übernimmt ab August die Gastronomie seiner Eltern – die Paulaner Botschaft an der Brückstraße in Bochum.
Paulaner Botschaft Bochum mit neuem Gastronom
„Das sind schon lustige Momente, wenn ich Stammgäste länger nicht gesehen habe und sie hereinkommen und sagen: Der kleine Rafael!“, erzählt der Bochumer. 23 Jahre lang haben seine Eltern Christian und Uwe Bewer das Zepter an der Brückstraße in der Hand gehabt, nun ist die nächste Generation dran.
„Mein Vater setzt sich krankheitsbedingt zur Ruhe“, berichtet der Hotelfachmann, Koch und Betriebswirt. Dass er eine Karriere in der Gastronomie einschlagen möchte, war ihm von Kindesbeinen an klar: Im Ritz Carlton in Wolfsburg kochte er bereits gemeinsam mit Sternekoch Sven Elversfeld.
Die elterliche Tradition möchte er bewahren, ein wenig frischen Wind wird es aber auch geben. Welche „modernen Einflüsse“ es genau sind und welcher Teil der Gastwirtschaft unter „Bestandsschutz“ steht, das debattiert Bewer-Junior gerade noch mit Frau Mama und Herrn Papa aus. „Es wird buntere Farbe geben, die Küche wird renoviert, es kommen Polstermöbel“, verrät Bewer.
Bayerische Küche goes vegetarisch
Abgelehnt wurde jedoch ein Banksy-Bild auf Leinwand direkt neben einer traditionellen Landschaftsmalerei, berichtet Bewer lachend. So viel steht fest: „Stammgäste kommen weiterhin auf ihre Kosten“, verspricht er. Sorge, dass nun „alles anders“ werde, müsse niemand haben. „Die klassische Schweinshaxe wird es immer noch geben“, kündigt er an und auch bei der Champignonsauce hört der neue Wirt den Vater in den Ohren. „Da hat der Sohn nicht dran rum zu pfuschen.“ Aber, so sagt Bewer selbst: Bochum ist bunter geworden. Und deshalb will die Paulaner Botschaft auch denen etwas anbieten, die beispielsweise kein Schweinefleisch essen oder bayerische Küche in vegetarisch probieren möchten.
Partyservice und Brunch
Die Paulaner Botschaft befindet sich an der Brückstraße 31. Das bayerische Restaurant hat mittwochs bis samstags von 12 bis 24 Uhr geöffnet und sonntags von 12 bis 22 Uhr.
Das Lokal bietet auch einen Partyservice an, bei dem Buffets nach Hause geliefert werden. Sonntags wird regelmäßig ein Brunch angeboten.
Die Übergabe wird am Samstag (29.) mit einer traditionellen Fassleerung gefeiert.
Das Motto der Paulaner Botschaft lautet fortan „Endlich dahoam!“ – bayerisch für „Endlich zu Hause“. „Ich habe selbst einige Jahre nicht in Bochum gelebt, aber hier gehöre ich hin. Ich wusste immer, dass ich zurückkomme – die Frage war nur, wann“, sagt Bewer. An Bochum schätze er, dass die Menschen hier den Wert von Fleiß und Arbeit noch anerkennen würden.
Abseits des Lobgesangs auf die Heimat treiben Bewer auch Sorgen um: „Aktuell gibt es wenig politische Sicherheit. Man weiß zum Beispiel nicht, bis wann die Umsatzsteuer bei sieben Prozent bleibt“, sagt er.
Neuer Wirt hat Herausforderungen der Gastronomie im Blick
In Zeiten des Kneipensterbens hat Bewer es sich selbst auf die Fahne geschrieben, für einen „Ruck“ an der Brückstraße zu sorgen. „Die Innenstadt hat schon bessere Tage erlebt“, gibt er zu.
Mutter Christiane Bewer blickt der Übergabe mit einem weinenden und einem lachenden Auge entgegen: „Es ist, wie ein kleines Kind abzugeben“, meint sie. Gemeinsam mit ihrem Ehemann habe sie die Gastronomie „heruntergewirtschaftet“ übernommen und wieder aufgebaut.
Mutter Christiane verrät ihr Erfolgsrezept
„Die ersten Jahre haben wir nie Urlaub gemacht“, sagt sie. Zuvor hatte das Gastronomen-Paar von 1992 bis ins Jahr 2000 das „Haus Linden“ geführt. In der Paulaner Botschaft konnten die Bewers sogar Prominente empfangen: Dazu zählen beispielsweise der französische Schauspieler Pierre Brice und der Musiker Jürgen Triebel.
Ihrem Sohn traut Bewer die Übernahme zu. Ihr Erfolgsrezept gibt sie ihm mit auf den Weg: „Wir waren ständig für die Gäste da, sind auf Kundenwünsche eingegangen und haben saisonale Zusatzgerichte angeboten. Dabei immer nett und freundlich sein.“ So kann’s kaum mehr schiefgehen.