Bochum-Laer. Die Suche nach einem Standort für das Soziale Zentrum in Bochum-Laer gestaltet sich schwierig. Jetzt rückt die Fronleichnam-Kirche in den Fokus.

Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein Soziales Zentrum in Bochum-Laer zeichnet sich eine überraschende Wende ab: Aktuell wird nicht mehr das Gelände der evangelischen Gemeinde an der Suntumer Straße/Grimmestraße favorisiert. In den Fokus gerückt ist nunmehr die frühere katholische Fronleichnam-Kirche an der Alten Wittener Straße. Der Plan sieht vor, dass die evangelische Gemeinde das 2008 entwidmete Gotteshaus übernimmt und darin zusammen mit der Diakonie ein Soziales Zentrum betreibt. Dieses soll eine Art zentrale Anlaufstelle im Stadtteil sein – mit vielen Angeboten und Räumen für die Bürger.

Überraschender Plan: Bochumer Gemeinde übernimmt „fremde“ Kirche

Den Anstoß zu dieser Überlegung brachte die Stadt Bochum. Unter anderem auch aufgrund der Berichterstattung dieser Zeitung hatte man im Rathaus erfahren, dass die Caritas als Besitzer der Fronleichnam-Kirche keine Verwendung mehr für das Gebäude hat. Die Stadt hat hingegen ein großes Interesse daran, die frühere Kirche als Landmarke zu erhalten, liegt diese doch mitten im Stadtumbaugebiet – auf der Verbindungsachse von Mark 51/7, Wittener Straße und dem Stadtteil.

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Von daher sei man mit der Idee, das Soziale Zentrum womöglich in der Fronleichnam-Kirche zu realisieren, an das Presbyterium der evangelischen Gemeinde Altenbochum-Laer herangetreten, sagt Stadtplaner Burkhard Huhn. Aus diesem Gremium habe man nun erfreut zur Kenntnis genommen, dass man dem Vorschlag „grundsätzlich positiv“ gegenüber stehe.

Im Zuge des Stadtumbaus von Mark 51/7 (ehemals Opel-Fläche) und dem Stadtteil soll in Bochum-Laer auch ein Soziales Zentrum entstehen. Dazu gibt es jetzt eine ganz neue und durchaus überraschende Überlegung.
Im Zuge des Stadtumbaus von Mark 51/7 (ehemals Opel-Fläche) und dem Stadtteil soll in Bochum-Laer auch ein Soziales Zentrum entstehen. Dazu gibt es jetzt eine ganz neue und durchaus überraschende Überlegung. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Das bestätigt Frauke Sukkel, die Vorsitzende des Presbyteriums. Nach zwei Gesprächen mit Heike Möller, der neuen Leiterin des Stadtplanungsamtes, „haben wir am Dienstag im Presbyterium den Grundsatzbeschluss gefasst, dass wir bereit sind, diesen Weg mit zu gehen“. Das bedeute nicht, „dass wir diesen Plan favorisieren, aber wir sind gewillt, uns darauf einzulassen“.

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Bis zuletzt hatte die evangelische Gemeinde einen Neubau auf dem eigenen Grundstück an der Suntumer Straße im Blick. Um diese Projekt voranzutreiben, wurde eigens ein Arbeitskreis aus lokalen Akteuren gebildet. Noch bevor dieser jetzt seine Arbeit aufnehmen konnte, machte die Stadt den Vorschlag mit der Fronleichnam-Kirche. Und so gibt es nun plötzlich eine ganz neue 1a-Lösung.

