Bochum. Mehr Lohn will die Brauerei Fiege in Bochum bezahlen. Über die Ankündigung der Geschäftsführung wundern sich Betriebsrat und Gewerkschaft.

Es knirscht in den laufenden Tarifverhandlungen zwischen den Brauereien in NRW und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Warnstreiks drohen. Außen vor scheint dabei die Privatbrauerei Moritz Fiege in Bochum zu sein. Sie hat ihrer Belegschaft bereits eine Lohnerhöhung gewährt. Und doch gibt es Irritationen zwischen dem Unternehmen auf der einen und Betriebsrat und Gewerkschaft auf der anderen Seite.

Gewerkschaft und Betriebsrat pochen auf Tarifvertrag bei Fiege

„Von einer Tarifvereinbarung kann keine Rede sein“, heißt es bei der NGG. Sie zeigte sich überrascht, als sie am vergangenen Freitag von einer Pressemitteilung Fieges erfuhr. In der heißt es, das Familienunternehmen gewähre der Belegschaft eine Lohnsteigerung in Höhe von 4,2 Prozent – inklusive einer bereits im Februar ausgezahlten Einmalzahlung in Höhe von 1050 Euro.

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„Darüber waren wir einigermaßen verwundert“, sagt NGG-Gewerkschaftssekretär Jens Zimmermann auch im Namen des Betriebsrats und der vor einigen Wochen gebildeten Tarifkommission. Denn: Trotz des Angebots zu Sondierungsgesprächen und der Bitte, danach Verhandlungen über eine Tarifregelung aufzunehmen, sei es zu keinerlei Gesprächen mit der Geschäftsführung gekommen.

Höhe der Lohnerhöhung ist aus Sicht der Gewerkschaft nicht nachvollziehbar

Vielmehr habe Fiege die Belegschaft am 13. Februar über eine Lohnanpassung informiert. Der Inhalt: Die besagte Einmalzahlung und eine zusätzliche Anpassung in Höhe von 2,0 Prozent vom 1. Oktober an. „Die 4,2 Prozent, von denen Fiege nun spricht, sind für mich nicht nachvollziehbar“, so Jens Zimmermann. Streng genommen betrage die Lohnerhöhung für das laufende Jahr lediglich 0,5 Prozent, da sie erst ab Oktober greife. „Und selbst wenn man die Einmalzahlung dazu nimmt, die eigentlich ja als Inflationsausgleich gedacht ist, kommt man nur auf 2,8 Prozent.“

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Aber nicht nur die unterschiedlichen Werte sorgen für Irritationen. Zimmermann: „Es gibt auch keine Rechtssicherheit, so lange es keine Vereinbarung zwischen der Geschäftsführung und der Arbeitnehmerseite über einen Tarifvertrag gibt.“ Die Brauerei ist 2020 aus der Tarifbindung ausgestiegen und daher nicht mehr an die Tarifvereinbarungen gebunden.

Gewerkschaft pocht auf Tarifverhandlungen

„Deshalb ist das Thema für uns noch lange nicht abgeschlossen“, so Zimmermann. „Die Firma Fiege hat jetzt eine Lohnerhöhung vorgenommen, die von uns aber in keinster Weise in Tarifgesprächen diskutiert wurde. Wir werden ungeachtet dieser Erhöhung Tarifverhandlungen aufnehmen und Fiege in naher Zukunft zu Verhandlungen aufrufen. Die Mitglieder haben uns dafür einen Auftrag gegeben.“

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Deren Bedeutung hebt auch Betriebsratssprecher Christian Lippka hervor. „Ob es ein Haustarifvertrag wird, ein Anlehnungstarifvertrag oder was auch immer, werden wir sehen.“ Fakt sei, dass die eigens bei Fiege gebildete Tarifkommission auf auf eine schriftlich fixierte Vereinbarung bestehe. Die Belegschaft soll demnächst im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über den Stand der Dinge informiert werden.

Ob das Unternehmen nun Gespräche über einen Tarifvertrag führen will, ist unklar. Eine entsprechende Anfrage dieser Redaktion lässt Geschäftsführerin Carla Fiege unbeantwortet.