Bochum. In ganz großem Stil war ein Bochumer (55) in die Veruntreuung von Spenden verstrickt. Es geht um fast eine Million Euro. Jetzt erging das Urteil.
Jahrelang hatte ein 55-jähriger Bochumer mit seinem Vater in ganz großem Stil Spenden für wohltätige Zwecke für sich selbst abgezweigt. Der Sohn wurde am Mittwoch vom Landgericht Bochum wegen Beihilfe zur Untreue in 497 Einzelfällen zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Es geht um eine Beute von fast einer Million Euro.
Der Vater war 2021 mit 76 Jahren gestorben, so dass der Sohn allein vor der 13. Strafkammer stand.
Die beiden Bochumer hatten laut Urteil von ihrem Büro in Wattenscheid jahrelang drei gemeinnützige Vereine geführt, deren Zweck die selbstlose Hilfe für Menschen war, die unter Behinderungen und Krankheiten leiden. Der Vater war Vorsitzender, der Sohn Stellvertreter.
Vereine sammelten 2,9 Millionen Euro Spenden ein
Die Spender glaubten, dass ihr Geld in Hilfsmittel, Beratung, Therapien oder Freizeiten fließt. Eingesammelt wurde das Geld durch Beiträge von Vereinsmitgliedern oder durch sogenannte „Drückerkolonnen“ in Einkaufszentren. In nur wenigen Jahren kamen 2,9 Millionen Euro auf den Konten der Vereine zusammen.
Dieses Geld floss zwischen 2015 und 2018 aber nur zu einem ganz geringen Teil in karitative Zwecke, sondern ging zu großen Teilen für Verwaltung, Kosten und unrechtmäßige Gehälter des Angeklagten und seines Vaters drauf. Dieser fuhr zeitweise eine Mercedes S-Klasse mit Fahrer.
Unrechtmäßig waren die Gehälter, weil Vater und Sohn im Auftrag ihrer eigener Vereine mehrere Marketingfirmen gründeten, die nur auf dem Papier existierten und als deren Chefs sie sich selber einsetzten. Die Firmen sollten (offiziell) Spenden generieren, leisteten in Wahrheit aber nichts. Trotzdem überwiesen sich Vater und Sohn von ihren Vereinen insgesamt 970.000 Euro als Gehälter auf ihr Konto als Chefs der Marketingfirmen. Es war ein Geschäft mit sich selbst, ein Scheingeschäft.
Angeklagter aus Bochum kassierte bis zu 5000 Euro netto im Monat
Allein der Angeklagte strich sich so jeden Monat bis zu 5000 Euro netto ein. Er habe, sagte er im Prozess, „ein gutes Leben gehabt“. Insgesamt 120.953 Euro Spendengelder hat er für sich veruntreut. Heute ist der (nicht vorbestrafte) Familienvater arbeitslos. Er ist geständig und reuig.
Dass er mit Bewährung davon kam, erklärte Richter Carsten Schwadrat damit, dass sein Vater der Haupttäter und dominant und aufbrausend gewesen sei. Er habe seinen Sohn angewiesen.
Auf der anderen Seite warf der Richter dem 55-Jährigen eine „verwerfliche Gesinnung“ und eine „Gefährdung der Spendenbereitschaft der Bevölkerung“ vor. Als Bewährungsauflage muss er 10.000 Euro ans Land zahlen. Zudem kann der Staat die 120.953 Euro zurückfordern.
Wo die kompletten Untreue-Gelder heute sind, ist ungeklärt. Der Staatsanwalt wollte zwei Jahre Haft auf Bewährung.