Bochum. Auf der Herner Straße in Bochum leuchten die Radstreifen jetzt rot. Sie wurden neu markiert. Das soll die Aufmerksamkeit von Autofahrern erhöhen.

Die Herner Straße in Bochum hat seit der vorigen Woche so richtig Farbe bekommen. Wer dort unterwegs ist, kann es nicht übersehen: das leuchtende Rot auf den Radstreifen zwischen Nordring und A-40-Abfahrt.

In beiden Fahrtrichtungen hat die Stadt auf dem je rund 1,1 Kilometer langen Streckenabschnitt für deutliche farbliche Akzente gesorgt. Polizeisprecher Marco Bischoff erklärt gegenüber der WAZ: „Rotmarkierungen von Radstreifen sind an Konfliktstellen wie zum Beispiel Kreuzungen und Einmündungen ein geeignetes Mittel, um Aufmerksamkeit gegenüber dem Radverkehr zu erhöhen und Verkehrsunfälle zu reduzieren.“

Zwischen Bergbaumuseum und Hofsteder Straße krachte es auffallend häufig

Immer wieder hatte es zwischen dem Bergbaumuseum und der Hofsteder Straße gekracht. Allein zwischen Januar 2020 und Oktober 2022 haben sich insgesamt 21 Unfälle ereignet. Bei einem Großteil der Unfälle kollidierten Fahrräder und E-Scooter mit Autos, weil deren Fahrerinnen oder Fahrer auf unterschiedliche Weise nicht aufgepasst hatten.

Ein Beispiel vom Mai 2023: Ein Autofahrer, der stadteinwärts fuhr, übersah beim Linksabbiegen in die Straße Am Bergbaumuseum einen entgegenkommenden Radfahrer (33), der stark abbremste, stürzte und schwer verletzt wurde.

Der Geruch von roter Farbe ist an der Herner Straße in Bochum deutlich zu vernehmen.
Der Geruch von roter Farbe ist an der Herner Straße in Bochum deutlich zu vernehmen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Wegen solcher Unfälle kam bereits im Februar dieses Jahres eine Unfallkommission zusammen, an der die Polizei, die Stadt und die „obere Straßenverkehrsbehörde“ der Bezirksregierung Arnsberg teilnahmen. Stadtsprecher Peter van Dyk: „Aufgrund des Unfallbildes hat die Unfallkommission beschlossen, die Sichtbarkeit des Radfahrstreifens auf der Herner Straße in dem betroffenen Abschnitt durch beidseitiges Einfärben in Rot zu unterstützen.“

Auf der Herner Straße drohen auch Dooring-Unfälle

Die Herner Straße ist außerdem anfällig für sogenannte Dooring-Unfälle, weil Radfahrer unmittelbar neben dem Parkstreifen fahren. Öffnet ein Autofahrer blitzartig die Tür (englisch: Door), ohne vorher den Radstreifen hinter sich zu beachten, droht beim Ausweichen ein Sturz in den fahrenden Verkehr hinein.

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Eine Unfallhäufungsstelle ist auch der Bereich der Herner Straße im Bereich der A-40-Anschlüsse, weshalb dort schon früher ein Teil des Radstreifens rot markiert worden war. Um aber eine einheitliche Gestaltung des ganzen Straßenquerschnittes zu bekommen, hat die Stadt nun den kompletten Abschnitt zwischen Nordring und A 40 rot markiert.

Am Dienstagmittag waren die Arbeiten einer externen Firma bereits fast vollständig abgeschlossen. Nur an einigen Stellen war der Radstreifen noch mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Die Kosten belaufen sich auf rund 200.000 Euro.

Auch weitere Gefahrenstellen im Bochumer Stadtgebiet werden rot markiert

Anwohner-Kritik wegen Farbpartikel

Ein Anwohner der Herner Straße hatte sich beschwert, dass beim Entfernen der alten Markierungen, beim Abschleifen, giftige Farbpartikel freigesetzt worden seien. Passanten könnten sie eingeatmet haben.

Die Stadt teilt diese Befürchtungen aber nicht. Die verwendeten Markierungsmaterialien seien geprüft und zugelassen und im ausgehärteten Zustand ungefährlich, wenn sie korrekt entfernt und entsorgt würden.

Die Firma sei für diese Arbeiten zertifiziert und arbeite schon seit einigen Jahren zuverlässig auf dem Stadtgebiet Bochum.

Die Rot-Markierung auf Radstreifen wird in Bochum nicht die Letzte sein. Schon mehrere andere Gefahrenstellen im Stadtgebiet wurden auf diese Weise sichtbarer gemacht, etwa an der Alten Wittener Straße in Laer vor Aus- und Einfahrten. Die Verwaltung wird sich auch weiter mit der Polizei zusammensetzen und entscheiden, wo rote Farbe hinkommt. Nördlich der A 40 wird die Herner Straße aber zumindest vorläufig noch nicht so markiert.

Wie effektiv so eine Maßnahme sein kann, zeigt die Kreuzung Höntroper Straße/Eppendorfer Straße/Gartenstraße, wie Polizeisprecher Bischoff berichtet. An der Stelle habe es ebenfalls vermehrt Unfälle mit Fahrrädern und Autos gegeben. Nach der Rot-Markierung des Radstreifens habe sich die Situation aber gebessert.