Werne. . Elterninitiative „Menschenskinder“ ermöglicht Training für Kinder mit Handicap

Isi hat gute Laune. Unentwegt treibt sie auf dem Tennisplatz ihre Späße. In dem einen Moment legt sie sich spontan auf den Boden und macht ein Nickerchen, im nächsten Augenblick schnappt sie sich einen Tennisschläger, um auf ihm Gitarre zu spielen. Und dabei strahlt sie über das ganze Gesicht. Isi, 19 Jahre alt, heißt eigentlich Isabell. Sie leidet am Down-Syndrom. Doch das ist an diesem Nachmittag in der Halle des Tennisclubs Rot-Weiß Werne völlig vergessen. Denn Isi darf hier Tennis spielen. Zusammen mit vielen anderen Kindern und Jugendlichen mit Handicap.

Jochen Grothkop steht am Rand und verfolgt das muntere Treiben auf dem Platz. Ein bisschen bewegt, sichtlich stolz – und vor allem glücklich. Sein Enkelkind kam schwerstbehindert zur Welt. Damals nahm er sich vor: „Wenn ich nicht mehr arbeite, tue ich etwas Gutes für Kinder.“

Gesagt, getan. Als 2. Vorsitzender der Elterninitiative „Menschenskinder“ gehört er zu denjenigen, die dieses Angebot für Kinder mit Behinderung möglich gemacht haben. „Es gibt für diese Kinder leider kaum Sportmöglichkeiten, dabei ist Bewegung so wichtig“, sagt Grothkop. „Das wollten wir ändern.“ Mit der Volksbank konnte der 69-Jährige einen finanzstarken Partner für das Projekt gewinnen. Auch bei „seinem“ TC Rot-Weiß Werne fand Grothkop Unterstützung – und einen Trainer.

Der Trainer musste nicht lange überlegen

Thomas Böhle war von der Idee sofort angetan. Der 46-Jährige ist seit fünf Jahren Trainer in Werne und musste nicht lange überlegen, als er von „Menschenskinder“ angesprochen wurde. Sein Ziel: „Den Kindern motorische Grundlagen vermitteln.“ Und: Möglichst viele von ihnen sollen auch auf Dauer am Ball bleiben und in den vereinsinternen Trainingsablauf integriert werden.

Klara und Niklas sind unzertrennlich

Die ersten Schritte in diese Richtung sind schon gemacht. Auch Dank Klara, der zehnjährigen Tochter des Trainers. „Sie ist mit Begeisterung dabei“, freut sich Papa Thomas Böhle. „Beim ersten Mal sah sie, dass Niklas Hilfe brauchte. Sie sprang ihm zur Seite – und seitdem sind die beiden unzertrennlich.“

„Man ist für jedes bisschen Natürlichkeit dankbar“

Auch heute wieder machen Niklas und Klara jede Übung gemeinsam. Die übrigen Kids werden von Trainer-Assistent Michael Feld und von Anni, Lisa und Yvette, den drei Übungsleiterinnen von „Menschenskinder“, betreut. Die Eltern der Kinder warten derweil entweder im Klubheim oder sitzen am Rand und schauen zu. Wie Barbara Stiller. Ihre Tochter Michelle ist von Geburt an behindert. „Toll, dass sie Bewegung hat. Bei dem Training vergisst Michelle alles um sich herum. Man ist für jedes bisschen Natürlichkeit dankbar.“