Herne. . Axel Schönnenberg (56) hat in allen 18 Stücken des Mondpalasts von Wanne-Eickel mitgespielt. Darum hat er keine Probleme mit seinen Texten.

Mit „Ronaldo und Julia“ fing vor 15 Jahren alles an: Der Mondpalast von Wanne-Eickel führte sich als neue Adresse für den Ruhrgebietshumor ein. Axel Schönnenberg war als Vater von Ronaldo Montakowski in der Fußballkomödie dabei. Seitdem gehört der Schauspieler fest zum Ensemble des Volkstheaters. Ute Eickenbusch sprach mit ihm.

Herr Schönnenberg, erinnern Sie sich noch an die Premiere?

Schönnenberg: Nicht im Detail. Vor der Premiere gab es ja drei Vorpremieren für unterschiedliche Gästegruppen, ich glaube, eine nur für Friseurinnen und eine für Heimatvereine. Wir kannten den Ort nicht und nicht die Leute, die zu uns kommen würden, und die Frage von Christian Stratmann war immer: Können die Leute lachen? Das ließ sich ja ohne Publikum nicht vorhersagen.

Haben Sie vorher schon Komödien gespielt?

Schon im weitesten Sinne Volkstheater, in verschiedenen freien Theatergruppen in Bochum, die im Kulturhaus Thealozzi angesiedelt waren, unter anderem bei Stahlhausen Enterprises. Da habe ich mehrfach mit Thomas Rech, dem Gründungsintendantenten des Mondpalastes, zusammen gearbeitet. Daraus ist der Kontakt entstanden.

Haben Sie damals geglaubt, dass der Mondpalast so erfolgreich werden würde?

Ja, ich habe das für möglich gehalten. Als ich „Ronaldo und Julia“ das erste Mal gelesen habe, war ich richtig begeistert. Das hat schon beim Lesen viel Freude gemacht.

Können sie den Text behalten, wenn Sie länger nicht spielen?

Ja, das kann ich. Sobald man auf der Szene steht, ist er da. Der Text ist immer verknüpft mit der Szenerie und dem Bewegungsablauf, und irgendwie gibt dann ein Wort das andere. Eine besondere Herausforderung war „Ronaldo & Julia“ für mich immer in stimmlicher Hinsicht. Das ist ein Stück, das im Fußballfanmilieu angesiedelt ist, und es geht dabei durchweg ziemlich laut zu. Nach der Vorstellung war die Stimme oft arg lädiert. Meistens stelle ich mich einen Abend vorher auf die Bühne und brülle den ganzen Text einmal durch, um die Stimme daran zu gewöhnen.

Apropos Stimme. Sie sprechen auf der Bühne etwas anders als jetzt gerade. Haben Sie sich eine Ruhrpott-Sprechweise angewöhnt?

„Ronaldo & Julia“ ist explizit in Ruhrgebietsdeutsch geschrieben. In letzter Zeit ist es häufig offen gelassen worden, ob man die Rolle in Ruhrdeutsch anlegt oder nicht. Es kommt etwas auf die Figur an. Bei den älteren Charakteren überwiegt aber immer noch das Ruhrdeutsch.

Was gibt das dem Publikum?

Ich denke unsere Stücke sind häufig in einem Milieu angesiedelt, wo man Ruhrdeutsch erwarten würde. Die Rückmeldungen der Zuschauer lassen darauf schließen, dass die Menschen sich darüber freuen.

Haben Sie öfter die Gelegenheit, mit dem Publikum im Mondpalast zu sprechen?

Seit einigen Jahren ist es ja so, dass wir abwechselnd nach den Vorstellungen im Foyer ansprechbar sind. Wir schreiben Autogramme, man kann mit uns sprechen oder ein Selfie machen. Das hat sich erst sehr komisch angefühlt. Tatsächlich ist es aber so, dass man dadurch eine Rückmeldung kriegt, auch durchaus kritische Anmerkungen. Es kommen aber eher Leute, die etwas loben wollen, als Kritik äußern.

Gibt es eigentlich einen Typus, für den Sie gerne ausgewählt werden?

Nein, eigentlich nicht. Vielleicht kommt häufiger mal der Typus „trauriger Clown“ vor als der Bollerkopp, der dieser Ronaldo-Vater ist. Aber das ist schon sehr abwechslungsreich.

Welche Rolle spielen Sie besonders gerne?

Den Ronaldo-Vater, aber auch den Fritz Grabowski aus „Wat ne herrliche Welt“. Zum einen haben mir die Lieder gefallen und dieses Märchen von dem Bergmann, der nach 50 Jahren aus der Grube steigt, fand ich in besonderer Weise anrührend. Und natürlich ist es immer schön, eine Hauptrolle zu spielen, und bei dieser wurde man auch noch von allen anderen Rollen auf der Bühne hofiert.

Wie wichtig ist das Team?

Der Mondpalast ist stark geprägt durch das Ensemble. Wir sind mit zehn festen Mitgliedern stark besetzt, dafür ist der Überbau eher etwas dünn ausgestattet. Das Ensemble übernimmt auch im Vorfeld und in der Nachbereitung viele Aufgaben wie zum Beispiel die Beschaffung und Pflege von Kostümen und Requisiten. Auf der Bühne haben wir nach wie vor Spaß, miteinander zu spielen, und das ist auch etwas, was sich an das Publikum weiter vermittelt. Wir hatten niemals Streit bei der Rollenvergabe, was ich zumindest gerüchteweise von anderen Häusern kenne. Auch die kleineren Rollen beinhalten so viel Stoff, dass eigentlich jede Figur Tiefe und Entwicklungspotenzial in sich birgt.

Haben Sie manchmal Sehnsucht nach ernstem Theater?

Ja. Aber das lässt sich nur schwer vereinbaren. Freitag, Samstag, Sonntag wären gerade bei freien Theatergruppen die Hauptspieltermine und die sind immer mit Vorstellungen im Mondpalast belegt. Es gab ja auch mal den Plan, hier am Haus neben den Ruhrgebietskomödien etwas anderes zu spielen. 2006 haben wir mal einen Valentin-Abend produziert. Aber die Erwartungshaltung unseres Publikums lässt das nicht unbedingt zu.

Wohin gehen Sie selbst, wenn Sie mal was Lustiges sehen wollen?

Ich gehe gelegentlich ins Theater Freudenhaus in Steele, ansonsten eher ins Bochumer Schauspielhaus. Da sind auch schon mal Komödien dabei. Ich mag Stücke, die auch humorige Anteile haben. Das Schöne daran, Komödien zu spielen, ist, dass die Resonanz direkt spürbar ist. Beim ernsten Stück kann man zwar auch eine Atmosphäre im Publikum wahrnehmen, aber in der Komödie lachen die Leute. Das ist sehr unmittelbar erfahrbar.