Bochum. Über 30 Millionen Euro verfügt die Stadt Bochum, um Immobilien und Grundstücke für die Stadtentwicklung zu kaufen. Genutzt hat sie das Geld kaum.
Mitgeboten hat die Stadt Bochum vor einigen Wochen bei der Zwangsversteigerung eines Grundstücks in der Innenstadt. Sie wollte es kaufen, um die Stadtentwicklung an der Ecke Nordring/Kortumstraße beeinflussen zu können. Gelungen ist ihr das allerdings nicht. Die Fläche ist für 586.000 Euro und damit das Viereinhalbfache des Verkehrswerts an einen Investor gegangen, der dort ein Mehrfamilienhaus bauen will.
Bochums Fonds mit 30 Millionen Euro ist noch fast ungenutzt
Es ist nicht das erste Mal, dass die Stadt bei dem Versuch, die Entwicklung von Wohn- und/oder Gewerbeflächen über einen Kauf zu beeinflussen, leer ausgegangen ist. Sie hatte nach einem Ratsbeschluss 2019 das Sondervermögen „Grundstücksentwicklung Bochum“ gebildet, um den „Aufkauf und die Entwicklung ungenutzter Flächen im Stadtgebiet zu ermöglichen“, wie es damals hieß. Der Grundstücksfonds ist mit der stattlichen Summe von 30 Millionen Euro ausgestattet, die aus den Haushalten 2020 und 2021 geflossen sind.
Bewegt hat der Fonds in den vergangenen dreieinhalb Jahren allerdings noch nicht viel. „Wir haben eine Immobilie an der Brüderstraße gekauft und wieder verkauft“, sagt Kämmerin Eva Hubbert auf Anfrage dieser Redaktion. Mehr ist mit dem Geld noch nicht passiert. Denn: „Es ist nicht so einfach, Flächen und Gebäude zu finden, die nicht überteuert sind“, so die Kämmerin. Es habe sich gezeigt, dass trotz der Inflation zum Teil überhöhte Preis gezahlt werden.
Kein Erfolg beim Bieterverfahren um Dewender-Immobilien
Auch an dem Kauf einer vielversprechenden Gewerbefläche war Bochum interessiert. 2020 hatte sie versucht, den Immobilienbestand der finanziell angeschlagenen Josef Dewender Lebensmittelgroßhandlung GmbH zu erwerben. Vergeblich. Auch in diesem Bieterverfahren ist sie leer ausgegangen.
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Wobei es nicht darum gehe, so Eva Hubbert, einen Bestand an Wohn- und Gewerbeimmobilien aufzubauen. Es gehe allein darum, eine Entwicklung von Flächen und Gebäuden im Interesse der Stadt auf den Weg zu bringen bzw. zu beeinflussen.
Kämmerin Eva Hubbert hält Fonds weiterhin für das richtige Instrument
Und das erweist sich als ziemlich schwierig. „Wir haben zwar kaum Geschäfte getätigt, haben aber auch noch nicht aufgegeben, weil wir immer noch glauben, dass es das richtige Instrument ist“, so die Kämmerin. Geduld sei gefragt.
Zumal eine der Vorgaben lautet, sich „nicht über den Tisch ziehen“ zu lassen. In Gelsenkirchen und Duisburg habe sich etwa gezeigt erlebt, dass „plötzlich ganz horrende Preise aufgerufen wurden“, als das Interesse der Städte an Büroimmobilien bekannt geworden sei. Kein Wunder, dass Bochum mit der Verwendung seines Sondervermögens eher verschwiegen umgeht. Betraut mit dem Tagesgeschäft hat die Politik die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft, die Leitung des Sondervermögens wurde Baudezernent Markus Bradtke und Kämmerin Eva Hubbert übertragen.
Grundstück an der Dannenbaumstraße wird versteigert
Dass eine Kommune im Interesse der Stadtentwicklung auch mal über dem Marktpreis hinaus zugreifen muss, ist aus Sicht der Kämmerin nicht ausgeschlossen. Das geschehe immer wieder, etwa bei der Entwicklung von kontaminierten Industrieflächen, „die keiner nehmen würde, weil die Gewerbeflächenentwicklung zu teuer ist.“ Aber eines sei klar: „Es kann nicht sein, dass wir weit über den Marktwert bezahlen.“
Immerhin: Die nächste Chance naht. Am 28. Juli kommt ein unbebautes Grundstück an der Dannenbaumstraße in Laer unter den Hammer. In direkter Nachbarschaft zum Wissenschafts- und Technologiequartier Mark 51/7 hat das Areal großes Potenzial. Der Verkehrswert liegt bei 343.000 Euro.