Bochum. In Bochum steigt die Zahl der Unfälle mit verletzten Radfahrern. Doch wer trägt dabei meist die Schuld? Die Polizei hat dazu Antworten.
Die Zahl der Unfälle mit Radfahrerinnen und Radfahrern in Bochum steigt. So sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Polizei insgesamt 298 Unfälle mit verletzten Fahrradfahrern bekanntgeworden. Und meistens – so zeigt der Blick auf die Langzeitstatistik – sind die Unfallverursacher nicht die Radfahrer selber. Nur etwa bei jedem dritten Unfall zwischen 2018 und 2022 war der Fahrradfahrer selber Schuld.
Seit 2018 ist ein klarer Trend bei den Unfallzahlen zu erkennen: Sie steigen. Allein das Jahr 2020 ist mit 318 Unfällen eine (unrühmliche) Ausnahme. In diesem Jahr hat es bis April bereits rund 70 Unfälle mit verletzten Radfahrern gegeben. Neun Menschen wurden schwer, 61 leicht verletzt.
Zur Wahrheit gehört – das bestätigt auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) – dass immer mehr Menschen Fahrradfahren. „Das ist keine subjektive Sicht, sondern eine, die auch objektiv von den Zählstellen bestätigt wird“, sagt der Bochumer Vorsitzende Jens Matheuszik.
Radfahren in Bochum: Wo ist es besonders gefährlich?
Doch wo ist es für Radfahrer in Bochum besonders gefährlich? Die Polizei hat auf Nachfrage mehrere Unfallschwerpunkte für Radfahrer ausgemacht. Dazu gehören, die Hans-Böckler-Straße am Technischen Rathaus: Dort gebe es regelmäßig Verkehrsunfälle, weil Autos verbotenerweise auf dem Radstreifen parken und den Radfahrverkehr so behindern. Aber auch Unfälle in den Schienen und mit Fußgängern im Bereich der City-Passage kämen häufig vor.
Ebenfalls gefährlich: Auf der Herner Straße zwischen Bergbaumuseum und Schmechtingstraße gebe es oft Fehler beim Abbiegen, außerdem fahren Radfahrer laut Polizei verbotenerweise auf der Straße – außerhalb des markierten Radweges. An der Viktoria- und der Humboldstraße werde der Radweg oft gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung genutzt.
An der Herner Straße und ihrer Auffahrt zur A 40 komme es regelmäßig zu Ärger wegen der Vorfahrtsregel, die Alleestraße gilt wegen der Straßenbahngleise und des Kopfsteinpflasters als gefährlich. Im Oktober des vergangenen Jahres war ein 75-Jähriger dort in die Gleise geraten und gestürzt. Er erlag wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Unfälle in alten Straßenbahngleisen – Projekt scheiterte
Der Unfall in den Gleisen hatte in der Stadt eine Diskussion über den Umgang mit alten Straßenbahngleisen und ihre Gefahr für Radfahrer ausgelöst. So wies etwa das Fahrradbündnis Radwende darauf hin, dass die Straßenbahnschienen „unglaublich gefährlich“ sind. Nach Angaben der Stadt liegen noch etwa 4,9 Kilometer alte Gleise, die ausgebaut werden sollen.
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Doch auch noch genutzte Gleise stellen eine Gefahr dar, wie der Unfallschwerpunkt an der Hans-Böckler-Straße zeigt. Aus der Politik hatte es die Überlegung gegeben, dort sogenannte „Gummi-Lippen“ einzusetzen. Das Prinzip: Die Straßenbahn drückt die „Gummi-Lippe“ durch ihr eigenes Gewicht nach unten und kann so ganz normal die Gleise nutzen. Hinter der Bahn formt sich das Gummi in die ursprüngliche Lage zurück und bildet für Fahrräder einen festen ebenen Untergrund.
Doch das Projekt scheiterte: Mit 350.000 Euro zu teuer – außerdem hatten andere Pilotstädte schlechte Erfahrungen mit dem Wartungsaufwand gemacht. Die FDP wagt nun einen weiteren Vorstoß und setzt sich für Gummi-Lippen in den Straßenbahngleisen auf dem Castroper Hellweg im Bereich der Haltestelle „Gerthe Mitte“ ein.
Bochums ADFC-Chef (gleichzeitig auch SPD-Ortsvereinsvorsitzender) Jens Matheuszik zeigt sich indes, mit dem auch von der SPD beschlossenen Radverkehrskonzept zufrieden. Es werde die Sicherheit für Radfahrer verbessern. Rote eingefärbte Radwege wie nun an der Herner Straße seien auch an anderen Stellen denkbar. Auch Schwerpunktaktionen gegen Falschparken und die neue Fahrradstaffel seien weitere Bausteine, um das Radfahren sicherer zu machen.
Drei häufige Unfallursachen
Die Polizei hat drei häufige Gründe ausgemacht, aus denen Radfahrer auch selber Unfälle verursachen.
Dazu gehört, dass Radfahrer verbotenerweise auf der Fahrbahn oder dem Gehweg fahren. Dass sie betrunken fahren und dass sie Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr machen.