Bochum. 2024 ist wieder Europawahl: Ein Bochumer (26) will nun dafür sorgen, dass mehr junge Menschen wählen. Zudem sollen ihre Wünsche Gehör finden.
Im kommenden Jahr wird zum zehnten Mal das Europäische Parlament gewählt. Erstmals dürfen bereits Jugendliche ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben. Allerdings: Bei der Landtagswahl 2022 war die Beteiligung der jungen Menschen historisch schlecht und auch Studien zeigen, dass viele von ihnen der parlamentarischen Politik mit großem Misstrauen begegnen. Der Bochumer Milad Tabesch will das ändern und hat „Ruhrpott für Europa“ gegründet.
„Ich möchte mit den jungen Menschen darüber sprechen und diskutieren, was mit Blick auf die EU ihre Wünsche, Ziele und Sorgen sind. Das ist das Herzstück des Projekts“, erklärt der 26-Jährige. Ab Juni möchte er in die Schulen im Ruhrgebiet gehen und dort Workshops anbieten.
Bochumer besucht Schulen im Ruhrgebiet und informiert über die EU
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Tabesch ist in Langendreer aufgewachsen, als Kind von Geflüchteten, die eine eigene Pizzeria haben. Sein Abitur hat er an der Willy-Brandt-Gesamtschule gemacht und im Anschluss in Osnabrück „Europäische Studien“ im Bachelor studiert. „Ich habe mich immer gefragt, was für ein Konstrukt die EU ist. Wie funktioniert sie, mit den Institutionen Rat, Parlament und Kommission?“
Sein Studium hat ihm viele Antworten geliefert, die er an Schülerinnen und Schüler weitergeben wollte. Dafür ist Tabesch bereits zwischen 2016 und 2020 regelmäßig in unterschiedliche Schulen gegangen – in Kooperation mit dem gemeinnützigen Bildungsverein „Understanding Europe Germany“. Mit verschiedenen didaktischen Spielen hat er den Kindern und Jugendlichen Informationen über die EU näher gebracht, über Mitbestimmungsmöglichkeiten informiert und darüber, wie Gesetze entstehen.
Ruhrgebiet hängt mit Gründung der EU zusammen
„Daran möchte ich nun anknüpfen“, berichtet der Bochumer, der für seinen Master zuerst nach Berlin und anschließend nach New York gegangen ist. Nun geht es für ihn zurück in die Heimatstadt.
30 bis 40 Schulen in der Region besucht Tabesch zwischen Juni und September, unterstützt von einem kleinen Team aus Trainerinnen und Trainern. In die Klasse und Kurse gehen sie dabei in Zweier-Teams. „Die Workshops haben einen konkreten Ruhrgebietsbezug. Denn das Ruhrgebiet war ein ausschlaggebender Grund für die Gründung der Montanunion.“ Unter anderem aus dieser – offiziell auch „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ genannt – entwickelte sich die Europäische Union. „Mit anderen Worten gesagt: Historisch ist das Ruhrgebiet super spannend und wichtig“, erklärt der 26-Jährige.
Workshop in Schulen: Interessierte können sich melden
Lehrerinnen oder Lehrer, die gemeinsam mit ihren Klassen oder Kursen an dem Projekt teilnehmen möchten, können sich bei Milad Tabesch melden.
Ziel seines Workshops ist es, Wissen zu vermitteln. Mindestens genauso wichtig sei aber eine Agenda, die aus dem Projekt entstehen soll. Tabesch: „Die Schülerinnen und Schüler können ihre Bedürfnisse anonym mitteilen. Daraus soll die ,Junge Ruhrpottagenda für Europa’ entstehen.“ Anvisierter Erscheinungstermin ist Ende September oder Anfang Oktober. Danach soll ein Papier an alle Politikerinnen und Politiker aus dem Ruhrgebiet gehen, die Chanchen haben, bei der Europawahl ins Parlament einziehen.
Europa-Projekt von Bochumer wird mit bis zu 50.000 Euro gefördert
Hilfe erhält der Bochumer auch vom politischen Start-up „Join Politics“, das nach eigenen Angaben innovative Projekte und engagierte Menschen unterstützt, um politische Veränderung voranzutreiben. „Ruhrpott für Europa“ wird mit bis zu 50.000 Euro gefördert.
Tabesch selbst ist im Übrigen auch politisch aktiv, engagiert sich bei der SPD und will bei der Europawahl für diese kandidieren. Er betont aber: „Ich bin als politischer Bildner in Schulen verpflichtet, neutral zu sein.“