Bochum. Aus einer Kirche wird ein Wohnviertel: Das „Antonius-Quartier“ gilt als eines der spannendsten Bauprojekte in Bochum. Das ist der aktuelle Stand.

„Geht nicht? Geht doch!“, prangt auf Transparenten am Gerüst und Bauzaun. Was der Bochumer Investor Werner Boxbücher anfangs als „ziemlich irre“ bewertet hatte, nimmt im Griesenbruch an Fahrt auf. Wohnen in einer ehemaligen Kirche: Im „Antonius-Quartier“ wird das in eineinhalb Jahren möglich sein.

2018 hatte Boxbücher die seit 15 Jahren leerstehende Antonius-Kirche gekauft. Sein Ziel: Das einstige Gotteshaus wie zuvor u.a. das Thyssenkrupp-Gesundheitshaus an der Bessemerstraße, das evangelische Gemeindehaus in Hordel und den Hochbunker in Günnigfeld für Wohnen und Arbeiten zu erhalten und wiederzubeleben.

„Antonius-Quartier“ in Bochum: Stahlträger stützen Kirchenmauern

Seit dem Baubeginn im Herbst 2022 wird aus der Vision Wirklichkeit. Dem „irren“ Plan entwächst eines der spannendsten Wohnbauprojekte in Bochum. Auf 18 Millionen Euro werden die Gesamtkosten beziffert.

Auch interessant

Die Mission „Auferstanden aus Ruinen“ läuft nach Plan, sagt Moritz Glud, der mit seiner Immobilienfirma Glubo das künftige Quartier vermarktet. Spektakulär ist der Blick, der sich von der Bessemerstraße aus bietet. Von der zuletzt verfallenen Kirche stehen nach dem Teilabriss im Frühjahr nur noch drei Seitenwände und der 35 Meter hohe Kirchturm. Die Mauern sind mit Stahlträgern gesichert. Gerüste mit 1000-Liter-Wassertanks verleihen zusätzlich Stabilität. Sonst würde das steinalte Mauerwerk zusammenbrechen.

Zehn Meter tief ist die Baugrube, die zwischen den alten Seitenwänden der Kirche ausgehoben wurde. Hier entsteht eine zweigeschossige Parkgarage.
Zehn Meter tief ist die Baugrube, die zwischen den alten Seitenwänden der Kirche ausgehoben wurde. Hier entsteht eine zweigeschossige Parkgarage. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Im alten Kirchenschiff entsteht ein moderner Neubau

Ganz ohne Stütze ragt der 35 Meter hohe Kirchturm als Landmarke empor. Stabil wie seit mehr als 120 Jahren, auch wenn die Zeit auf der Turmuhr stehengeblieben ist. „Das Uhrwerk wird später erneuert“, verspricht Moritz Glud.

„Alles abzureißen und neu zu bauen wäre im Zweifelsfrei günstiger gewesen. Dann wäre es aber nicht mehr das, was es mal war“, sagt Werner Boxbücher, der das Objekt inzwischen an die Münchner Investorengruppe LKC verkauft hat, seinem Herzensprojekt aber nach wie vor eng verbunden ist. Nun werde „quasi ein neues Haus in das alte Kirchengebäude eingebaut“.

In einem Monat soll die Bodenplatte gesetzt werden

Zehn Meter tief ist die Baugrube, die in den vergangenen Wochen ausgehoben wurde. Hier entsteht eine zweigeschossige Tiefgarage mit 33 Stellplätzen samt E-Ladestationen. In vier Wochen soll die Bodenplatte gesetzt werden. „Wenig später beginnt der Hochbau innerhalb des Kirchenschiffes“, schildert Moritz Glud.

Auch interessant

Insgesamt entstehen inklusive eines vorgesetzten Neubaus 39 Eigentumswohnungen vom Apartment bis zur Maisonettewohnung (Werbung: „Geschützt von alten Mauern, bewacht vom Kirchturm“) mit 30 bis 165 Quadratmetern. Die Öffnungen der opulenten Kirchenfenster dienen als Balkon. Energetisch werde das Quartier höchsten Ansprüchen genügen, betont Glud. Eigens sei eine Fernwärmeleitung gelegt worden, die die Fußbodenheizungen speist. Die Warmwasserbereitung erfolgt über eigene Luftwärmepumpen mit Solarziegeln.

So soll das „Antonius-Quartier“ nach der Fertigstellung 2025 aussehen. Rechts die alte Kirche mit Balkonen vor den ehemaligen Kirchenfenstern.
So soll das „Antonius-Quartier“ nach der Fertigstellung 2025 aussehen. Rechts die alte Kirche mit Balkonen vor den ehemaligen Kirchenfenstern. © Boxbücher

Makler: 65 Prozent der Wohnflächen sind schon vergeben

Die exklusiven Bleiben, so hatte Werner Boxbücher zum Beginn der Vermarktung erklärt, kosten 4000 Euro pro Quadratmeter. „Das Interesse ist groß. Es gibt regelmäßig Besichtigungen“, sagt Moritz Glud. 65 Prozent der Wohnflächen seien bereits vermarktet. Von den vier neu entstandenen „Townhäusern“ mit kleinen Vorgärten an der Stelle des alten Pfarrsaals seien noch zwei zu haben.

Auch interessant

Mitte September wird mit einem Tag der offenen Tür die Grundsteinlegung gefeiert. Ende 2024 sollen die ersten Wohnungen bezogen werden. Ein Jahr später soll das „Antonius-Quartier“ mitsamt aller Außenanlagen komplett fertiggestellt sein.

Die Kirche bleibt im Dorf. Geht nicht? Geht doch!

Informationen gibt es auf antonius-quartier.de. Hier kann per Kamera auch der Baufortschritt „live“ verfolgt werden.