Bochum. Zwölf Gefangene mit Migrationshintergrund haben erstmals in der Geschichte der JVA eine Deutsch-Prüfung abgelegt. Das fördert ihre Integration.
Der 31-jährige Niederländer war der Klassenbeste in der JVA Bochum. Bei einer Sprachprüfung für Gefangene mit Migrationshintergrund bekam der Häftling eine glatte Eins – „sehr gut“.
Wenn er in sechs Monaten das Gefängnis wieder verlassen darf, hat er mit dem Abschluss viel bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auf der Urkunde ist nicht zu erkennen, dass die Prüfung in der JVA absolviert wurde.
Der Test fand das erste Mal in der mehr als 120-jährigen Geschichte der JVA Bochum statt und richtete sich nach so genannten Telc-Standards. „Telc“ steht für „The European Language Certificate“ – Das europäische Sprach-Zertifikat. Je besser die Fähigkeit zur Kommunikation, desto besser kommt man im Leben zurecht. Nicht nur im Arbeits- und Privatleben, sondern auch im Gefängnis. Sprache fördert auch die Integration in der Gesellschaft.
Häftling kann sich jetzt besser in der JVA unterhalten
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In der JVA werde holländisch gesprochen und sein Schuldeutsch aus seiner Heimat habe er wieder verlernt, sagt der 31-jährige Häftling. Jetzt, mit seinen neuen Deutsch-Kenntnissen, könne er sich im Gefängnis besser unterhalten, auch mit den Vollzugsbeamten.
36 Prozent der 670 Gefangenen sind Ausländer. 51 Nationalitäten sind vertreten. Sprachprobleme sind da unvermeidbar. Zwölf Strafgefangene haben jetzt besonders dagegengesteuert. Ein Jahr lang haben sie fast täglich in dem Deutschkurs der JVA gebüffelt, vormittags drei Stunden zusammen, nachmittags allein in der Zelle bei Hausarbeiten – je nach Sprachstufe 500 oder 1100 Stunden. Darunter waren Syrer, Türken, Algerier, Albaner, Iraner – und der Niederländer. Einer der zwölf hat den JVA-Kurs zuletzt als freier Mann absolviert, denn er ist bereits entlassen worden.
Neun von zwölf Gefangenen haben den Test bestanden
Geprüft wurde die zwölf Deutsch-Schüler von externen Prüfern des „TÜV-Nord Bildung“ – hinter Gittern. Neun Prüflinge haben bestanden, davon drei mit der Bestnote. Drei sind durchgefallen. Unterrichtet wurden sie zum Beispiel von Christian Hagemann, einer von vier festangestellten Lehrern der JVA. Sein Fazit: „Sprache funktioniert ganz gut. Aber beim Schreiben gibt es immer noch Schwierigkeiten.“
Keiner der Prüflinge hatte vor seiner Inhaftierung geglaubt, dass es in der JVA auch einen Sprachkurs gibt.