Essen. In der Weihnachtszeit spenden die Deutschen besonders viel. Nicht immer an die Richtigen: Auch unseriöse Spendeneintreiber haben jetzt Hochkonjunktur. Wer sicher sein möchte, dass sein Geld in den richtigen Händen landet, hat es nicht immer leicht. Doch es gibt einige Tipps, die Spendern helfen.
Die Deutschen spenden gerne und viel. Wenngleich das private Spendenaufkommen in den ersten neun Monaten dieses Jahres wegen der allgemeinen Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung um gut fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen ist, sind nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bis Ende September doch immerhin 2,5 Milliarden Euro in die Kassen der Spendensammler geflossen. Und der stärkste Spendenmonat Dezember kommt erst noch.
Besonders in der Vorweihnachtszeit wollen die Menschen Gutes tun, für Spendensammler ist das die Zeit der Hochkonjunktur. Doch potenzielle Spender müssen aufpassen. Am Spendenmarkt tummeln sich etliche schwarze Schafe, die gerade die mildtätige Stimmung in der Vorweihnachtszeit ausnutzen wollen.
Spenden-Siegel als Hinweis für Seriosität
Verbraucherschützer empfehlen deshalb, sich in jedem Fall genauer mit den Vereinen und Organisationen zu beschäftigen, denen man sein Geld anvertrauen möchte. Einen guten Hinweis auf die Seriosität einer Organisation und die Verwendung der Spendengelder gibt zum Beispiel das Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), erläutert Gerlinde Waschke von der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen. Verbraucher erkennen DZI-zertifizierte Spendensammler an einem Sternen-Logo. Doch längst nicht alle seriösen Organisationen sind mit einem DZI-Siegel ausgestattet.
Insgesamt buhlen geschätzte 600 000 gemeinnützige Organisationen um Spendengelder, nur rund 260 indes tragen das DZI-Siegel. Es ist mit einer aufwendigen und teuren Prüfung der Rechnungslegung durch das DZI verbunden. Das können sich kleine Organisationen meist nicht leisten. Wer kein DZI-Siegel trägt, ist deshalb also nicht automatisch unseriös, sagt Waschke. Die Verbraucherschützerin empfiehlt, bei kleineren Vereinen im Umfeld nachzuforschen.
1000 gemeinnützige Organisationen unter die Lupe genommen
Auf der Internetseite des DZI findet sich außerdem eine Datenbank, die auch Informationen zu Organisationen ohne Siegel sammelt. Dort kann man etwa erfahren, ob die Werbe- und Verwaltungskosten vertretbar sind. Mehr als 30 Prozent der Spendeneinnahmen sollten es nicht sein, empfiehlt das DZI. Insgesamt hat das Institut rund 1000 gemeinnützige Organisationen unter die Lupe genommen.
Eine weitere wichtige Anlaufstelle für verantwortungsbewusste Spender ist der Deutsche Spendenrat. Die 69 Mitglieder des Dachverbandes unterschreiben eine Selbstverpflichtungserklärung, mit der sie sich zu Transparenz bei der Mittelverwendung bekennen. Sie müssen einen genormten Jahresbericht vorlegen und verzichten auf den Verkauf von Spenderadressen.
Stiftung Warentest empfiehlt Venro
Die Stiftung Warentest empfiehlt zusätzlich Venro. Die 120 privaten und kirchlichen Träger des Zusammenschlusses haben sich auf einen strengen Verhaltenskodex verpflichtet, der zum Beispiel die Veröffentlichung von Jahresberichten im Internet vorschreibt. Die Venro-Mitglieder sind in der Entwicklungszusammenarbeit und bei humanitärer Hilfe aktiv.
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Besonders vorsichtig sollten potenzielle Spender in der Vorweihnachtszeit in Fußgängerzonen und auf Weihnachtsmärkten sein. Nicht jeder, der jetzt mit der Sammelbüchse unterwegs ist, ist ein echter Wohltäter. Vor allem aggressiv und emotional auftretenden Spendeneintreibern sollte man besser die kalte Schulter zeigen, empfiehlt Waschke.
Besser als die Sammelbüchse ist immer die Überweisung
Keinesfalls sollte man sich von einem Spendeneintreiber unter Druck setzen lassen, kein Geld zahlen oder etwas unterschreiben. „Wer für eine gute Sache wirbt, ist eigentlich immer zurückhaltend“, hat Verbraucherschützerin Waschke beobachtet. Grundsätzlich gilt: Besser als die Sammelbüchse ist immer eine Überweisung. Seriöse Spendensammler haben einen Überweisungsträger und Informationsmaterial dabei. Das kann man sich in Ruhe zu Hause ansehen und Informationen im Internet sammeln.
So veröffentlicht das DZI auch eine Liste zweifelhafter Organisationen (www.dzi.de/spenderberatung/das-dzi-rat-ab/). Die kritische Website Charitywatch.de hat ihre Arbeit zwar im Frühjahr eingestellt, ist aber noch online, auch dort finden sich Hinweise. Keinesfalls sollte man sich von einem wohlklingenden, vermeintlich offiziellen Namen einer Organisation blenden lassen, denn das heißt gar nichts – in Deutschland gibt es weder ein Register noch ausreichende Kontrollen, die gutwillige Spender vor Betrügern schützen.