Bochum. 20 Jahre Einsatz für behinderte Kinder: Die Bochumer Elterninitiative „Menschen(s)kinder“ blickt stolz zurück – und zuversichtlich nach vorn.

Mittwochs ist für Pia ein schöner Tag. „Da treffe ich meine Freunde. Das ist mir sehr wichtig“, sagt die 25-Jährige und strahlt wie der helle Sonnenschein. „Ja!“, ruft Felix (23), bevor er in der Küche weiter die Bolognese-Sauce anrührt: „Online während Corona war kein Ersatz für unsere Gruppe. In echt ist viel besser!“ Pia und Felix sind „Menschen(s)kinder“. Der gleichnamige Bochumer Verein blickt auf sein 20-jähriges Bestehen zurück.

Die Vorsitzende Diana Stricker war dabei, als die Elterninitiative für Kinder mit Behinderung im Januar 2003 gegründet wurde. „Wir waren schon damals eng an die Kinderklinik und die Stiftung Kinderzentrum Ruhrgebiet angebunden, dachten uns aber: Wir müssen als Eltern etwas Eigenes machen“, blickt die 63-Jährige zurück.

Verein „Menschen(s)kinder“ in Bochum startete mit Schwimmkursen

Etwas Eigenes: Damit waren anfangs vor allem Freizeitangebote für die Kinder und Jugendlichen gemeint. Das Angebot war karg, besonders in den Ferien. Die „Menschen(s)kinder“ machten sich an die Arbeit, richteten Kurse im (kürzlich geschlossenen) Schwimmbecken der Kinderklinik ein, starteten eine Ferienbetreuung, knüpften alsbald ein Netzwerk mit weiteren Partnern.

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In der Mittwochs-Gruppe der „Menschen(s)kinder“ im St.-Josef-Hospital wird gekocht und geklönt.
In der Mittwochs-Gruppe der „Menschen(s)kinder“ im St.-Josef-Hospital wird gekocht und geklönt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Volles Programm für bis zu 80 Kinder und Jugendliche

„Wir haben mit zehn Personen und 1000 Euro Jahresetat begonnen. Heute haben wir 145 Mitglieder und ein Budget von 100.000 Euro“, berichtet Jochen Grothkop (79), auch er einer der Mitgründer. Stolz sind die Eltern darauf, dass aktuell bis zu 80 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von der Arbeit des Vereins profitieren: so wie Pia und Felix bei den Mittwochs-Treffen mit Kochen, Disco und Klönen im ehemaligen Hörsaalzentrum des St.-Josef-Hospitals mit Studierenden als Honorarkräfte, aber auch bei Ausflügen (2022 u.a. ins Phantasialand), beim Tennis auf der Anlage von Rot-Weiß Werne sowie bei Sport und Spiel im Falkenheim, in der Schule am Haus Langendreer oder in der Hilda-Heinemann-Förderschule. Unvergessen ist eine Ferienwoche 2021 auf Norderney.

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Elterninitiative ist auf Spenden und Sponsoren angewiesen

Für die Eltern gibt’s u.a. Vorträge und Rechtsberatungen. Wie finanzieren sich die Angebote? „Neben den Mitgliedsbeiträgen und Eigenanteilen erhalten wir Zuschüsse der Krankenkassen. 60 Prozent der Aufwendungen sind aber Spenden und Sponsorengelder. Darauf sind wir dringend angewiesen“, betont Jochen Grothkop.

Benefiz-Gala am 24. März beim VfL Bochum

Zum 20. Geburtstag veranstalten die „Menschen(s)kinder“ am Freitag, 24. März, erstmals eine Benefiz-Gala. Beginn in der Stadtwerke-Lounge im Vonovia-Ruhrstadion ist um 18 Uhr. Schirmherr ist VfL-Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis.

Durch den Abend führt TV-Moderatorin und Sängerin Isabell Varell. Mit dabei sind Kabarettist Wolfgang Trepper, Musicalsängerin Marion Wilmer, der ehemalige Starlight-Papa David E. Moore, Magier Christian Fontagnier sowie Christian Heckelsmüller am Piano.

Im Eintritt sind die Getränke und ein Büfett enthalten. Karten gibt es ab 140 Euro. Infos auf menschenskinderbochum.de.

Dabei stehen die „Menschen(s)kinder“ vor einer Zäsur. Jochen Grothkop ist nicht nur einer der wichtigsten Akteure des Vereins, sondern auch Herz, Kopf und Seele der Stiftung Auszeit. Die baut derzeit für rund sieben Millionen Euro ein Kurzzeitwohnheim für behinderte Kinder und Jugendliche auf einem von Vonovia geschenkten Grundstück an der Altenbochumer Straße.

Im Kurzzeitwohnheim der Auszeit-Stiftung (hier eine Animation) werden die „Menschen(s)kinder“ ab 2025 das Souterrain nutzen.
Im Kurzzeitwohnheim der Auszeit-Stiftung (hier eine Animation) werden die „Menschen(s)kinder“ ab 2025 das Souterrain nutzen. © Stiftung Auszeit

2025 ist der Umzug ins neue Auszeit-Wohnheim geplant

Ab 2025 sollen hier 16 junge Bewohner betreut und gepflegt werden, damit ihre Eltern eine Auszeit nehmen können. Die „Menschen(s)kinder“ werden im Souterrain ihr neues Domizil beziehen. Dazu wurde gemeinsam mit der Stiftung eine Betreibergesellschaft gegründet. Großer Vorteil: Im Auszeit-Heim wird es auch ein Bewegungsbecken geben.

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Der Erlös einer Benefiz-Gala (siehe Info-Kasten) soll die Vereinskasse auffüllen. Damit Pia, Felix und viele weitere „Menschen(s)kinder“ auch künftig strahlen können.