Bochum. Alle Räder stehen still in Bochum beim Warnstreik. Doch am Hauptbahnhof gibt es etliche Reisende, die von all dem gar nichts mitbekommen haben.
Schon die Anzeigetafeln am Eingang zum U-Bahnhof am Hauptbahnhof verheißen nichts Gutes: „Keine Fahrten auf den Linien der Bogestra. Grund: Warnstreik am Dienstag, 21. März 2023“. Doch nicht alle sind an diesem Tag informiert. So stehen etliche Leute ein wenig ratlos vor den rot-weißen Absperr-Flatterbändern, die vor den Treppen und Rolltreppen von der Verteilerebene hinunter zu den Bahnsteigen hängen. Eine Frau, die mit leichter Urlaubsbräune und zwei Koffern den Aufzug zur U-Bahn nehmen möchte, drückt vergeblich auf die Knöpfe: Der Lift ist abgestellt.
Junger Ukrainer ärgert sich über den Streik
Timur Stepanenko, der vor etwa einem Jahr aus der Ukraine nach Bochum kam, hat einen wichtigen Termin. Doch die U 35 verkehrt an diesem Tag nicht. „Ich hab es eilig, ich muss jetzt zu meiner Deutschprüfung. Ich laufe nun von hier zur Wasserstraße“, sagt er. Ihn ärgert der Streik, denn er ist schon mehrfach von den aktuell laufenden Tarifauseinandersetzungen kalt erwischt worden.
Während er davonläuft, kommt schon die nächste Person und sucht am Fahrplan die Verbindung mit der 308/318. „Ich muss zum Planetarium. Der Streik ist mir eigentlich egal. Ich nehm mir halt einfach ein Taxi“, sagt er und nimmt die Rolltreppe nach oben. So locker sitzt das Geld bei einer Gruppe junger Leute nicht, sie machen sich zu Fuß auf nach Altenbochum. „Zum Glück regnet es nicht“, murmelt einer.
Schlechte Geschäfte für die Back-Oase
Direkt gegenüber dem geschlossenen Bogestra-Fahrkarten- und Service-Häuschen ist die Back-Oase. Normalerweise brummt der Laden um diese Zeit. Die ersten Schülerinnen und Schüler kommen vom Unterricht, manche Pendler suchen sich einige der Leckereien aus, bevor sie hoch zur S-Bahn oder den Nahverkehrszügen hasten.
Doch am Dienstag ist alles anders, sagt Salti Hamid, die an der Kasse sitzt. „Wir verkaufen heute bestimmt nur knapp die Hälfte von dem, was an normalen Tagen hier verkauft wird.“ Sie und ihre Kollegin haben ein paar Minuten Zeit an diesem Streiktag. Kein Wunder, die Rushhour, mit dem Ansturm von Schülerinnen und Schülern und etwas später den Studierenden ist komplett ausgefallen. Sie überlegen daher, ob sie das Geschäft heute früher zumachen.
Das Trio von den Zeugen Jehovas, das die sonst so belebte Passage unter dem Kurt-Schumacher-Platz für die Werbung in eigener Sache nutzt, hat auch bald erkannt, dass heute der Einsatz im Namen des Herrn nicht lohnt und zuckelt mit den obligatorischen Rollwägelchen an einen belebteren Ort.