Bochum/Herne. Dieser Typ geht unter die Haut: Martin Zaik ist Piercer in Bochum und Schauspieler im Wanner Mondpalast. Jetzt will er sich neu orientieren.

In der neuen Mondpalast-Komödie „Ganz in Weiß!?“ gibt er mal wieder den Bollerkopp mit Herz. In Bochum bringt er als Chef des Studios „Mind Piercings“ Körperschmuck unter die Haut. Martin Zaik beherrscht seine Doppelrolle: als Theaterstar ebenso wie als Stecher.

Seit mehr als 25 Jahren betreibt der Herner sein Piercing- und Tattoostudio am Nordring. Die berufliche Vita des dreifachen Vaters zeugt zuvor von, nun ja, Erprobungen. Krankenpfleger, Informatik-Student, Briefträger und mehr: „Da kommt einiges zusammen. Dabei habe ich in erster Linie immer das Leben studiert“, sagt Martin Zaik.

Martin Zaik: Piercing-Studio am Nordring gibt’s seit 1997

Früh kommt er zur Schauspielerei, spielt politisches Straßentheater, agiert auf freien Bühnen und beim Impro-Theater „Hottenlotten“. Weil das zum Überleben kaum reicht, übt er sich als Körperkünstler und jobbt als Piercer in diversen Studios. 1997 eröffnet er sein eigenes: „Mind Piercings“ am Rande der City. Längst ein Bochumer Klassiker.

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Wirtschaftlich ist das Fundament gelegt. Doch die Profession als Darsteller will weiter befriedigt werden. Im TV wird er auch ohne Schauspiel-Ausbildung für Serien wie „Der letzte Bulle“, „Die Lottokönige“, „Bettys Diagnose“ und „Verbotene Liebe“ gebucht. Der WDR dreht 2018 mit ihm eine Personality-Show: „Zaik mal“.

In der neuen Mondpalast-Komödie „Ganz in Weiß!?“ glänzt Martin Zaik als Brautvater alter Schule. Rechts: der Bochumer Axel Schönnenberg als Öko-Schwiegervater.
In der neuen Mondpalast-Komödie „Ganz in Weiß!?“ glänzt Martin Zaik als Brautvater alter Schule. Rechts: der Bochumer Axel Schönnenberg als Öko-Schwiegervater. © Schübel

Im Mondpalast begann seine Karriere mit „Ronaldo & Julia“

2004 zählt Martin Zaik (wie auch der Bochumer Axel Schönnenberg) zum Gründungsensemble des Mondpalastes: das erste Volkstheater im Revier, von Christian Stratmann unter dem Mond von Wanne-Eickel aus der Taufe gehoben. Im ersten Stück „Ronaldo & Julia“, eine Fußballromanze, ist Zaik ein schwarz-gelber Borussen-Vater: „Und das als Schalker!“ Bis heute gilt er an der Wilhelmstraße als Publikumsliebling. Stets hat man den Eindruck: Der Typ spielt sich eigentlich selbst.

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Da ist was dran. Haus- und Hofautor Sigi Domke schreibt dem Palast-Urgestein die Rollen auf den Leib: robuste, bärbeißige Kerle, zu denen die markante Reibeisenstimme perfekt passt. Ungeschlagen ist sein Spiel als buckliger Friedhelm Christ in der „Flurwoche“, dem wohl besten Palast-Stück aller Zeiten. Sein „Buuuuschmann!“-Ruf ist weit über Wanne hinaus legendär. Gibt’s sogar als Klingelton.

Nach Schlaganfall ist der 59-Jährige wieder „komplett hergestellt“

2019 der Einschnitt. Schlaganfall. Von jetzt auf gleich fällt der Vorhang, nach fast 3000 Vorstellungen. „Aber der liebe Gott wollte mich noch nicht“, sagt Martin Zaik. Trotz seines Grinsens ist im WAZ-Gespräch zu spüren: Diese schweren Wochen und Monate, auch der direkt folgende Pandemie-Lockdown, haben etwas mit ihm gemacht.

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Ja, er sei „komplett wieder hergestellt“. Doch im Zweitjob ist Kürzertreten angesagt. Zaik sucht für sein Bochumer Studio einen Nachfolger als Piercer. Tochter Nora Josefine (18) wird aktuell als Tätowiererin ausgebildet. Er will in naher Zukunft nur noch vereinzelt stechen, sich stattdessen mehr auf die Schauspielerei konzentrieren. Ein Drehbuch mit Ruhrpott-Bezug hat er im Kopf. Auch Film und Fernsehen dürfen gern wieder häufiger anklopfen.

Ein Foto aus jüngeren Jahren: Martin Zaik (li,, mit Thorsten Brunow) im Mondpalast-Klassiker „Flurwoche“. Das Stück steht noch immer auf dem Programm.
Ein Foto aus jüngeren Jahren: Martin Zaik (li,, mit Thorsten Brunow) im Mondpalast-Klassiker „Flurwoche“. Das Stück steht noch immer auf dem Programm. © Wolfgang Quickels

In der neuen Komödie glänzt er als bärbeißiger Brautvater

Dem Mondpalast bleibt der 59-Jährige treu. Daran lässt Martin Zaik keinen Zweifel: „Klar, macht doch noch Spaß!“ Seit dem Neustart nach Corona steht die (Kritiker-Zitat) „brillante Rampensau aus dem Urschlamm des Reviers“ auf der Bühne wieder seinen (Buuuusch-)Mann.

„Ganz in Weiß!?“ wurde bei der Premiere gefeiert. Zaik ist mal wieder der prägende Charakter, diesmal als Sanitär-Unternehmer, der sein Töchterchen angemessen, mit allem Schick und Schnack, unter die Haube bringen will. Doch die Braut (und die Schwiegereltern als Alt-Revoluzzer) hat etwas dagegen. Schlicht solle ihre Hochzeit sein, in einer Kneipe, ohne Brautkleid und Geschenke. Ob Papa das mitmacht? Zu sehen im Mondpalast.

Infos, Termine und Karten: mondpalast.com