Bochum-Altenbochum. Um neuen Wohnraum zu schaffen, werden in Bochum Mehrfamilienhäuser aufgestockt. Die Mieter haben viele Fragen – und Sorgen. Durchaus berechtigt.
Die Idee ist nicht ganz neu, wird in Bochum in dieser Größenordnung jetzt aber zum ersten Mal umgesetzt: Um neuen Wohnraum zu schaffen, setzt der gemeinnützige Wohnungsverein Bochum (GWV) auf seine Mehrfamilienhäuser am Dornbusch in Altenbochum zwei Stockwerke oben drauf. Nach aktuellem Stand werden so 72 Wohnungen entstehen. Auf den Plänen sehen die dann modernisierten und aufgestockten Häuser schick aus. Die Mieter haben dennoch viele Fragen – und Sorgen. Durchaus berechtigt.
Einmaliges Wohnungsbau-Projekt in Bochum hat seine Tücken
Aktuell hat der GWV am Dornbusch 124 Wohnungen, verteilt in vier Mehrfamilienhaus-Riegeln mit je vier Etagen und einem Hochhaus mit acht Geschossen. Drei Wohnblöcke werden um zwei Etagen erhöht, der äußere nur um eine – um sich baulich der Nachbarschaft anzupassen. Hinzu kommen soll noch ein ganz neues, sechsgeschossiges Haus neben dem jetzigen „Turm“. Die bestehenden Gebäude werden energetisch saniert, erhalten Aufzüge, neue Balkone und Parterre auch kleine Gärten.
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Damit die Aufstockung zulässig ist, wird extra ein neuer Bebauungsplan aufgestellt. „Aktuell besteht nämlich nur Baurecht für vier Etagen“, erklärt Stadtplaner Tobias Hund. Dieser bezeichnet das Projekt des GWV als „sehr sinnvoll“ und für Bochum einmalig. Bisher habe es lediglich eingeschossige Aufstockungen gegeben, um neuen Wohnraum zu schaffen, etwa an der Prinz-Regent-Straße. Die Maßnahme am Dornbusch sei für die Stadt schon eine andere Hausnummer.
Das interessiert die Mieter allerdings eher am Rande. Für sie drängen sich ganz andere Fragen auf: Kann ich während der Bauarbeiten dort wohnen bleiben? Wie laut werden die Arbeiten sein? Wie lange wird die Baumaßnahme dauern? Wird es ausreichend Parkplätze geben? Und – wohl am wichtigsten: Wie viel mehr muss ich anschließend an Miete zahlen?
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Wie teuer es für die Mieter am Ende wird, ist noch offen. Fakt ist aber: Die Mieten werden sich in jedem Fall erhöhen. Wie sehr, das werde „individuell berechnet“, erklärt Micha Heimbucher vom GWV-Vorstand bei einer Sprechstunde, in denen er Mietern Rede und Antwort steht. „Wir müssen dann immer schauen, was wir investiert haben.“ Da gehe es um die Art der Dämmung, die Größe des Balkons etc. Heimbucher versichert, dass mögliche Förderungen für das Wohnungsbau-Projekt anteilig abgezogen würden. Zudem hebt er den Mehrwert durch die Modernisierung der Häuser hervor. Man müsse ja auch die reduzierten Heizkosten gegenrechnen.
Anwohner in Sorge: Angst, die Wohnung zu verlieren
Ernst Heilmann bleibt skeptisch. „Glücklich bin ich nicht“, sagt er angesichts dessen, was ihm und seinen Nachbarn bevorsteht. Klar müsse man mehr Wohnraum schaffen. Bisher sei seine Wohnung bezahlbar, sagt der Anwohner. „Aber ich habe Angst, sie zu verlieren.“ Mehr als 25 Jahren wohnten seine Familie und er am Dornbusch in Altenbochum. „Und wir fühlen uns sehr wohl. Aber bleibt das nach der Baumaßnahme auch so?“
Stadt bestätigt Probleme bei Starkregen
Rund zwei Jahre werden die Arbeiten an der Aufstockung der Häuser und dem Neubau andauern, plus Vor- und Nacharbeiten, so der gemeinnützige Wohnungsverein (GWV). Los gehen soll es 2025. Schon jetzt aber werde mit der energetischen Sanierung des Hochhauses begonnen.
Probleme bei Starkregen, auf die die CDU in der Bezirksvertretung Mitte hingewiesen hatte, bestätigt die Stadt Bochum für den Bereich Glockengarten und Velsstraße in Altenbochum. „Wir schauen, was wir in Sachen Entwässerung in diesem Bereich tun können und werden das mit dem Tiefbauamt besprechen“, kündigt Tobias Hundt vom Stadtplanungsamt an.
Auch die Anwohner vom Dornbusch berichten von Wasser in ihren Kellern bei Starkregen. Dagegen will der GWV und im kommenden Jahr Rückschlagklappen einbauen lassen, so Vorstandsmitglied Micha Heimbucher.
Heilmann hofft vor allem auch auf mehr Parkplätze. Aktuell gibt es laut GWV 70 für 124 Wohnungen. „Schon jetzt viel zu wenig“, so Heilmann. Über den Bebauungsplan werde vorgegeben, wie viele Parkplätze vorhanden sein müssen, erklärt Stadtplaner Hundt. Nämlich: ein Stellplatz pro 80 Quadratmeter Wohnfläche.
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Apropos Wohnfläche: Die neuen Wohnungen in den vier Mehrfamilienhäuser sollen andere Größen haben als die bestehenden, um mehr Vielfalt zu bieten. Aktuell sind es laut Micha Heimbucher Größen zwischen 60 und 80 Quadratmetern, die neuen werden demnach kleiner sein (unter 60 Quadratmeter) bzw. größer (120 und 140 Quadratmeter). Die Wohnungen in dem Neubau werden eher kleine Ausmaße haben.
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Die Aufzüge, die Außen angesetzt werden, haben einen Haken: Sie sorgen nicht für Barrierefreiheit, weil sie zwischen den Etagen halten. Bis zur Wohnung muss man also in jedem Fall noch ein paar Treppenstufen bewältigen. Ein weiteres Problem für die Mieter: Die Kellerräume werden künftig mit den neuen Nachbarn geteilt, es bleibt also weniger Platz. Die derzeit nutzbaren Abstellräume auf dem Dachboden entfallen natürlich komplett...