Bochum-Hamme. In ihrer Wohnstraße in Bochum wollen Nachbarn eine Verkehrsberuhigung durchsetzen. Warum sie bislang bei der Stadt auf taube Ohren stoßen.

Auf der Overdyker Straße sorgen sich Eltern um ihre Kinder. „Bei uns wird so gerast, dass viele ihre Kinder nicht allein die Fahrbahn überqueren lassen“, sagt Detlef Hallmann. Die Anwohnerinnen und Anwohner machen sich seit Jahren für Tempo 30 stark. Kurios: Auf einigen Abschnitten gilt bereits eine Tempobeschränkung.

Besonders gefährlich sei die Situation im Kurvenbereich, wo Autofahrer weniger Einblick in den Straßenverlauf haben. Für Pkw gilt hier 50 km/h, für Lkw maximal Tempo 30. Das, so sind sich die Nachbarinnen und Nachbarn einig, werde nur selten eingehalten. Tatsächlich drücken hier einige Fahrer aufs Gaspedal, selbst Linienbusse – hier verkehren der 355er und der 368er – bilden da keine Ausnahme.

Viele Lkw kommen aus dem Bochumer Industriegebiet

Die Overdyker Straße wird von Lkw stark frequentiert, die meisten kommen vom benachbarten Gewerbegebiet Carolinenglück. „Die wollen die Mautgebühren sparen“, vermutet Franziska Melawe. Die Maut wird auf der A 40 erhoben, so auch auf den 1,6 Kilometern von der Anschlussstelle Hamme bis ins Zentrum.

Auch Mehtap Kaya hat Angst um ihr Kind: „Die Kleinen müssen über die Straße zur Gesamtschule an der Gahlenschen Straße, das gilt auch für die Kita. Das ist angesichts der vielen Raser viel zu gefährlich.“

Gerade in der Kurve der Overdyker Straße komme es nach Beobachtung der Anwohner zu gefährlichen Situationen.
Gerade in der Kurve der Overdyker Straße komme es nach Beobachtung der Anwohner zu gefährlichen Situationen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Tempo 50 für Pkw gilt nur auf einem kurzen Stück der Overdyker Straße; davor und dahinter ist bereits Tempo 30 angeordnet. „Ausgerechnet hier in unserem Wohnbereich gibt es keine Geschwindigkeitsreduzierung. Das ist nicht nachvollziehbar“, ärgert sich Detlef Hallmann. Er findet: „Es ist eine Frage der Zeit, bis hier etwas Schlimmes passiert.“

Hund wurde von einem Lkw überfahren

Peter Klein hat bereits Tragisches erlebt: „Mein Hund wurde überfahren, weil der Lkw, der von einer Verzinkerei kam, zu schnell war und nicht mehr ausweichen konnte.“

Frank Kopizinski ist Vorstandsvorsitzender der Dr. Wilhelm-Mommerz-Siedlergemeinschaft. Er wirft der Stadt Bochum vor, die Beschwerden der Anwohner nicht ernst zu nehmen. „Die Situation ist bekannt. Doch Stadtbaurat Markus Bradtke hatte mir nach einer Beschwerde schriftlich erklärt, es gebe keine besondere Gefahrensituation. Dabei habe ich schon beobachtet, dass Autofahrer sogar in der Kurve überholt haben. Und dort ist es für Fußgänger besonders unübersichtlich.“

Die Polizei sollte regelmäßig kontrollieren, findet Detlef Hallmann. „Denn selbst wenn Tempo 30 eingeführt würde, müsste gemessen werden, sonst hält sich niemand daran.“

Geschwindigkeitsmessungen der Polizei: Ergebnisse unauffällig

Das hat die Polizei nach Auskunft von Pressesprecher Marco Bischoff zuletzt im November vergangenen Jahres im Bereich Tempo 50 getan. „Unser Radarmessgerät ergab eine unauffällige Auswertung. 85 Prozent der Fahrzeuge fuhren mit 46 Stundenkilometern. Es gab nur eine geringe Anzahl an Überschreitungen.“

Die Stadt Bochum hat dort bislang nicht kontrolliert. Pressesprecher Peter van Dyk: „Kontrollen mit unseren Messfahrzeugen und unserem Messanhänger sind an dieser Stelle leider nicht möglich, da vor Ort kein geeigneter Stellplatz vorhanden ist. Es wird allerdings noch geprüft, ob Messungen per Stativ durchgeführt werden können.“

Die zu schnellen Lastwagen nerven die Anwohner auch wegen der Lärmbelästigungen, vor allem, wenn sie nachts vorbeifahren. „Die Lautstärke ist unerträglich. Bei uns hat schon der Dachstuhl wegen der Erschütterungen gewackelt“, beschwert sich Daniel Stark.

Für alle Nachbarn steht fest: Sie wollen weiter für eine Verkehrsberuhigung kämpfen.