Bochum. Die Theater machen Ferien? Nein! Beim „Rotten Summer“ an der Rottstraße 5 in Bochum stehen in diesen Wochen viele Aufführungen auf dem Spielplan.

Die Sommermonate sind für Theatergänger immer eine ziemliche Durststrecke, denn die meisten Bühnen sind während der Ferienzeit geschlossen. Ganz anders macht es das Theater Rottstraße 5 in Bochum: Hier wird traditionell der „Rotten Summer“ ausgerufen. Eigenproduktionen, aber auch Gastspiele und Konzerte stehen während der kommenden Wochen auf dem prall gefüllten Spielplan, um all jenen ein reizvolles Angebot zu bieten, die im Sommer nicht auf Theater verzichten wollen.

Off-Bühne in Bochum kennt keine Sommerferien

Echte Rottstraße-Klassiker wie „Lenz“ (23. Juli) und „Fight Club“ (11. August) finden sich ebenso darunter wie neuere Produktionen und Aufführungen, die teils schon länger nicht mehr in der Off-Bühne nahe des Westrings gespielt wurden. Empfindsamen Besuchern sei allerdings gesagt: In dem kleinen Saal unter der Eisenbahnbrücke kann es im Sommer tüchtig warm werden.

Dabei ist der „Rotten Summer“ immer eine schöne Gelegenheit, Theaterabende zu sehen, die man bislang womöglich verpasst hat. „Schöne neue Welt“ am Freitag, 14. Juli, um 19.30 Uhr macht in diesem Jahr den Auftakt. Mit einem dreiköpfigen Ensemble zeigt Regisseurin Maria Trautmann eindrucksvoll, wie aktuell die düstere Zukunftsvision von Aldous Huxley weiterhin ist.

„Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990“ ist die schwer zu Herzen gehende Geschichte eines unglücklichen Hamsters. Lukas Vogelsang spielt das Drama am 30. Juli.
„Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990“ ist die schwer zu Herzen gehende Geschichte eines unglücklichen Hamsters. Lukas Vogelsang spielt das Drama am 30. Juli. © Sophia Remer

In seinem konzentriert gespielten Solo „Der Wendepunkt“ nach der Autobiografie von Klaus Mann (am Samstag, 15. Juli, um 19.30 Uhr) geht der Schauspieler Sven Gey der Kernfrage nach: Wie konnte es zum Dritten Reich kommen, während die ganze demokratische Welt drumherum zuschaute? Die bitterböse Komödie „Die Enthandung“ (am Sonntag, 16. Juli, um 19.30 Uhr) steckt voller absurder Situationen und Dialoge und rundet das Eröffnungswochenende ab.

Stück erzählt vom unglücklichen Leben eines Hamsters

Dann wird’s rockig: Die Gelsenkirchener Band „Desolat“ gibt am Samstag, 22. Juli, um 19.30 Uhr ein Konzert an der Rottstraße. Gemeinsam mit „Bird’s View“ aus Frankfurt liefern sie eine energiegeladene Show. Beide Bands haben neue Alben am Start. „Doc Nelli“ spielen am Freitag, 28. Juli, um 19.30 Uhr unter dem Torbogen: Mit „Hungry Wolves“ als Vorband liefern sie einen entspannten Abend mit ruhigen, aber auch tanzbaren Rhythmen.

Ein Wiedersehen mit dem Schauspieler Lukas Vogelsang und seinem großartigen Solo „Die Geschichte von Edward dem Hamster (1990-1990)“ gibt es am Sonntag, 30. Juli, um 19.30 Uhr. Anrührend bringt Vogelsang das Tagebuch eines Hamsters auf die Bühne, der darin über sein unglückliches und entsetzlich ödes Leben zwischen Käfigstäben und Futternapf philosophiert. Vogelsang wurde als Schauspieler an der Rottstraße 5 entdeckt und gehört mittlerweile zum Ensemble des Wiener Burgtheaters.

„Der Wendepunkt“ nach Klaus Mann wird wieder am Sonntag, 15. Juli, an der Rottstraße 5 gespielt. Sven Gey zeigt ein konzentriert gespieltes Solo.
„Der Wendepunkt“ nach Klaus Mann wird wieder am Sonntag, 15. Juli, an der Rottstraße 5 gespielt. Sven Gey zeigt ein konzentriert gespieltes Solo. © André_Symann

Einen modernen Bühnenklassiker zeigt der Schauspieler Michael Kamp am Sonntag, 13. August, um 19.30 Uhr: „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind diente schon vielen großen Schauspielern als dankbare Spielvorlage. Virtuos erzählt Kamp darin von der Hassliebe eines Musikers zu seinem überdimensionalen Instrument, das er gern als „Dreckskasten“ beschimpft und sogar für die Misserfolge in seinem Liebesleben verantwortlich macht. Das ist immer wieder ein Theaterfest!

Michael Kamp gehörte lange zum Ensemble des Schauspielhauses, spielte etwa die Titelrolle in „Stiller“ und in „Spamalot“. Sein gefeiertes Kontrabass-Solo brachte er 2014 in Düsseldorf heraus – und zeigt es seither mit großem Erfolg.

Liebeserklärung an das Theater

Eine Liebeserklärung an das Theater ist „Die Eröffnung“ von Peter Turrini, im Jahr 2000 von Michael Maertens im Schauspielhaus uraufgeführt. An der Rottstraße 5 stürzt sich jetzt Benjamin Werner in die Rolle des jungen Schauspielers, der dem Publikum in zahlreichen Rollen sein ganzes Glück und Unglück offenbart. Wieder am Samstag, 26. August, um 19.30 Uhr.

Karten (14, erm. sieben Euro) unter karten@rottstraße5-theater.de