Immer wieder zog es Werner Boxbücher an die Bessemerstraße. In das ehemalige Gesundheitshaus des Bochumer Vereins, später Sitz der Betriebskrankenkasse von Krupp, hatte er sich schlichtweg verliebt. „Ich mag einfach diesen 50er-Jahre-Baustil“, gesteht er. Irgendwann tat er das, was zu einer wahren Liebe gehört. Er wollte eine sichere Bindung. Gesagt, getan. Im Oktober 2014 kaufte er Thyssen-Krupp das Gebäude ab. Am Donnerstagabend war das Ergebnis zu bewundern. Das ehemalige Gesundheitshaus wurde zum „Bessem Carré“ und zeigt sich komplett saniert.
Mehr als zwei Millionen Euro investierte Werner Boxbücher in das Gebäude. Es galt, den Denkmalschutz zu erfüllen. Vor allem die Fassade und das geschwungene 50er-Jahre-Treppenhaus dürfen nicht verändert werden. Doch Boxbücher tat mehr. In Düsseldorf ließ er Originallaternen an einem alten Thyssen-Krupp-Standort demontieren. Mit neuer LED-Technik beleuchten sie nun den Parkplatz an der Bessemerstraße. Irgendwo im alten Gebäude fand er Originaltüren. In Polen ließ er sie restaurieren. Sogar die Regale des alten Werks-Weinkellers (der befand sich später im Gesundheitshaus!) bekommen einen neuen Platz im Restaurant „La Mesa“, das in der kommenenden Woche eröffnen wird.
Bereits jetzt sind 14 Mieter eingezogen, vom Architekturbüro bis zur Kindertagesstätte, von der psychologischen Praxis bis zur Medizintechnik-Firma. „Das ging schnell wie der Wind während des Umbaus. Ich musste kaum Werbung machen“, erzählt Boxbücher.
Am Donnerstag gab es was auf die Gabel, Musik im Stil der 60er Jahre und natürlich den Blick auf die frisch renovierten Örtlichkeiten. Bei strahlendem Frühlingswetter genossen die über 100 geladenen Gäste die Eröffnung dieses „einzigartigen Gewerbegebietes im einem Haus“, wie ein Gast launig und durchaus positiv kommentierte.
Ein wenig traurig ist, das es nicht geklappt hat mit dem „Freien-Kunst-Territorium“ (FKT), die Künstler-Szene hatte das Gebäude über etliche Monate genutzt. Boxbücher hatte sie nicht einfach vor die Tür setzen wollen. Es gab Gespräche. „Sie sollten ein eigenes Gebäude auf dem Gelände bekomme. Ich hab da viel Zeit investiert“, erinnert er sich. Plötzlich habe sich das FKT aufgelöst. Diese Pläne konnten allerdings nicht mehr umgesetzt werden. Ehemalige Mitglieder des FKT bestätigen, dass es ein solches Angebot gegeben habe. Die Höhe der Miete für ein geplantes Bildhauer-Atelier sei jedoch für freie Künstler nicht zu stemmen gewesen.
Ursprünglich hatte es bekanntlich sogar Überlegungen gegeben, dass das FKT das Gebäude selbst von Thyssen-Krupp erwerben sollte. Dies hatte sich jedoch zerschlagen.