Bochum. Die Hilfsbereitschaft in Bochum nach dem Beben in der Türkei und Syrien war groß. Nun berichten die Initiatoren, ob die Spenden angekommen sind.
Die Hilfsbereitschaft in Bochum war groß, als es kurz nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien galt, die Opfer schnell mit dem Nötigsten zu versorgen. Nun melden die Initiatoren der beiden größten Bochumer Spendenaktionen: „Die Hilfe ist angekommen.“
800 Mitglieder umfasst die Alevitische Gemeinde in Bochum. Auf 6000 wird die Zahl der Aleviten geschätzt, die in Bochum und Umgebung leben. Die Siedlungsgebiete der Religionsgemeinschaft liegen vielfach in den von dem Jahrhundert-Beben betroffenen Regionen.
Bochumer Hilfe für Erdbebenopfer: Aleviten reagierten sofort
Noch am Tag der Katastrophe am 6. Februar rief die Alevitische Gemeinde zu Sachspenden auf. „Die Resonanz war überwältigend“, schildert Vorstandsmitglied Kemal Güler (51). Bis tief in die Nacht hinein wurden in den Gemeinderäumen an der Helenenstraße Kartons mit warmer Kleidung, Decken und weiteren Hilfsgütern gepackt.
Auch interessant
Nach zwei Tagen wurde die Aktion abgebrochen. Denn fortan hieß es: Nur noch Lieferungen mit Neuware dürfen die Grenze passieren. „Hinzu kam, dass der türkische Katastrophenschutz Afad jetzt allein über die Verteilung der Hilfsgüter bestimmt. Das kommt für uns nicht infrage. Wenn wir Spenden sammeln, brauchen wir auch die Kontrolle über deren Verwendung“, betont Güler.
Bochumer Gemeindemitglieder trauern um Verwandte und Freunde
Die zwei Lastwagen, die noch in Bochum auf die Reise geschickt wurden, haben ihre Ziele in den südtürkischen Katastrophenregionen Hatay und Kahramanmaraş erreicht, sagt Kemal Güler. Über die Alevitischen Gemeinden vor Ort seien die Hilfsgüter an die Opfer ausgegeben worden. Güler: Die Dankbarkeit ist groß. So unfassbar viele Menschen haben alles verloren, sind ohne Obdach und Lebensperspektive. Und nach Syrien kommen viele Hilfslieferungen bis heute nicht durch.“
Auch interessant
Auch Mitglieder der Bochumer Gemeinde trauern um Freunde und Verwandte. „Noch immer liegen Leichen unter den Trümmern. Die Berichte, die wir aus der Türkei erhalten, sind grauenhaft. Dazu brauchen wir keine Nachrichten“, sagt Kemal Güler.
Visa-Verfahren vereinfacht: Aber vielfach fehlen die Dokumente
Selbstverständlich gebe es den Wunsch, Angehörige nach Deutschland zu holen. Die Stadt Bochum hat das Visa-Verfahren für Türken und Syrer kurzfristig vereinfacht. „Aber meines Wissens nach ist noch niemand hier eingetroffen. Wie auch? Wer überlebt hat, hat oft auch alle Dokumente verloren, die für eine Ausreise nötig sind“, sagt Kemal Güler und weiß: „Unsere Hilfe wird noch sehr lange Zeit notwendig sein. Dafür bitten wir weiterhin um Geldspenden und versichern: Jeder Euro hilft.“ Infos gibt es auf der Homepage alevi-bochum.de.
Auch interessant
Für Judith Büthe bleibt der 12. Februar unvergessen. An dem Sonntag richtete der Bochumer Verein „Das Kollektiv“ eine Sammelaktion im Falkenheim an der Akademiestraße ein. „Mit einem derartigen Zuspruch haben wir nicht gerechnet. 50 freiwillige Helfer standen bereit. Gemeinsam haben wir mehr als 500 Kartons und 280 Säcke mit Winterkleidung, Decken, Zelten, Iso-Matten, Schlafsäcken, Baby-Trockennahrung und Windeln gefüllt“, sagt die „Kollektiv“-Aktivistin.
Verein „Das Kollektiv“: Wir hatten Tränen in den Augen
Sämtliche Bochumer Hilfsgüter seien in der Folgewoche unter der Regie des Vereins „Lohmar hilft“ in die Provinz Hatay transportiert worden. „Es gab einen Konvoi mit 18 Lastwagen. Einige Lkw konnten sogar bis nach Syrien weiterfahren. Als wir das hörten, hatten wir Tränen in den Augen“, sagt Judith Büthe.
„Das Kollektiv“ ruft weiterhin zu Geldspenden auf, die weitere Transporte in die Erdbebenregionen ermöglichen sollen. Infos: das-kollektiv.eu