Bochum. Mehr Schüler durch Zuzüge und Geflüchtete sowie dringende Bauarbeiten steigern den Platzbedarf an den Schulen in Bochum. Wie die Stadt reagiert.

An vielen Schulen in Bochum wird der Platz knapp. Immer mehr Schüler wollen unterrichtet werden. In erster Linie steigern Geflohene, Zugezogene, aber auch ein starker Jahrgang, der nach den Sommerferien eingeschult wird, die Schülerzahl; die Stadt Bochum rechnet aktuell mit 3376 i-Dötzen. Gleichzeitig verringern dringende Bauarbeiten die Zahl der zur Verfügung stehenden Klassenräume.

Stadt Bochum stellt Container an dreizehn Schulen auf

An gleich dreizehn Schulstandorten werden in den Sommerferien Container aufgebaut, die als temporäre Schulgebäude genutzt werden können. Rund 5,2 Millionen Euro lässt sich die Stadt das kosten. Drei Unternehmen stellen die 172 bestellten Module auf. Jeder Container ist rund sechs mal zweieinhalb Meter groß und wiegt drei Tonnen.

Ulrich Taruttis koordiniert und kontrolliert den Aufbau der Schul-Container. Taruttis ist Sachgebietsleiter bei den Zentralen Diensten der Stadt Bochum.
Ulrich Taruttis koordiniert und kontrolliert den Aufbau der Schul-Container. Taruttis ist Sachgebietsleiter bei den Zentralen Diensten der Stadt Bochum. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Jeweils vier Module bilden einen Klassenraum“, sagt Ulrich Taruttis, der Leiter des zuständigen Sachgebiets bei den Zentralen Diensten der Stadt Bochum. „Der Bedarf ergibt sich aus dem Schulentwicklungsplan und den Angaben der Schulen für das Schuljahr 2023/2024.“

Förderschule zieht vorübergehend zum Lenneplatz um

„Sehr sportlich“, nennt Norbert Kötting indes seine Aufgabe. 93 der 172 Module sollen von dem Bauleiter der Firma FAGSI (Morsbach) und seinem Team in den Ferien aufgestellt werden. Allein 56 sind es am Lenneplatz 21. An dem ehemaligen Standort der katholischen Hauptschule entsteht ein Ausweichquartier für die Paul-Dohrmann-Förderschule.

Kinder des Standortes an der Hiltroper Straße, der für knapp zehn Millionen Euro saniert und erweitert wird, sollen am Lenneplatz spätestens ab Ende des Jahres bis vermutlich 2026 unterrichtet werden. Nach den Ferien werden die Klassenräume sukzessive hergerichtet. In den Bestandsgebäuden nebenan sind 14 Klassen der Technischen Beruflichen Schule I vom Ostring untergebracht. In der Innenstadt läuft eine umfangreiche Sanierung.

„Seit 2008 haben wir 250 Millionen Euro in den Brandschutz an unseren Schulen investiert“, sagt Taruttis. „Bis 2030 folgen weitere 150 Millionen Euro.“ Häufig aber bleibt es nicht bei den Arbeiten zur Verbesserung des Brandschutzes, der seit dem Flughafenbrand in Düsseldorf 1996 in öffentlichen Gebäuden höchsten Stellenwert genießt.

250 Millionen Euro für den Brandschutz

Gefordert ist insbesondere ein zweiter Rettungsweg. Taruttis: „Dabei geht es aber nicht nur um die Fluchttreppe, sondern auch um die Wege dorthin.“ Und das erfordere häufig Arbeiten, die Schadstoffe sichtbar machten: PCB, PAK, Asbest. „Meistens ist dann neben Brandschutz und Schadstoffsanierung auch eine energetische Sanierung sinnvoll.“

Für Überraschungen sorgt auch die Digitalisierung. „Wir verlegen kilometerweise Kabel in den Gebäuden und ziehen diese durch Decken und Wände. Auch dabei stoßen wir auf Schadstoffe, die vorher nicht bekannt waren“, so Taruttis.

Vorbei seien die Zeiten, da Arbeiten in den Schulen insbesondere in den Ferien durchgeführt würden. „Wir planen ganzjährig“, so Taruttis, „in den Ferien ist nur die Hälfte der Mitarbeiter da, die Kunden aber haben doppelt so viele Wünsche. Man müsste also mit 50 Prozent der Mitarbeiter 200 Prozent der Arbeit bewältigen. Das funktioniert nicht.“

Die Container müssen in Waage stehen. Mitarbeiter der Firma FAGSI beim Ausrichten der Module.
Die Container müssen in Waage stehen. Mitarbeiter der Firma FAGSI beim Ausrichten der Module. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Das Aufstellen der 172 Container in den Ferien indes könnte funktionieren. „Noch liegen wir im Zeitplan“, sagt Bauleiter Kötting. Am 18. Juli sollen jedenfalls am Lenneplatz alle Module stehen. FAGSI ist außerdem zuständig für die temporären Klassenzimmer an Drusenbergschule (18 Module), Natorpschule (10) und Vels-Heide-Schule (9).

Aufgestellt werden Container zudem an Astrid-Lindgren-Schule (5), Köllerholzschule (12), Friederika-Schule (5), Don-Bosco-Schule (16), Hans-Christian-Schule (5), Gertrudisschule (8), Liboriusschule (12), Wilbergschule (10) und Goetheschule (6).

Während die Kosten für die Container feststehen, kommt es bei den Neu- und Umbauten sowie bei den Sanierungen immer wieder zu Preissteigerungen. „Inflation und Energiekrise“, so Taruttis, „treiben die Preise um durchschnittlich 15 Prozent. 70 Prozent unserer Kostenschätzungen passen aber auf den Punkt“.