Bochum. Inventur war gestern: Jetzt lassen zwei Pariser Künstler ihrer Fantasie im Museum Bochum freien Lauf – und stöbern in der städtischen Sammlung.

Über ein halbes Jahr lang glich die große Halle des Kunstmuseums Bochum einem gewaltigen Flohmarkt: Während einer lang geplanten Inventur wurden hier große Teile des städtischen Kunstbesitzes gesichtet und katalogisiert. Doch jetzt sind die gröbsten Arbeiten überstanden – und es ist endlich wieder Zeit für eine neue Ausstellung: „Squares and Roses“ wird am Samstag, 22. April, eröffnet. Zu Gast ist das Pariser Künstlerpaar Karina Bisch und Nicolas Chardon.

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Neue Ausstellung im Kunstmuseum Bochum eröffnet am Samstag

„Die Inventur war für uns ein bedeutendes Projekt, das uns wirklich gefordert hat“, sagt die stellvertretende Direktorin Eva Busch. „Dagegen soll die erste Ausstellung, die wir danach zeigen können, ästhetisch völlig anders aussehen. Viel aufgeräumter und heller.“ Tatsächlich besitzt der riesige Ausstellungssaal im ersten Obergeschoss jetzt wieder jene lichtdurchflutete Größe, für die er von vielen so geschätzt wird. Und doch hat die eigene Sammlung des Museums auch in der neuen Ausstellung sichtbare Spuren hinterlassen.

Picknick in der Ausstellung

„Squares and Roses“ wird am Samstag, 22. April, um 19 Uhr im Kunstmuseum (Kortumstraße 147) eröffnet. Zu sehen bis 10. September. Begleitet wird die Ausstellung von einigen Veranstaltungen.

Eine Soundinstallation unter dem Titel „Klang + Sprache²“ ist am Samstag, 20. Mai, von 13 bis 16 Uhr in der Ausstellung zu erleben. Eine Picknickdecke wird am Samstag, 27. Mai, von 11 bis 13.30 Uhr genäht. Im Anschluss gibt es ein gemeinsames Picknick.

Unter dem Titel „Naheliegende Berufe“ gibt es eine Sonderführung am Sonntag, 28. Mai, um 15 Uhr (wieder am 6. August). Die beiden Künstler sind bei einem Gespräch dabei: am Samstag, 27. Mai, um 15 Uhr. Alle Infos: kunstmuseumbochum.de

Für „Squares and Roses“ (zu Deutsch: Quadrate und Rosen) haben Bisch und Chardon eine reizvolle Aufgabe bekommen: Sie haben die eigene Sammlung gesichtet und ausgewählte Werke daraus in Beziehung zu ihren eigenen Arbeiten gesetzt. Farblich ist das klar gegliedert: Bilder, die rot unterlegt sind, gehören dem Museum. Was hingegen vor weißem Hintergrund hängt, haben die beiden Künstler dazu gestellt. Im hinteren Teil entstand ein blauer Raum, in dem Bisch und Chardon ihrer Kreativität ganz eigenen Lauf lassen konnten. Im oberen Stockwerk findet sich versteckt ein kunstvoll gefertigter Teppich.

Zeichnung von Kasimir Malewitsch wird liebevoll umrahmt

Was zunächst wie wild durcheinandergewürfelt aussieht, bekommt bei näherer Betrachtung durchaus Struktur. „Die beiden arbeiten mit großer Präzision und Ernsthaftigkeit, und trotzdem ist auch viel Humor dabei“, meint Busch. So wird etwa eine kleine Zeichnung von Kasimir Malewitsch, einem der einflussreichsten Künstler der Russischen Avantgarde, von Nicolas Chardons markanten Quadraten und Kreiszeichnungen beinahe liebevoll umrahmt. „Die Konfrontation mit diesen bedeutenden Werken der modernen Kunst hatte für uns etwas Spielerisches“, erzählt Karina Bisch. „Wir hatten vorher keinen genauen Plan und waren offen für alles.“

Werke aus der eigenen Sammlung des Kunstmuseum (wie von Fuji Akai hinten in der Mitte) bilden mit aktuellen Arbeiten von Karina Bisch und Nicolas Chardon eine reizvolle Einheit.
Werke aus der eigenen Sammlung des Kunstmuseum (wie von Fuji Akai hinten in der Mitte) bilden mit aktuellen Arbeiten von Karina Bisch und Nicolas Chardon eine reizvolle Einheit. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Schwarze Quadrate und rote Blumen finden sich als eine Art Markenzeichen in allen Formen und Größen überall in der Ausstellung: ob an den Wänden, auf einem großen Vorhang, auf den Polstern der Stühle und demnächst auch auf wehenden Fahnen vor dem Eingang. Mit dem Malen von schwarzen Quadraten, die nie exakt quadratisch sind, beschäftigt sich Nicolas Chardon seit über 25 Jahren: „Das ist eines der einfachsten Motive, die es gibt“, sagt der Künstler. „Dass es bei mir dennoch nie perfekt aussieht, hat auch etwas mit Freiheit zu tun.“

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Es gibt viele Überraschungen – etwa einen Mondrian-Pulli

Karina Bisch und Nicolas Chardon, die auch privat ein Paar sind, kennen sich seit dem Studium der Malerei in Paris und arbeiten häufig zusammen. Den Besuchern raten sie, möglichst offen und mit gehöriger Lust auf Farben und Formen durch die Ausstellung zu gehen, denn es gibt viel Überraschendes zu entdecken: etwa ein Pulli mit Motiven von Piet Mondrian. „Die spannende Frage ist, ob solch ein Stück eigentlich ins Museum gehört oder nicht“, sagt Eva Busch. „Damit wollen wir auch etwas spielen.“

Eine Fotostrecke finden Sie auf waz.de/bochum