Burkhard Huhn vom Stadtplanungsamt der Stadt Bochum bringt die Fronleichnam-Kirche als möglichen Standort für ein Soziales Zentrum in Laer ins Spiel.
Burkhard Huhn vom Stadtplanungsamt der Stadt Bochum bringt die Fronleichnam-Kirche als möglichen Standort für ein Soziales Zentrum in Laer ins Spiel. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Bis diese womöglich umgesetzt wird, dauert es allerdings noch einige Zeit. „Wir stehen ja ganz am Anfang“, sagt Stadtplaner Burkhard Huhn. „Da muss noch viel geklärt werden.“ Immerhin, die Fläche des Kirchengebäudes wurde bereits mit den Anforderungen der am Sozialen Zentrum Beteiligten abgeglichen. „Das kann durchaus passen“, sagt Huhn. Auch für den Kinder- und Jugendtreff der evangelischen Gemeinde und diakonische Angebote sei ausreichend Platz vorhanden.

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Während die evangelische Gemeinde nun mit Kreis- und Landeskirche sprechen muss, stellt die Stadt schon mal einen Zeitplan auf. Und es müssen ja noch viele Gespräche geführt werden. Unter anderem mit der Caritas als Besitzer des Fronleichnam-Kirche. Deren Direktor Alexander Mauer will sich auf WAZ-Anfrage zu konkreten Verhandlungen nicht äußern. Er finde aber gut, „wenn wir dort eine Lösung hinbekommen“. Die Caritas wolle „alles tun, was zu einer gedeihlichen Lösung führt“. Es handele sich schließlich um einen wichtigen Standort für Laer. Mauer räumt ein, „dass uns die Situation dort schon sehr stört“.

Zeitdruck wegen Stadtumbau-Fristen: Stadt Bochum bleibt zuversichtlich

Zu Beginn des Stadtumbaus in Laer hatte die Caritas in Sachen Soziales Zentrum noch mit der evangelischen Gemeinde gemeinsam im Boot gesessen. Zwei Standorte sollten es damals sein. Doch dann stieg die Caritas aus und verfolgte eigene Pläne mit der Fronleichnam-Kirche. Ein ambulantes Suchthilfe-Zentrum war zuletzt im Gespräch. Doch zum Jahresende 2022 rückte die Caritas auch davon ab – ein Umbau sei viel zu teuer. Die Zukunft der ehemaligen Kirche schien damit ungewiss.

Emotionale Entscheidung

Für die evangelischen Gemeinde ist die Idee mit der Fronleichnam-Kirche eine sehr emotionale Angelegenheit. „Das ist schon keine einfache Entscheidung gewesen“, gesteht Frauke Sukkel, die Vorsitzende des Presbyteriums. Nachdem sie ein paar Nächte darüber geschlafen habe, könne sie sich mit dem Gedanken, als evangelische Gemeinde ein früheres katholisches Gotteshaus zu übernehmen, aber anfreunden.

Es gehe ja letztlich nur um ein Gebäude. „Und wenn dadurch ein Soziales Zentrum möglich wird, ist das eine gute Lösung.“ Dann lieber so, „bevor wir in Laer womöglich gar kein evangelisches Leben mehr haben...“ Der Standort sei zudem „wirklich ideal“.

Nun bietet sich eine neue Chance auf eine Nachnutzung. Doch es muss schnell gehen, denn so ein Stadtumbau ist endlich, die Fördergelder sprudeln nicht ewig. Auf sieben Jahre ist so ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) angelegt. „Wir sind schon in der zweiten Halbzeit“, sagt Burkhard Huhn, ohne aber in Panik zu geraten.

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„Man kann mit dem Ministerium für gewisse Sonderfälle etwas aushandeln“, beruhigt er. Huhn ist „guter Dinge, dass uns das hier auch gelingen wird“. Nun müsse man „schnell in die Planung kommen, eine Kostenübersicht erstellen, einen Architekten beauftragen und auch inhaltlich die Weichen stellen“.

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Und es muss geklärt werden, zu welchen Bedingungen das Geschäft abgewickelt wird. Ein Model sehe vor, dass die Stadt die Fronleichnam-Kirche nebst Grund kauft und der evangelischen Gemeinde im Tausch mit deren Grundstücke an der Suntumer Straße/Grimmestraße überschreibt, erklärt Huhn. Dies sei aber nur ein Möglichkeit von mehreren.