Bochum. Fast alle städtischen Gebäude in Bochum werden mit Gas beheizt. Werden sie umgerüstet auf Erneuerbare Energien, kostet das eine Stange Geld.

Viele Hausbesitzer machen sich seit Monaten Gedanken darüber, ob sie sich eine neue Heizung anschaffen müssen und wie viel sie das kosten wird. Die Pläne für das Gebäudeenergiegesetz ruft aber auch Unternehmen und Kommunen auf den Plan. Die Stadt Bochum etwa unterhält 250 Immobilien mit Gas- und Ölheizungen.

250 städtische Gebäude in Bochum werden mit Gas und Öl beheizt

Deren Modernisierung nach neuesten Standards oder gar der Wechsel zu Erneuerbaren Energien bis spätestens 2045 könnte mächtig ins Geld gehen. Nach Angaben des Deutschen Städte- und Gemeindebundes muss mit etwa 60.000 Euro pro Heizung gerechnet werden. Für Bochum würde dies eine Investitionsbelastung in Höhe von 15 Millionen Euro bedeuten.

„Angesichts der immer noch angespannten Haushaltslage wird das eine besondere Herausforderung“, sagt Felix Haltt, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion. „Da kann man sich schon die Frage stellen, ob der Staat Gesetze macht, die er sich eigentlich nicht mal selbst leisten kann.“ Haltts Fraktion möchte von der Verwaltung u. a. wissen, „wie viele Heizungsanlagen in städtischen Gebäuden bereits den neuen Anforderungen entsprechen und mit ganz oder teilweise erneuerbaren Energien betrieben werden“ und ob Schwierigkeiten bei einer möglichen Umrüstung in älteren Gebäuden wie dem Rathaus zu erwarten seien.

Bochum hat Heizanlagen 1996 an die Stadtwerke verkauft

„Die Anlagen werden regelmäßig erneuert und sind somit auf zeitgemäßem technischen Stand“, versichert die Stadt. Zukünftige Umrüstungen sowie deren Zeit- und Kostenrahmen müssten noch geplant werden. „Zurzeit stehen die tatsächlichen zukünftigen Anforderungen bzw. gesetzlichen Vorgaben und auch zugehörige Fristen/Übergangsregelungen noch nicht fest.“ Nach Angaben der FDP-Fraktion hat der Städtebund aber bereits ermittelt, dass bis 2045 in Deutschland 135.000 kommunale Gebäude mit neuen Heizungsanlagen ausgestattet werden. Kostenpunkt: acht Milliarden Euro.

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Das indes muss die Stadt Bochum – zumindest direkt – nicht berühren. Denn: Sie hat 1996 die Heizungsanlagen an die Stadtwerke Bochum verkauft und bezahlt nicht für Gas oder Öl, „sondern kauft Wärme bei den Stadtwerken ein“, wie im Energiebericht 2017 zu lesen ist. Tatsächlich seien nicht die Heizungsanlagen verkauft worden, so Stadtsprecher Thomas Sprenger, „sondern die Wärmeerzeugungsanlagen“ wie z. B. Gasheizkessel. Daher seien die Stadtwerke zuständig für die Umrüstung der Wärmeerzeugungsanlagen in städtischen Immobilien. Indes: Indirekt betrifft deren Aufwand auch wieder die Stadt selbst, schließlich ist das Energieunternehmen eine 100-prozentige Stadttochter.

Stadtwerke wollen Umrüstung auf Erneuerbare Energien vorantreiben

Diese wiederum hat nach eigenen Angaben seit 1996 jährlich 15 bis 20 Anlagen mit einem Budget von etwa 300.000 Euro ausgetauscht bzw. modernisiert. „Mittlerweile sind alle Anlagen mindestens einmal erneuert worden und wir befinden uns in der zweiten Erneuerungsphase“, sagt Stadtwerke-Sprecher Jascha Dröger. Dies geschehe in enger Abstimmung mit der Stadt Bochum.

„Bis auf wenige Ausnahmen werden die Anlagen heute mit Erdgas betrieben“, so Dröge. Angaben darüber, wie viele Heizkessel vor dem Hintergrund des Gebäudeenergiegesetzes erneut werden müssen, macht er nicht. Das Ziel sei es, „den Einsatz Erneuerbarer Energien, Wärmepumpen und/oder Hybridlösungen voranzutreiben.“ Dabei spiele die individuelle Betrachtung einzelner Objekte eine große Rolle. Gespräche dazu würden Stadt und Stadtwerke längst führen.