Bochum. In der JVA Bochum herrscht eine personelle Unterbesetzung. Gleichzeitig werden 50.000 Überstunden vor sich hergeschoben.

Nach landesweiten Medienberichten über Personalmangel in deutschen Gefängnissen hat sich auf WAZ-Anfrage auch Markus Dahlbeck, Vorsitzender des Bochumer Ortsverbands des Bundesverbands der Strafvollzugsbeamten (BSBD), geäußert.

„Ein klares Ja!“, antwortete er auf die Frage, ob auch in der Krümmede eine personelle Unterbesetzung herrsche. „Derzeit sind zehn Stellen nicht besetzt und ein Überstundenberg von 50.000 Stunden ist vorhanden. Diese Zahlen machen eine Überlastung der unterbesetzten Belegschaft deutlich.“

Ein Viertel der Vollzugsbediensteten in der JVA Bochum sind weiblich

Aktuell sind rund 400 Bedienstete in der JVA beschäftigt. Rund ein Viertel davon sind Frauen. Inhaftiert sind 613 Männer.

„Häufig können Dienstposten nicht besetzt werden, was dann dazu führt, das Kolleginnen und Kollegen diese Arbeit zusätzlich zu den eigenen Aufgaben mit erledigen müssen“, erklärt Dahlbeck.

Markus Dahlbeck vom Bundesverband der Vollzugsbeamten, Ortsverband Bochum.
Markus Dahlbeck vom Bundesverband der Vollzugsbeamten, Ortsverband Bochum. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Eine Bedienstete bzw. ein Bediensteter des allgemeinen Vollzugsdienstes sei in einer Haftabteilung im Regelvollzug für 35 bis 40 Gefangene zuständig. Wenn dann eine Abteilung personell nicht besetzt werden könne, steigere das die Zuständigkeit. Der Krankenstand liege bei 15 Prozent.

Auch bei den Kräften der Verwaltung sowie der Fachdienste (Sozialdienst, Krankenpflegedienst usw.) kommt es laut Dahlbeck häufiger vor, dass Beschäftigte für mehr Inhaftierte zuständig sind als vorgesehen.

Viele Bewerber scheitern an ihrem sprachlichen Ausdruck in Wort und Schrift sowie am Sporttest

Der bundesweite BSBD beklagt, dass Resozialisierung, die auch zu den Aufgaben der Vollzugsbeamten gehöre, „nur noch auf dem Papier“ stattfinde. Das sei „selbstverständlich“ auch in Bochum der Fall, sagt Dahlbeck. „Wenn Personal fehlt, können nicht alle Aufgaben erledigt werden. Dann sind intensive Gespräche mit den Inhaftierten, die das wichtigste Instrument im Resozialisierungsprozess darstellen, kaum möglich.“

Die JVA bekomme zwar „sehr viele Bewerbungen“ für den Vollzugsdienst. „Allerdings schaffen immer weniger das Auswahlverfahren, obwohl es im Laufe der Jahre nicht schwieriger geworden ist. Viele Bewerber scheitern an ihrem sprachlichen Ausdruck in Wort und Schrift sowie am Sporttest.“