Bochum. Der Ausbildungsmarkt in Bochum hat sich gedreht. Azubis werden händeringend gesucht – über alle Branchen: Industrie, Dienstleistung, Handwerk.
Jahrelang hallte ein Appell durch die Unternehmerlandschaft in Bochum: „Bilden Sie aus!“ Es gab zu wenige Ausbildungsplätze für Schulabgänger, Uni-Abbrecher und Quereinsteiger. Mittlerweile hat sich der Ausbildungsmarkt gedreht. Und der Appell lautet nun: „Lassen Sie sich ausbilden!“
1353 Ausbildungsstellen sind noch unbesetzt
Die Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt fällt nach Auskunft der Agentur für Arbeit zwar besser aus als im Vorjahr. Das liegt vor allem an der gestiegen Zahl von Ausbildungsplätzen. Allerdings geht die Bewerberzahl zurück. Konkret heißt das: Seit Oktober 2021 haben 1587 junge Frauen und Männer über die Arbeitsagentur einen Ausbildungsplatz gesucht. Das sind 160 Jugendliche oder 9,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 1909 Meldungen für Berufsausbildungsstellen – ein Plus von 146 Stellen oder 8,3 Prozent. Ende März waren 888 Bewerber noch unversorgt und 1353 Ausbildungsstellen noch unbesetzt.
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Annähernd 300 offene Lehrstellen gibt es in der Region allein im Handwerk. Die Liste reicht vom Augenoptiker bis zum Zimmermann.
Pandemie hat die Lage erschwert
„Der Ausbildungsmarkt hat sich in Bochum grundlegend verändert. Während wir über Jahre dringend neue und zusätzliche Ausbildungsplätze brauchten, hat sich der Markt gedreht. Heute fehlen uns die Bewerberinnen und Bewerber“, sagt Frank Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum.
Die Pandemie habe die Lage noch erschwert. Sie hat nämlich den Kontakt von Schülerinnen und Schülern zur Arbeitswelt nicht gefördert. Keine Praktika, keine Berufsinformationsmessen. Das erschwert die Kontaktaufnahme und den Informationsaustausch.
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80 Bewerber auf 100 Ausbildungsplätze
Aktuell kommen auf 100 Ausbildungsplätze 80 Bewerber. „Theoretisch sollte also jeder eine Stelle bekommen können“, so der Agentur-Chef. Allerdings: Anforderungsprofile und berufliche Vorstellungen müssen zueinander passen. Und: „Da klaffen nicht selten die Vorstellungen auseinander.“ Mehr denn je sei die Agentur daher momentan darauf bedacht, Bewerberinnen und Bewerber zu informieren. Noch sei das Vor-Corona-Niveau dabei nicht wieder erreicht.
Firmen sollten mehr Praktika anbieten
In Richtung Unternehmen lautet die Botschaft, mehr Praktikumsplätze zur Verfügung zu stellen, damit sich Schülerinnen und Schüler einen ersten Eindruck von der Arbeitswelt machen können, aber auch die Firmen selbst die Chance bekommen, „sich frühzeitig für Auszubildende interessant zu machen“.
Hilfreich für beide Seiten sind persönliche Kontakte. Und die bieten sich zum Beispiel Anfang Mai. Dann
16.336 Frauen und Männer ohne Arbeit
16.336 Frauen und Männer waren Ende März in Bochum arbeitslos. Das sind gegenüber dem Februar 356 Personen oder 2,1 Prozent weniger. Im Vergleich zum März des Vorjahres sinkt die Arbeitslosigkeit um 2075 Personen oder 11,3 Prozent.
Die Arbeitslosenquote beträgt nun 8,4 Prozent. Das ist im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Rückgang um 1,1 Prozentpunkte. Im März 2021 lag sie noch bei 9,5 Prozent.
nämlich wird zum ersten Mal nach der coronabedingten Zwangspause die Berufsinformationsmesse wieder in der Jahrhunderthalle ausgetragen. Erwartet werden bis zu 100 Aussteller. Angemeldet haben sich bereits die Bogestra, Bosch, dm, Deichmann, die GLS Bank und viele mehr. Auch die Stadt Bochum ist mit einem großen Gemeinschaftsstand mit einigen Stadttöchtern vertreten.
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1026 Jugendliche sind aktuell arbeitslos
Der Stellenwert einer Berufsausbildung kann nach Einschätzung von Agentur und Unternehmen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Trotz des Fachkräftemangels in vielen Bereichen sind etliche junge Menschen arbeitslos; nicht zuletzt wegen einer fehlenden Ausbildung. Im März zählt die Agentur für Arbeit in Bochum insgesamt 1026 jugendliche Arbeitslose (Personen unter 25 Jahre).