Bochum-Wiemelhausen. So langsam gewöhnen sich Anwohner und Autofahrer an die neue Tempo-30-Zone in Bochum-Wiemelhausen. Nur: Wie sicher ist sie für die Radfahrer?
Die Lage auf der Brenscheder Straße in Bochum-Wiemelhausen hat sich beruhigt. Zu diesem Schluss kommen Verwaltung, Politiker und auch Bürger. Letztere hatten über Monate geklagt, dass die Stadt mit ihren Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung übers Ziel hinaus geschossen sei. Speziell die Verkehrsinseln vor einigen Einmündungen sorgten für Ärger – und viele Rückstaus im Kirchviertel. Nun scheinen alle einigermaßen zufrieden mit der neuen Tempo-30-Zone. Na ja, fast alle. Einige Radfahrer nämlich fühlen ihre Belange bei den Planungen überhaupt nicht berücksichtigt.
Bochum: Neue Tempo-30-Zone als Gefahr für Radfahrer?
Man habe den Verkehr auf der Brenscheder Straße genau beobachtet, sagt Christoph Matten vom Tiefbauamt. Mit dem Resultat, dass die Tempo-30-Zone in dieser Form durchaus zu einer Verlangsamung des Verkehrs geführt habe. „Aber das ist schon ein größerer Gewöhnungsprozess“, wundert sich Matten nicht über anfängliche Schwierigkeiten. „Es braucht eine Zeit, bis Menschen ihre gewohnten Wege verändern bzw. sich an die neue Situation gewöhnt haben.“
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Das habe aber nicht daran gelegen, dass die Maßnahmen falsch waren, sei man im Rathaus überzeugt. Von daher wolle man am Ist-Zustand festhalten, diesen aber mit Tempomessungen weiter überwachen. „Und wir werden auf jeden Fall weiter schauen, wo eventuell noch eingeschritten werden muss“, so Matten.
Vielleicht zugunsten der Radfahrer? Dies sei ein Schwachpunkt bei den Planungen, hieß es jüngst in der Bezirksvertretung Süd. Für Radfahrer gebe es keinen Fortschritt, sie seien die Verlierer bei dem Ganzen, hatte auch Anwohner Martin Budich in einer Bürgeranregung kritisiert. Sein Wunsch: Den Raum zwischen den Verkehrsinseln und dem Gehweg verbreitern, damit Radfahrer dort herfahren können. „Das würde das Radfahren sicherer machen.“
Keine Radspur in Tempo-30-Zone: Stadt Bochum erklärt den Grund
Unterstützung bekommt er von Benjamin Läpple (FDP). Auch er sei jeden Tag auf der Brenscheder Straße mit dem Rad unterwegs. „Der Umbau hat dazu geführt, dass sich Fahrradfahrer dort nicht mehr sicher fühlen“, will er festgestellt haben. „Das ist riesiges Problem. Auf Höhe der Verengungen nehmen Autofahrer keine Rücksicht auf den Mindestabstand.“ Mit der Folge, dass sich Radfahrer aus Angst durch die kleine Lücke an den Verkehrsinseln zwängten und mit Pedalen mitunter am Bordstein hängen blieben.
„Die Tempo-30-Maßnahmen bringen sicher einen Vorteil für Fußgänger“, sagt Läpple. Und, an Christoph Matten gerichtet: „Aber Sie haben in einer Stadt, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine fahrradfreundliche Infrastruktur zu schaffen, eine neue Unfallquelle geschaffen.“
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Das sieht Matten anders. Auch bei den Radfahrern sei es ein Gewöhnungsprozess, mit den Begebenheiten klar zu kommen. Grundsätzlich klärt er auf, dass es in einer Tempo-30-Zone gar nicht erlaubt sei, eigene Spuren für Radfahrer einzurichten. „Es ist vorgesehen, dass Radfahrer hier klassisch mit im Verkehr fahren.“
Ängstlich in Tempo-30-Zone? Diesen Tipp geben erfahrene Radfahrer
Sein Tipp an ängstliche Radfahrer: „Sich sichtbar und dick machen. Nicht zu sehr am Rand und über die Gullys fahren.“ Er selbst mache das häufig auch oft so, wenn er etwa über die Hattinger Straße radle. Aber Matten weiß auch, dass nicht jeder der Typ dafür sei.
Eine Öffnung der Verkehrsinseln zur Gehwegseite hält er baulich für „tricky“. „Das ist schwierig umzusetzen, allein wegen der Lastenräder bräuchten wir eine Breite von 1,80 Meter.“ Auch müssten sich Radfahrer, nachdem sie diese Passage genommen hätten, anschließend ohnehin wieder in den Verkehr einfädeln. „Wir verschieben damit den Gefahrenpunkt also nur.“ Die Lücke zum Gehweg sei im Übrigen nur dafür da, damit das Wasser dort her fließen kann.
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Die Verkehrsinseln im jetzigen Zustand so zu passieren, hält auch Peter Borgmann von den Grünen für keine gute Lösung. „Ich kann davor nur warnen, das ist eher etwas für Artisten.“ Auch parkten oft Autos vor den Verkehrsinseln, was das Anfahren noch schwieriger mache. Als langjähriger Radfahrer habe auch er die Erfahrung gemacht, dass man sich breit machen müsse im Verkehr. „Meine wichtigste Ausrüstung dafür ist die gelbe Warnweste, damit ich gesehen werde.“