Bochum. Die Arbeitgeber an der Ruhr schlagen Alarm. Jedes fünfte Unternehmen schreibe Verluste, heißt es nach einer aktuellen Umfrage des Verbandes.
„Die Ruhr-Wirtschaft kommt nicht zur Ruhe“, lautet die Quintessenz einer Umfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen in Bochum zur Jahresmitte. Jedes fünfte Unternehmen im Mittleren Ruhrgebiet schreibe aktuell Verluste, heißt es.
Konjunkturumfrage: Aufträge aus dem Inland sind eingebrochen
„Von unseren rund 420 Mitgliedsunternehmen haben sich knapp 20 Prozent an der Umfrage beteiligt. Die Ergebnisse sind zum Teil dramatisch, spiegeln aber wider, was wir als Arbeitgeber seit Wochen und Monaten predigen: Die explodierenden Kosten an allen Ecken und Enden steigen den Unternehmen über die Köpfe“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen (AGV).
Erlhöfer fordert für die Unternehmen nicht nur einen „fairen Industriestrompreis“, sondern „eine Art Belastungsmoratorium, damit die Unternehmen wieder wirtschaftlich produzieren können.“ Nur 46 Prozent der Betriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, melden eine gute bzw. befriedigende Geschäftslage. Aufträge aus dem Inland sind im Vorjahresvergleich eingebrochen. Nicht einmal jeder dritte Betrieb spricht von guten Umsätzen.
Erwartungen bei den Arbeitgebern sind gesunken
Immerhin seien die Investitionszahlen im Inland stabil. 52,2 Prozent (Vorjahr 55,6 %) der Unternehmen planen laut AGV höhere bzw. gleichbleibend hohe Investitionen in den Standort. Leicht abgesackt seien indes die Zahlen zur Beschäftigung: 26 Prozent planen Personalabbau, nur 17,4 Prozent können Personal aufbauen.
Die Aussichten seien ebenfalls nicht rosig, heißt es. Nur 36 Prozent der befragten Unternehmen erwarten bessere bzw. gleichbleibend gute Geschäfte. Vor Jahresfrist waren dies noch knapp 48 Prozent. Gleichbleibend schlechte bzw. schlechtere Aufträge erwarten 64 Prozent, sogar 79 Prozent gehen von gleichbleibend schlechten bzw. noch schlechteren Erträgen aus.
Arbeitgeberverband befürchtet Abwanderung der Industrie
Dirk W. Erlhöfer: „Die Industrie als Grundpfeiler unserer Wirtschaft im Mittleren Ruhrgebiet und in Deutschland insgesamt leidet besonders unter den steigenden Kosten für Rohstoffe, unter den explodierenden Energiekosten und nicht zuletzt unter den immer weiter steigenden Lohnkosten und Sozialversicherungsbeiträgen.“
Der Hauptgeschäftsführer erwartet von der Politik möglichst rasch eine deutlich Entlastung an mehreren Stellen, „sonst erleben wir Abwanderungsbewegungen ganzer Industrien, da der Standort Deutschland einfach zu teuer ist“.