Bochum. Mit harmloser Pyrotechnik wurde die kommunale Verhandlungsführerin, die Gelsenkirchener OB Karin Welge in Bochum empfangen. So konterte sie.

Rund 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtwerke, Stadtwerke-Tochterunternehmen, des USB und der Bogestra haben am Freitagmorgen vor der Hauptverwaltung der Bogestra an der Universitätsstraße in Bochum protestiert. Grund für die Aktion: An der Aufsichtsratssitzung der Bogestra nahm auch die Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) als Vorsitzende teil. Sie ist als Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) Verhandlungsführerin bei der Tarifrunde 2023 im kommunalen öffentlichen Dienst.

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Während sich die Demonstrierenden die Zeit vor der Bogestra-Zentrale mit warmen Getränken und Schokoriegeln vertrieben, erinnerte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Bettina Gantenberg an die aktuelle Situation bei den Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienstes. „Wir haben uns diesen Ort heute hier ganz bewusst ausgesucht, weil außer Frau Welge auch andere Teilnehmer der Verhandlungen hier in einem Raum sitzen.“

Erinnerung an den Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst

Gantenberg hob dabei hervor, dass sicherlich die aktuellen Arbeitsbedingungen und damit auch der die öffentlichen Verwaltungen und Dienstleistungen treffende Fachkräftemangel, ein weiterer Grund für einen ordentlichen Tarifabschluss sei.

Regelrecht umstellt hatten Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen die Hauptverwaltung der Bogestra an der Universitätsstraße.
Regelrecht umstellt hatten Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen die Hauptverwaltung der Bogestra an der Universitätsstraße. © WAZ | Weeke

Für den lokalen Terminkalender von Verdi sollten sich etwa die Mitarbeitenden der Bochumer Stadtwerke, nebst Töchtern wie der evu Zählwerk (Abrechnungs- und Service-Gesellschaft der Stadtwerke Bochum) oder der Energie- und Wasserversorgung mittleres Ruhrgebiet (ewmr) schon mal den 21. März freihalten. „Dann fahren wir nach Gelsenkirchen, um auch dort unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen“, kündigt Bettina Gantenberg an.

Als schließlich der Dienstwagen um kurz vor 10 Uhr heran rauschte, fingen die Protestierenden ihn ab. Karin Welge stieg aus, die ganze Szene wurde von etwas harmloser Nebel-Pyrotechnik der Gewerkschaft ein wenig dramatisch gehalten. Kein Grund zum Einschreiten durch die Polizei, die sich auf das Regeln des Verkehrs beschränken konnte.

Empfang mit Rockklassiker „Highway to Hell“

Dirk Schröder, Vertrauensleute-Sprecher bei den Stadtwerken, hatte schon vorher mit dem Hardrock-Klassiker „Highway to Hell“ der Rockband AC/DC aus einem fahrbaren Lautsprecher für ordentlich Arbeitskampf-Stimmung gesorgt. „Entschuldigen Sie die Wortwahl, Frau Welke, aber wir ‘reißen uns den Arsch auf’ und dafür möchten wir auch eine angemessene Bezahlung.“

Und Karin Welke kniff nicht: „Natürlich weiß ich um die Bedeutung der Mitarbeitenden, wie wichtig sie sind. Und ja, wir leben in einer wilden Zeit. Aber wir haben doch ein gemeinsames Interesse und müssen uns nun um gute Kompromisse bemühen.“ In dem kurzen Schlagabtausch mit Dirk Schröder ging es auch um ein angebliches Zitat von Welge, die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes hätten in der Vergangenheit elf Prozent zu viel Geld bekommen.

Hier konterte Welge: „Das habe ich so nicht gesagt, es ging darum, dass in der Vergangenheit die Reallohnverluste mehr als ausgeglichen werden konnten.“ Danach stieg die Oberbürgermeisterin wieder in ihren Wagen, um die wenigen Meter weiter zum Parkplatz für die Aufsichtsratssitzung zu fahren. Mit auf den Weg gaben ihr die im Regen ausharrenden Demonstranten im Chor: „Wir sind bereit, für unsere Forderungen einzutreten, Frau Welge!“