Bochum. Bochum gönnt sich in der City die Umgestaltung des Husemannplatzes. Die schicke Variante für das 6000 Quadratmeter große Areal hat ihren Preis.
Ein ganz neues Gesicht bekommt die westliche Innenstadt von Bochum: Die millionenschweren Bauprojekte Viktoria-Karree und Haus des Wissens sollen ihr einen modernen Anstrich verleihen. Abrunden soll dieses Bild der neue Husemannplatz, dessen Umbau gerade begonnen hat und der 2025 fertig wird. Dafür greift die Stadt tief in die Tasche; viel tiefer als ursprünglich gedacht.
Kosten für Platzumgestaltung sind auf mehr als das Dreifache gestiegen
Von zwölf Millionen Euro ist mittlerweile die Rede, mehr als dreimal so viel als ursprünglich veranschlagt. Als der Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs vor drei Jahren feststand, war noch von 3,7 Millionen Euro die Rede. Bei 5,7 Millionen Euro lag die Kostenschätzung 2021 und bei acht Millionen Euro erneut ein Jahr später, als die Entwurfsplanung auf dem Tisch lag.
Weitere zwölf Monate später kommen noch einmal vier Millionen Euro obendrauf. FDP-Bezirksvertreter Volker Behr hatte es schon 2022 geahnt: „Am Ende sind wir wohl bei einem zweistelligen Millionen-Betrag“, hatte er geunkt. Er sollte Recht behalten.
Kritiker wie die Stadtgestalter sehen sich darin bestätigt, dass „schlechtes Projektmanagement“, so Ratsmitglied Volker Steude, einmal mehr für Zeitverzögerungen und Kostensteigerungen verantwortlich sind. Außerdem sei zwischenzeitlich bei der Veranschlagung von Kosten immer von Teilbereichen wie dem eigentlichen Entwurf die Rede gewesen, statt von Beginn an alle anfallenden Kosten zu benennen.
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Gesamtkosten wurden erst unlängst ermittelt
Tatsächlich wurde erst beim Spatenstich vor einigen Tagen die Projektgesamtkosten für die 6000 Quadratmeter große Fläche ermittelt, wie Stadtsprecher Thomas Sprenger einräumt. Denn: Beim städtebaulichen Wettbewerb sei ausschließlich die Gestaltung maßgebend. „Der Abbruch der Gebäude, Rückbau der Platzoberflächen und die Abdichtung der Tiefgarage sind beispielsweise noch nicht Bestandteil der Kostenannahme“, so Sprenger. Dies sei erst später bei der Entwurfsplanung der Fall. Doch auch die damit verbundene Kostenberechnung entspreche nicht den Gesamtkosten.
Anlieger müssen nicht zahlen
Aufatmen können die Anwohner des Husemannplatzes. Sie hätten eigentlich nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) zur Finanzierung des Umbaus herangezogen werden können.
Da NRW die KAG-Beiträge derzeit aber zu 100 Prozent übernimmt, entstehen nach Angaben der Stadtverwaltung den Anliegern keine Kosten.
Die liegen erst jetzt auf dem Tisch. Vorläufig. Denn: Ein weiterer Anstieg ist nicht ausgeschlossen. „Eine Kostensteigerung ist aufgrund der Marktlage und äußeren Einflüssen nie auszuschließen“, sagt der Stadtsprecher.
Weitere Kostensteigerung ist nicht ausgeschlossen
Tatsächlich zeigt ein Blick in die Verwaltungsvorlage mögliche Fallstricke. Bislang, so heißt es, sei geplant, die Abdichtung der Tiefgarage unter dem Husemannplatz nicht zu erneuern, sondern die noch in weiten Teilen vorhandene Abdichtung durch eine zweite Ebene zu ergänzen. Bei der Entwurfsplanung im April 2022 wurden dafür 1,15 Millionen Euro veranschlagt. Aber: „Sollten wider Erwarten während des Baus größere Schäden an der Abdichtung der Tiefgarage vorgefunden werden, wird gegebenenfalls eine komplette Erneuerung der Abdichtung erforderlich“, heißt es.
Warum die damalige Kostenberechnung von insgesamt acht Millionen Euro ausgegangenen ist und nun zwölf Millionen Euro veranschlagt werden, erklärt die Stadt so: „Diese Summe beinhaltet alle im Zusammenhang mit dem Projekt stehenden Kosten wie Planungs- und Gutachterkosten, vorbereitende Arbeiten und anderes sowie der Auftrag an die Firma Benning.“ Das Landschaftsbau-Unternehmen aus Münster hat bereits in der Vergangenheit öffentliche Aufträge in Bochum übernommen, so bei der Neugestaltung von Kortum- und Huestraße.
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Dieser Auftrag habe im übrigen, so der Stadtsprecher, zur einzigen Kostensteigerung geführt. Kalkuliert habe die Verwaltung mit sieben Millionen Euro, das beste Angebot habe aber bei 8,4 Millionen Euro gelegen. „Diese Kostensteigerung spiegelt die derzeitige Baupreissteigerung wider und bewegt sich in dem derzeitig üblichen Rahmen“, so Sprenger.
„Abspecken“ der Umgestaltung kommt nicht in Frage
Nicht in Frage kommt aus Sicht der Stadt, die Neugestaltung des Platzes weniger opulent zu gestalten. Es sei nicht beabsichtigt, die Planung „abzuspecken“, um die Kosten zu senken. Das Wettbewerbsergebnis des Büros sinai (Berlin) sehe außer der Oberflächengestaltung mit der Green Cloud (Café, öffentliche Toilette, Tiefgaragenzugang, Kinderabenteuerspielplatz) und der Blue Cloud (digitales Wasserspiel) zwei wesentliche Elemente vor, die in der Aufgabenstellung des Wettbewerbs von der Stadt Bochum gefordert wurden.
Der Boden hatte bereits frühzeitig für einen spürbaren Kostenanstieg gesorgt. 2021 war der Quadratmeterpreis für die bevorzugte Steinart, die „Grauwacke“, von 190 auf 320 Euro gestiegen. Statt der angesetzten 1,15 Millionen Euro stieg der Preis für bergische Grauwacke auf knapp zwei Millionen Euro.