Bochum-Weitmar. Rund um die Sternwarte Bochum werden Probebohrungen durchgeführt – wegen der Bergbau-Vergangenheit in diesem Gebiet. Das hat Folgen.
Rund um die Sternwarte Bochum sind Bereiche des Grundstücks abgesperrt. Dort wird der E.ON-Konzern in Kürze mit Probebohrungen starten. „Das ist eine proaktive Sicherungsmaßnahme“, beruhigt Thilo Elsner, Chef der Sternwarte an der Blankensteiner Straße 200A in Bochum-Sundern. Einen aktuellen Anlass, also einen Hinweis auf eine akute Bedrohung durch instabilen Untergrund, gebe es nicht. Wohl aber hin und wieder auftretende Tagesbrüche im benachbarten Weitmarer Holz.
Bergbau-Schäden? Gelände an der Sternwarte Bochum abgesperrt
Von daher wolle E.ON auf Nummer sicher gehen und die Umgebung aufgrund der bergbaulichen Vergangenheit kontrollieren, erklärt Elsner. Er war selbst überrascht, als man von Konzernseite zum Jahreswechsel auf ihn zugekommen war. Es habe früher drei Schächte auf dem Gebiet der Sternwarte gegeben, wurde ihm gesagt, und dass man mit ihm mal sprechen wollen.
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Das Resultat sieht so aus, dass der Untergrund nun ausführlich untersucht wird. Inzwischen sei von sechs verfüllten Schächten die Rede. Und u.a. von dem Flöz „Dicke Bank“. Elsner berichtet, dass ein Flöz offenbar in 40 Meter Tiefe auch unter dem Radom verlaufe.
E.ON untersucht an der Sternwarte Bochum Schächte und verfüllt sie
Probleme seien bisher aber nie aufgetreten. Die Antenne, mit der man auch für die NASA Ergebnisse zusammentrage, sei ganz exakt ausgerichtet. „Und seit 2005 ist die Position bis in den Hundertstelbereich immer gleich geblieben“, so Elsner. Der Untergrund habe sich in dieser Zeit also nicht verändert. Auch jetzt, während der Sondierungsmaßnahme, werde man das Gelände seismographisch überwachen, um Abweichungen sofort festzustellen.
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E.ON bestätigt, dass sich im Bereich des Grundstückes der Sternwarte mehrere ehemalige, in der Mitte des 19. Jahrhunderts und später in den 1950er Jahren angelegte „Tagesüberhauen“ der E.ON befinden, „deren Zustand und genaue Lage uns nicht bekannt sind“. Diese seien angelegt worden, um die sehr nah an der Tagesoberfläche anstehenden Kohleflöze zu erschließen und tagesnah abzubauen.
Sternwarte Bochum: Bergbausicherung dauert mindestens bis Sommer
„Im Rahmen unserer proaktiven Schachtsicherungsmaßnahmen beabsichtigen wir an den genannten Schächten bergbauliche Untersuchungs- und Sicherungsmaßnahmen durchzuführen“, sagt Unternehmenssprecher Alexander Ihl. „ Dabei ist es erforderlich, Bohrungen auf dem Grundstück der Sternwarte durchzuführen.“ Nach der Lagebestimmung der einzelnen Schächte würden diese mit Baustoff verfüllt, „so dass eine dauerhafte Standfestigkeit der Tagesoberfläche auch in der Zukunft gewährleistet wird“. Eine konkrete Gefahrensituation bestehe aktuell nicht.
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Beginnen sollen die Arbeiten in der kommenden elften Kalenderwoche. „Bei dieser sehr großen Bearbeitungsfläche werden die Bauarbeiten voraussichtlich bis August 2023 andauern. Die Bauzeit kann sich jedoch durch ungünstige bergbauliche Verhältnisse noch verlängern“, sagt Alexander Ihl.
Treckerfreunde suchen alternativen Ort
Die Treckerfreunde Sundern sind nun in Not. Seit 2000 veranstalten sie im Mai Jahr für Jahr den Trecker- und Oldtimer-Treff an der Sternwarte – mit wenigen Ausnahmen (Corona). Nun droht der Veranstaltung eine erneute Absage. „Das wäre natürlich bitterschade“, sagt der Vorsitzende Bernd Werner.
Am Montag, 13. März, soll beratschlagt werden, wie man mit der Situation umgehen will. „Vielleicht finden wir ja unten in Stiepel eine alternative Fläche“, hofft Werner. Auch den Bezirksbürgermeister wolle man um Hilfe bitten.
Von daher hat Thilo Elsner auch schon die Treckerfreunde Sundern darüber unterrichtet, dass sie ihren für 6. und 7. Mai geplanten Trecker- und Oldtimertreff nicht auf dem Gelände der Sternwarte durchführen können.
Betrieb der Sternwarte Bochum soll nicht beeinträchtigt werden
Denn genau dort würden die Bohrungen vorgenommen, so Elsner. Aktuell seien bereits die Stellen gekennzeichnet, an denen Versorgungsleitungen liegen. „Damit da niemand hineinbohrt.“ Die Sternwarte selbst sei von der Maßnahme nicht betroffen, sagt Elsner. „Der Betrieb geht weiter.“ Das Institutsgebäude liege auch gar nicht im Bereich der Fläche, von der theoretisch Gefahr ausgehen könnte.
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Dass das Gelände rund um die Sternwarte und speziell der Untergrund irgendwann noch einmal genauer untersucht werde, damit hatte Thilo Elsner gerechnet. Er erinnert an den den Schweinehirten Jörgen, der hier die Steinkohle entdeckt haben soll. Geschichtlich belegt ist das nicht, aber man glaube natürlich gerne daran, sagt Elsner.