Bochum. Der neue Mietspiegel für Bochum ist in Kraft. Die aktuellen Zahlen, die ersten Einschätzungen – und was das alles für die Mieter bedeutet.

Zehntausende Bochumerinnen und Bochumer müssen sich auf steigende Mieten einstellen. Seit 1. April gilt ein neuer Mietspiegel. Er macht bis zum Jahr 2025 Erhöhungen von durchschnittlich 4,7 Prozent möglich. „Erfahrungsgemäß werden vor allem die Wohnungsgesellschaften diesen Spielraum sehr schnell nutzen“, sagt Aichard Hoffmann, Sprecher des Bochumer Mietervereins.

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150.000 Mietwohnungen gibt es in Bochum. 138.000 sind nicht preisgebunden – und unterliegen damit dem Mietspiegel. Er listet je nach Größe, Baujahr, Lage und Ausstattung die ortsüblichen Vergleichsmieten auf. So sollen Streit- und Gerichtsverfahren verhindert werden.

Neuer Mietspiegel basiert auf 2500 Antworten von Eigentümern

Alle zwei Jahre wird der Mietspiegel erneuert. Ein Arbeitskreis mit Vertretern der Stadt, der Mietervereine, Haus- und Grundeigentümer sowie Wohnungsunternehmen schreibt das Zahlenwerk fort. „Dabei haben wir Schlimmeres verhindert“, erklärt Mieterverein-Sprecher Hoffmann. Es sei im Gespräch gewesen, den Mietspiegel anhand des Preisindex des Statistischen Bundesamtes anzupassen. „Heißt: Inflationsausgleich. Dann wären wir aktuell bei rund zehn Prozent gewesen.“

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Das bleibt aus. Stattdessen wurde eine Stichprobenerhebung vorgenommen. „Im Februar wurden die Eigentümer von 3000 Liegenschaften angeschrieben. 2500 Antworten konnten ausgewertet werden“, berichtet Stadtsprecher Peter van Dyk.

Aichard Hoffmann, Sprecher des Bochumer Mietervereins, erwartet Mieterhöhungen auf breiter Front.
Aichard Hoffmann, Sprecher des Bochumer Mietervereins, erwartet Mieterhöhungen auf breiter Front. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Durchschnittsmieten in Bochum stiegen um 30 Cent pro Quadratmeter

Von 4,62 Euro im Altbau in Querenburg bis zu zehn Euro im Neubau-Apartment in der City: Die Durchschnittsmiete in Bochum kletterte von 6,35 auf 6,65 Euro pro Quadratmeter. Bis zu 4,7 Prozent (2021 waren es 4,2 Prozent) könnten unterhalb der Richtwerte nun auf die Bestandsmieten aufgeschlagen werden, wobei die Miete innerhalb von drei Jahren um nicht mehr als 20 Prozent angehoben werden darf. Das sieht die sogenannte Kappungsgrenze vor.

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Als „moderat“ bewertet die Stadt den Anstieg. Das mag so sein, sagt Aichard Hoffmann. Doch: Seit zehn Jahren hätten die Mieten in Bochum deutlich angezogen. Derweil müssten immer mehr Menschen mit jedem Cent rechnen. „Gerade für Geringverdiener fehlen nach wie vor massenhaft preiswerte Wohnungen. 25.000 sind es laut einer Studie. Die Leute sind hier ärmer als in anderen Ballungszentren, die Miet- und Kaufkraft geringer“, mahnt Hoffmann. Entsprechend heftig fielen die Mieterhöhungen ins Gewicht.

Mieterverein: Wohnungsgesellschaften werden schnell reagieren

Dass die ins Haus stehen, steht für den Mieterverein außer Frage. Private Vermieter hätten sich in der Vergangenheit in Zurückhaltung geübt, beobachtet man in der Geschäftsstelle an der Brückstraße. Ob das mit Blick auf die extrem steigenden Ausgaben rund ums Haus so bleibt, müsse abgewartet werden. Der Haus- und Grundeigentümerverein Bochum ließ eine WAZ-Anfrage am Freitag unbeantwortet.

Neuer Mietspiegel steht im Netz

Der neue Mietspiegel ist ab sofort auf bochum.de/mietspiegel einsehbar. Hier kann per Online-Navi auch aufgerufen werden, welche Straßen zu den stadtweit 19 Wohnbezirken gehören. Die Zuordnung ist für die Vergleichsmieten mit entscheidend.

Ab dem 26. April gibt es den Mietspiegel auch in Papierform: im Technischen Rathaus, in allen Bürgerbüros, bei den Mietervereinen, den Haus- und Grundeigentümervereinen sowie bei allen Bochumer Wohnungsunternehmen.

Zeitnah rechnet Aichard Hoffmann mit Mieterhöhungen der Wohnungsgesellschaften. „Die VBW gehört da immer zu den Ersten, noch vor Vonovia.“

VBW erhöht Mieten um einen Pauschalbetrag

Das weist die VBW mit ihren 12.600 Wohnungen in Bochum (davon 60 Prozent frei finanziert) zurück. „Wir schöpfen unseren rechtlich möglichen Spielraum nicht aus“, sagt Sprecher Dominik Neugebauer. Stattdessen würden die Mieten alle 15 Monate um einen festen Pauschalbetrag erhöht, der je nach Wohnungsgröße zwischen fünf und 25 Euro liege. „Wie hoch dieser Betrag genau ausfällt, ist abhängig von der aktuellen Einstufung im Mietspiegel. Böse Überraschungen gibt es somit nicht“, so Neugebauer.

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Auch die Stadt bekräftigt: „Wir verfolgen weiterhin das Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten und zu schaffen.“ Das „Handlungskonzept Wohnen“ solle hierzu Leitlinien und Maßnahmen formulieren.