Bochum-Hordel. Rund um das Vereinsheim einer Wandergruppe aus Bochum steht kein Baum mehr. Das sorgt für Verdruss, bringt aber auch einen Vorteil mit sich.
Bis vor ein paar Jahren lag das Vereinsheim des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), Abteilung Hordel-Bochum, in Bochum-Hordel noch schön im Grünen. Nun steht drumherum kein einziger Baum mehr. Nach einer großen Fällaktion vor fünf Jahren wurde nun auch das restliche Grün entfernt. Komplett. „Wir fühlen uns jetzt wie auf dem Präsentierteller“, sagt der zweite Vorsitzende Manfred Küchler.
Hunderte Bäume gefällt: Wanderer in Bochum vermissen Grün
Auch um die Tierwelt tut es den Wanderern leid. „Wir hatten hier so viele Vögel, Grün- und Buntspechte“, so Küchler. „Dazu Eichhörnchen, Dachse, Füchse – Natur pur.“ Deren Lebensraum sei nun mit dem Fällen vieler Hundert Bäume vernichtet worden. Das Wanderheim an der Hordeler Heide sei jetzt zudem nicht mehr vor Wind und Wetter geschützt. Es gebe aber auch einen Vorteil. „Seit man das Haus von weither sehen kann, ist bei uns nicht mehr eingebrochen worden“, berichtet Küchler. „Und wir sind für Besucher jetzt besser zu finden.“
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Gleichwohl wäre dem SGV mehr Grün lieber. Man sei ja sehr naturverbunden. Und auch vielen Spaziergängern bereite die Runde durch die Hordeler Heide nun wesentlich weniger Freude.
Allerdings leuchtet Küchler und den Vereinsmitgliedern der Sinn der Maßnahme durchaus ein. Denn rund um das Vereinsheim errichtet die Emschergenossenschaft ein riesiges Hochwasserrückhalte- und ein Filterbecken. Beide zusammen habe ein Volumen von 95.000 Kubikmetern, teilt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, auf WAZ-Anfrage mit. „Das entlastet bei Starkregen den Hüller Bach und vor allem links und rechts die Anwohner.“
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Der Hüller Bach entsteht an dieser Stelle aus Marbach und Hofsteder Bach, erklärt Abawi. Er habe auf dem Weg bis zur Emscher-Einmündung noch viele Zuflüsse und sei „ein ziemlich großes Gewässer“. Abawi: „Der Hüller Bach bringt viel Wasservolumen in die Emscher, der Bereich ist das größte Nebeneinzugsgebiet der Emscher.“ Von daher sei auch nachvollziehbar, weshalb die Emschergenossenschaft 1899 in Bochum gegründet worden sei, obwohl die Emscher hier gar nicht her fließt.
Emschergenossenschaft verspricht: Nachher wird in Bochum-Hordel wieder alles schön
Dass man vor fünf Jahren bereits einen ersten Teil des Geländes gerodet und ausgehoben habe, erklärt Ilias Abawi so: „Wir hatten damals die Gelegenheit, Boden auf einer Halde zu entsorgen. Diese haben wir genutzt.“ Nun erfolgten die restlichen Fällungen, weil bald die konkreten Arbeiten an beiden Becken beginnen sollen.
Wenig Mitglieder trotz Wander-Boom
Vor ein paar Jahren fusionierten die Abteilungen Bochum und Hordel des Sauerländischen Gebirgsvereins. Aktuell habe man um die 180 Mitglieder. „Vor 30 Jahren waren wir noch vierstellig“, weiß der zweite Vorsitzende Manfred Küchler zu berichten. Der Altersschnitt liege bei um die 70 Jahre.
Der Nachwuchs fehlt also auch beim SGV. Dabei liege Wandern nach wie vor im Trend, sagt Anke Küchler. Aber heutzutage machten sich viele lieber auf eigene Faust auf die Socken. „Dabei sind wir es, die die Wege kennzeichnen, die alle nutzen“, stellt sie fest.
Im Spätsommer sollen die Arbeiten laut Emschergenossenschaft starten. Zunächst sei das Filterbecken dran, sagt Abawi, für das eineinhalb Jahre veranschlagt werden. „Mit dem Hochwasserrückhaltebecken wollen wir 2024 loslegen, das wird etwa zwei Jahre dauern. Ende 2025 soll die Gesamtmaßnahme beendet sein.“
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Danach werde das Gebiet rund um das SGV-Wanderheim wieder „richtig schön“. Das Motto in Sachen Renaturierung der Emscher laute ganz bewusst „Blaugrünes Leben“, sagt Ilias Abawi. „Da darf das Grün natürlich nicht fehlen.“ Und so werde das gerodete Terrain natürlich wieder aufgeforstet. Die beiden Becken seien zudem nicht aus Beton, sondern begrünter Erde. „Dort entsteht eine Art Biotop.“ Diese Bachauen seien letztlich auch wieder gut für die Artenvielfalt. Ersatzpflanzungen würden aus Platzmangel an anderen Stellen im Stadtgebiet vorgenommen.
SGV Hordel-Bochum erhält neue Zufahrt zum Wanderheim
Auch das Grundstück mit dem SGV-Wanderheim werde neu bepflanzt, verspricht Abawi. Auch werde eine neue Zufahrt gebaut. Die jetzige Zufahrt fällt dem Hochwasserrückhaltebecken zum Opfer. Künftig wird das Wanderheim von Osten über die Straße „An den Klärbrunnen“ angefahren. Nicht optimal für die Wanderer und ihre Besucher. „Dadurch müssen wir dann einen großen Umweg fahren“, beklagt Manfred Küchler. „Auch für unsere Mitglieder, die in der Nachbarschaft wohnen, wird der Weg dann deutlich länger.“