Bochum. Schultüten aus Stoff sind im Trend. Bei „Elsbeth und ich“ in Bochum kann man sie individuell zusammenstellen – und hinterher als Kissen nutzen.
Die Mütter, weiß Margret Sollmann, denken meist schon ans Erinnerungsfoto. Wenn sie mit ihren Vorschulkindern in diesen Wochen zu ihr kommen, um eine Schultüte auszusuchen, dann gehen die Wünsche von Groß und Klein nicht selten auseinander. Die Mütter also, die hätten schon das Gruppenbild mit der Familie im Hinterkopf. Die kindlichen Wünsche passten da nicht immer hinein. Sie aber versuche, die Kinder entscheiden zu lassen. „Dabei“, sagt Sollmann, „kommt meistens was ganz Tolles raus.“
Schultüten gehören zur Einschulung wie Tornister und Aufregung – seit einigen Jahren geht der Trend zur textilen Variante. Zwölf Jahre schon führt Margret Sollmann gemeinsam mit Tochter Charlotte das Stoffgeschäft „Elsbeth und ich“ in der Brückstraße. Nach den Osterferien vergehe kein Tag, an dem nicht jemand in Sachen Schultüte komme, erzählen die beiden.
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Dass die Stoffvariante sich als Alternative zur klassischen Papp-Schultüte breitgemacht habe, habe sich in den vergangenen Jahren „so entwickelt“, sagt Mutter Sollmann. Sie macht den generellen „Stoff- und Nähboom“ als Ursache aus. Der größere Teil der „Elsbeth und ich“-Kundinnen – es sind überwiegend Frauen –, nähten die Schultüte so auch selbst; auf der Homepage des Geschäfts gibt’s Anleitung und Schnittmuster kostenlos zum Download.
Für all die, die nicht nähen können, übernehmen aber auch die beiden Fachfrauen die Herstellung der Zuckertüte. Immer gilt: Am Anfang steht die Qual der Wahl. Bei Hunderten Stoffen – geeignet seien sowohl Baumwolle als auch Jersey – sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. In die textile Hülle kommt am Einschulungstag ein Papprohling. Und damit die Schultüte anschließend nicht auf dem Kleiderschrank verstaubt, sondern das Kind weiter begleitet, kann sie dann mit einer Füllung zum Deko-Kissen umfunktioniert werden.
Anders als bei Konkurrenzanbietern, die oftmals ein fixes Sortiment an Motiven und Designs zur Auswahl bieten, können sich die angehenden i-Dötzchen (oder deren Eltern) die Schultüte hier komplett individuell zusammenstellen: Ein Grundstoff oder zwei verschiedene für oben und unten? Muster oder Motiv, schlicht oder schrill? Ein Mittelteil will auch noch ausgesucht werden, bestickt mit Namen und Einschulungsdatum, wenn gewünscht auch noch mit dem Lieblingstier. Borten, Bänder, eine Kordel zum Zubinden.
Für eher Unkreative liegen einige fertig zusammengestellte Sets schon auf dem Schneidetisch aus. Und was kostet der Spaß? Pauschal lässt sich das bei den Unikaten nicht sagen. Los geht’s bei Materialkosten von um die 15 Euro für die einfachsten Sets zum Selbstnähen, die teureren Varianten kosten inklusive Herstellung, Papprohling und Kissen-Inlay etwa 100 Euro. „Das hängt dann vom Aufwand ab“, erklärt Margret Sollmann. „Wir schneiden zu, wir bügeln, wir nähen, wir versäubern, wir bügeln wieder...“
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Beim Design können die Sollmanns keine Trends feststellen, aber sie beobachten: „Die Auswahl ist schon stark geschlechtsspezifisch.“ Einmal hätten sie eine Dino-Tüte für ein Mädchen genäht, ansonsten sei das „Genderding“ schon ziemlich einzementiert. Was ist aus ihrer Sicht am wichtigsten an der Schultüte? „Dass sie dem Kind gefällt!“, sagt Charlotte Sollmann. Und Mutter Margret flüstert grinsend: „Das, was drin ist!“
„Elsbeth und ich“, Brückstraße 18, 44787 Bochum. Homepage: elsbethundich.de
Noch mehr Schultüten – und was kommt rein?
Auch beim „Brummbär“, ebenfalls in der Brückstraße, kann man Schultüten aus Stoff bestellen. Der Laden arbeitet mit dem Anbieter „Crêpes Suzette“ zusammen, der die Tüten produziert.
Wer eine Schultüte aus Pappe selbst gestalten will, bekommt Material beispielsweise im „Idee Creativmarkt“ (Kortumstraße 112). Farbige 70-Zentimeter-Rohlinge gibt’s ab 6,49 Euro, Bastel-Sets für 14,99 Euro. Bei Discountern wie „Tedi“ starten die Papp-Rohlinge bei 4,55 Euro. Auch im Schreibwarengeschäft „Tintenfass“ gibt’s Rohlinge zum Selbstgestalten (12,60 Euro), aber auch Tüten mit 3D-Effekt (16,90 Euro).
Und was kommt rein? „Beliebt sind die erste Armbanduhr oder ein Wecker, aber auch Kleinigkeiten wie Gummitwist oder Schreibtischutensilien“, sagt Gabriele Halle, Verkäuferin im „Brummbär“. Und, klar: Süßigkeiten. Das ändert auch kein Trend.