Bochum-Stiepel. In Stiepel gibt es nur noch einen Supermarkt, im Dorf gar keine Einkaufsmöglichkeit. Ein Trio will das ändern – und plant einen Feierabendmarkt.
Eines steht für Claus-Jürgen Giwer fest. „Das Dorf ist unterversorgt!“, sagt er – und meint damit Stiepel-Dorf und die Nahversorgung dort. Einkaufsmöglichkeiten? Gibt’s hier nicht. Der 84-Jährige will das ändern. Gemeinsam mit zwei Mitstreitern aus dem Heimatverein hat er die „Initiative Dorfmarkt Stiepel“ gegründet. Das Trio will einen Feierabendmarkt etablieren.
Ausgangspunkt ist die einigermaßen paradoxe Situation: Da ist mit Stiepel der flächenmäßig größte Stadtteil, der statistisch das höchste Pro-Kopf-Einkommen in der Stadt aufweist. Und dann ist da: ein einziger Supermarkt, oben in Stiepel-Frische an der Kemnader Straße. „Der Masterplan Einzelhandel weist für Stiepel eine ganz defizitäre Situation auf, fürs Dorf noch mal besonders“, sagt Rita Jobs.
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Dorfmarkt in Stiepel soll nachhaltig und plastikfrei sein
Die 80-jährige ehemalige SPD-Ratsfrau skizziert, wie so ein Dorfmarkt aussehen könnte: Einmal wöchentlich sollen Erzeuger aus der Umgebung ihre Produkte anbieten – Obst und Gemüse, Backwaren, Fleisch und Wurst, Käse, Eier, Marmeladen. „Es ist uns wichtig, regionale Produkte zu bieten“, sagt Jobs, „weitgehend biologisch, nachhaltig und plastikfrei“. Und „drumherum“ seien „einige schöne Sachen“ denkbar: ein Bier- und Weinstand, Fingerfood zum Beispiel. Sogar einen möglichen Lageplan gibt es schon.
Angedacht ist der Markt auf dem Parkplatz unterhalb der Dorfkirche, freitags von 16 bis 20 Uhr. „Was den Standort angeht, sind wir offen“, sagt Rita Jobs. „Wir wollen nur definitiv im Dorf bleiben.“ Auch der Termin sei ein Vorschlag. „Wenn die Beschicker am Freitag alle auf anderen Feierabendmärkten sind, dann können wir auch auf den Donnerstag wechseln.“
Feierabendmarkt auch als Treffpunkt für Stiepel-Dorf
Nicht nur die Daseinsvorsorge, auch der Treffpunkt-Charakter eines abendlichen Marktes sei wichtig, findet Rita Jobs. „Die Stiepeler feiern gern, die treffen sich gern.“ Seitdem das „Seitenblick“ an der Dorfkirche geschlossen ist, gebe es im Dorf aber nicht mal mehr eine Kneipe, insgesamt „in Stiepel kaum noch Gastronomie“. Jobs sagt: „Ich kann nur mit Neid nach Wiemelhausen und Linden gucken.“
Erste Ideen habe es bereits 2020 gegeben – dann kam Corona. „Jetzt machen wir einen neuen Anlauf“, sagen die Initiatoren. Sie hätten schon Gespräche mit dem Ordnungsamt geführt, berichten Rita Jobs und Claus-Jürgen Giwer, aktuell stünden sie mit Bezirksvertretung und dem Bezirksbürgermeister in Kontakt, um die Sache weiter voranzubringen.
Dorfmarkt ein Angebot für Stiepel – keine Konkurrenz zum Moltkemarkt
Und sie sammelten Stimmung im Stadtteil ein: Was sagen Stiepeler und Stiepelerinnen zu einem möglichen Feierabendmarkt? Die Reaktionen seien positiv, erzählt Giwer. Rita Jobs ergänzt: Auch von Bochum Marketing sei Unterstützung signalisiert worden. Dort bestätigt Sprecher Felix Kannengießer den Austausch: „Wir sitzen nicht mit im Boot, sind nicht Veranstalter“, stellt er klar. Aber die Initiative sei an Bochum Marketing herangetreten, und „wir haben im Rahmen unserer Expertise beraten und helfen gerne“.
Will die Initiative Dorfmarkt dem Moltkemarkt am Springerplatz Konkurrenz machen? „Nein“, sagt Claus-Jürgen Giwer, „das können wir nicht.“ Sie wollten „das, was es an Defiziten in Stiepel-Frische und im Dorf gibt, etwas ausgleichen“, erklärt Rita Jobs. „Wir glauben, dass das eine gute Sache werden kann.“
Landwirt plant ebenfalls mit
Dritter im Bunde der „Initiative Dorfmarkt Stiepel“ ist Landwirt Jörg Große Munkenbeck. Auch er ist im Stiepeler Verein für Heimatforschung aktiv und steht in Kontakt zu anderen Bauern und möglichen Markthändlern.
Das Trio spinnt seine Idee von einem Dorfmarkt noch weiter. Man wolle an die bäuerliche Tradition Stiepels anknüpfen. Das Konzept sieht auch vor, einmal monatlich historisches Handwerk vorzustellen: Hufschmied, Korbflechter, Drechsler zum Beispiel.