Bochum-Wiemelhausen. Auf der Brenscheder Straße in Bochum gilt jetzt Tempo 30 und Rechts vor Links – inklusive baulicher Einengungen. Das sorgt für Kritik im Viertel.

Auf der Brenscheder Straße in Bochum-Wiemelhausen gilt jetzt Tempo 30. Und noch dazu Rechts vor Links. Damit die Autofahrer, die auf dieser Strecke gerne mal aufs Gaspedal treten, aber wirklich langsamer fahren, werden sie zusätzlich noch durch kleine Verkehrsinseln auf Höhe der Einmündungen ausgebremst. Das geht vielen Anwohnern zu weit.

Bochum: Viel Wirbel um neue Tempo-30-Zone in Wiemelhausen

„Das ist gar nicht prickelnd“, sagt Christiane Heptner, die am Biermannsweg wohnt, nur ein paar Meter von der Brenscheder Straße entfernt. Überall staue sich jetzt der Verkehr, schildert sie ihre Beobachtungen. „Und wenn ich mit dem Auto nach rechts auf die Brenscheder Straße in Richtung Universitätsstraße biege, muss ich um die Verkehrsinsel herum und lande automatisch auf der Gegenfahrbahn.“

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Für Christiane Heptner sind diese baulichen Einengungen „komplett überflüssig“. Als Autofahrer muss man ja ohnehin dem von rechts kommenden Verkehr Vorfahrt gewähren und anhalten.“ Sie hält das Ganze für „nicht durchdacht“. Und durch das ständige Anhalten und Anfahren sei es im Viertel jetzt noch lauter – von den zusätzlichen Abgasen ganz zu schweigen.

Knappe Kiste: Mit Mühe quetscht sich ein Lkw auf der Brenscheder Straße in Bochum-Wiemelhausen durch die neu angelegten Einengungen.
Knappe Kiste: Mit Mühe quetscht sich ein Lkw auf der Brenscheder Straße in Bochum-Wiemelhausen durch die neu angelegten Einengungen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Auch sieht sie die Radfahrer in den Planungen überhaupt nicht berücksichtigt. „Die haben es jetzt noch schwieriger. Man hätte lieber Radwege anlegen sollen.“

Eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, ist kurz davor, sich einen Stuhl draußen vors Haus zu stellen, so unterhaltsam ginge es auf der Brenscheder Straße mitunter zu: „Die Autofahrer sind ob der neuen Regelung sehr hitzig, die hupen, schreien sich an. Wahnsinn.“

Brenscheder Straße: Sorge vor Verkehrsinfarkt bei Umleitungen

Einem anderen Anwohner, der ebenfalls anonym bleiben will, graut es davor, wenn sich durch Baustellen in der Nachbarschaft noch mehr Autos durch die nun enger gewordene Brenscheder Straße quetschen. „Das fängt jetzt in den Ferien schon an, wenn die Markstraße saniert wird. Und wie soll das erst werden, wenn die Brücke A 448/Universitätsstraße abgerissen wird?“

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Alle Anwohner, die hier zu Wort kommen, und auch die meisten, die sich in den sozialen Medien über die Änderungen der Verkehrsführung auslassen, haben nichts gegen Tempo 30 auf der Brenscheder Straße. Und auch Rechts vor Links wird positiv gesehen. Wenn da nur nicht diese Verkehrsinseln wären.

Tempo 30 in Wiemelhausen: Anwohner bevorzugen Blitzer

Auf diese Einengungen würde man vor Ort lieber verzichten und dafür gerne öfter mal einen Blitzer sehen. „Das würde verkehrserzieherisch viel mehr bringen – und zudem auch noch Geld.“

Bei der Stadt Bochum steht man zu den baulichen Veränderungen auf der Brenscheder Straße. „Wir halten sie nach wie vor für richtig“, erklärt Christoph Matten vom Tiefbauamt. Die Kritik aus Wiemelhausen sei auch im Rathaus angelangt. Matten ist sicher: Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit werde der Verkehr harmonischer fließen. Vor allem aber langsamer.

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Und genau darum gehe es der Stadt, sagt Matten. Man habe die Fahrbahn ganz bewusst verengt, „um die Zügigkeit rauszunehmen“. Eine reine Tempo-30-Beschilderung und Rechts vor Links reichten nicht aus, „wenn die Straße wie eine Autobahn ausgebaut ist“, erklärt Matten. Und dies sei bei der Brenscheder Straße durch ihren geraden Verlauf der Fall. Da werde automatisch Gas gegeben.

Stadt Bochum will Brenscheder Straße für Durchgangsverkehr unattraktiv machen

Deshalb auch die baulichen Einengungen, auf deren Höhe die Straße aber immer noch einen Durchlass von fünf Metern Breite habe, so Matten. „Da passen zwei normale Autos aneinander vorbei. Schwieriger sei es in der Tat beim Rechtsabbiegen, da habe man einen etwas größeren Radius.

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Wichtig sei der Stadt, mit ihrer Maßnahme eine beruhigende Wirkung zu erzielen, die Geschwindigkeit rauszunehmen, um auch Verkehr aus dem Kirchviertel zu nehmen. Werde dies erreicht, dann brauche man auch keine Angst vor Umleitungsverkehr zu haben, sagt Matten. „Der soll Baustellenbereiche möglichst weiträumig umfahren und nicht über die Brenscheder Straße.“ Es sei ja Sinn der Sache, diese unattraktiv für Durchgangsverkehr zu machen. „Sie soll keinen Hauptverbindungscharakter mehr haben.“

Blitzer hält Christoph Matten im Übrigen nicht für das Allheilmittel. „Das klappt nur, wenn man wirklich kontinuierlich die Geschwindigkeit kontrolliert. Aber auch das würde sich über die sozialen Medien schnell verbreiten und somit wäre die Wirkung verpufft.“