Düsseldorf. SPD-Bundestagsabgeordnete versendet Bewerbungsbrief, um 2024 nach Brüssel zu wechseln. Warum sie den sicheren Wahlkreis aufgeben will.
Die Herner SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering (43) strebt im kommenden Jahr ins Europaparlament. „Ich will mich hier in der Mitte des Ruhrgebiets um eine aussichtsreiche Kandidatur bewerben. Denn: Diese Aufgabe passt zu meiner bisherigen Tätigkeit“, heißt es in einem Brief, den Müntefering am Sonntag an die Mitglieder ihres Unterbezirks geschickt hat und der unserer Redaktion vorliegt. Für die SPD sei „Europa die Hoffnung im Blick nach vorn“.
Da es bei der Europawahl keine Wahlkreise gibt, in denen Kandidaten direkt gewählt werden, ist Müntefering im Kampf um einen aussichtsreichen Platz beim SPD-Listenvorschlag für das neue EU-Parlament auf Unterstützung von Landes- und Bundespartei angewiesen. Da im Frühjahr 2024 gewählt wird, müssen die Parteien im Herbst die Weichen stellen. Die Ehefrau des früheren Parteivorsitzenden und Vizekanzlers Franz Müntefering (83) verwies in ihrem Bewerbungsschreiben auf Erfahrungen im Bundestag seit 2013 und als Staatsministerin im Auswärtigen Amt von 2017 bis 2021. In der aktuellen SPD-geführten Bundesregierung von Kanzler Scholz wurde sie indes nicht mehr berücksichtigt.
Zuletzt hatte Müntefering Rückschläge einstecken müssen. Bei den Wahlen zum Herner SPD-Vorstand erhielt sie Anfang März nur schwache 62,1 Prozent. Zudem halten sich seit geraumer Zeit Gerüchte, der populäre lokale SPD-Chef Hendrik Bollmann könnte ihr 2025 den sicheren Herner Bundestagswahlkreis streitig machen. Auch Spekulationen, Müntefering könnte bei der personellen Neuordnung der NRW-SPD zur Generalsekretärin oder gar Co-Vorsitzenden befördert werden, waren in Düsseldorf früh als „abwegig“ eingeordnet worden.