Bochum. Rasant gestiegen ist die Zahl der Einbürgerungen in NRW – in fast allen Städten. Bochum dagegen bleibt deutlich hinter dem Landestrend. Warum?

So viele Menschen wie seit fast 20 Jahren nicht wurden 2022 in Nordrhein-Westfalen eingebürgert. Nur in wenigen der 396 Städte und Gemeinden des Landes ist die Zahl der Einbürgerungen zurückgegangen. Darunter auch in Bochum.

Bochum bleibt bei Einbürgerungen weit hinterm Landestrend zurück

40.824 Ausländerinnen und Ausländer haben 2022 die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten, wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) als Statistisches Landesamt ermittelt hat. Das waren 39,6 Prozent mehr Einbürgerungen als ein Jahr zuvor (29.250) und die höchste Zahl seit 2003 (44.318).

In Bochum läuft die Entwicklung indes gegen den Landestrend. 2021 wurden hier 639 Menschen eingebürgert, 2022 waren es nur 624. Nur in vier der vergangenen 20 Jahre (2008, 2016, 2017, 2018) war die Zahl noch niedriger (Grafik).

18 Monate dauerte die Bearbeitung eines Einbürgerungsantrags

Zurückzuführen ist dies offenbar auf die anhaltenden Schwierigkeiten der Bochumer Verwaltung in Sachen Einbürgerungen. 18 Monate dauert hier in der Regel die Bearbeitung eines Einbürgerungsantrags, nach Angaben von Betroffenen deutlich länger als in anderen Kommunen.

Tatsächlich räumt die Stadt einen Bearbeitungsstau ein. Mehr als 3000 Anträge waren im März 2023 noch nicht entschieden, was bei Betroffenen zunehmend Enttäuschung und Zorn hervorgerufen hat. Mehrfach hat es deshalb bereits Protestkundgebungen vor dem Rathaus gegeben.

Stadtverwaltung hat acht zusätzliche Stellen eingerichtet

Mittlerweile hat die Verwaltung Abhilfe versprochen. Acht neue Stellen wurden besetzt, allein bis Ende März habe es schon mehr als 300 Einbürgerungen gegeben. Und: „Bis zum Jahresende wollen wir 2500 Einbürgerungen schaffen und damit erreichen, dass niemand im Durchschnitt länger als drei bis vier Monate warten muss“, hat Kämmerin Eva Hubbert als zuständige Beigeordnete im März gegenüber der WAZ versprochen.

Auffällig ist, dass trotz der 2015 einsetzenden Flüchtlingsbewegung die Zahl der Einbürgerungen in den vergangenen Jahren nicht annähernd so hoch war wie noch zu Beginn der 2000er-Jahre.

Syrer bilden die größte Gruppe der eingebürgerten Menschen

Der aktuelle Anstieg in NRW „ist maßgeblich auf die Einbürgerungen von syrischen Staatsangehörigen zurückzuführen, da immer mehr der zwischen 2014 und 2016 eingereisten syrischen Schutzsuchenden die formellen Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen“, heißt es bei IT.NRW. Im vergangenen Jahr wurden mit 14.081 Personen fast dreimal so viele Syrerinnen und Syrer eingebürgert wie noch 2021. Ihr Anteil an allen Eingebürgerten lag bei gut einem Drittel. Am zweithäufigsten wurden Personen aus der Türkei (4479), gefolgt von Staatsangehörigen aus dem Irak (2460), eingebürgert.

Gestiegen sind die Einbürgerungszahlen nahezu überall in NRW. Nur in Bonn, Bochum, Leverkusen, in den Kreisen Höxter, Mettmann, im Rhein-Erft-Kreis sowie in der Städteregion Aachen wurden weniger Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert als noch 2021.