Bochum-Langendreer. Die Katastrophe in der Türkei hat für Verwüstung und Chaos gesorgt. Auch Türkisch-Stämmige aus Bochum-Langendreer sind davon zum Teil betroffen.
Egal, wen man aktuell zur Situation nach dem starken Erdbeben in der Türkei befragt, die Reaktionen sind gleich. Bestürzung, Entsetzen, aber auch eine gewisse Wut mischen sich darunter. Auch in Bochum sind türkisch-stämmige Familien von der Katastrophe betroffen und warten zum Teil noch auf Nachrichten aus dem Gebiet nahe der syrischen Grenze.
Familien sind noch unter dem Schutt eingesperrt
Das schwere Erdbeben im Osten der Türkei hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Auch im Bochumer Osten warten Menschen auf Nachrichten ihrer Familienmitglieder aus der Türkei.
Im Stadtteil Langendreer ist das Restaurant „Papillon“ an der Alten Bahnhofstraße. Dort arbeitet Tiras Ekrem, der selbst Familie in der betroffenen Region hat. „Es ist furchtbar schlimm. Fünf Leute meiner Familie, darunter auch Kinder, sind noch in den Trümmern eingeschlossen und keiner rettet sie“, sagt der 57-Jährige sorgenvoll. Er zeigt ein Video des eingestürzten siebenstöckigen Hauses, unter dem seine Angehörigen noch eingesperrt sein sollen.
„Es kommt keine Hilfe. Das Geld für Hubschrauber und Bergungswagen fehlt anscheinend und deswegen kommt sie auch keiner retten“, sagt er wütend. Er vermutet, dass die Mittel dafür veruntreut wurden und diese jetzt für die Rettung fehlen. Auch die aktuellen Zahlen würde er mit Vorsicht genießen: „Es sind noch viel mehr Leute betroffen und auch schon tot, als wir aktuell wissen.“
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Hoffnung auf schnellen Wiederaufbau
Beim Herren-Friseur „Cut Hairdesign“ in Langendreer ist die Stimmung ähnlich. Dort hat zwar niemand Familie im betroffenen Gebiet, aber trotzdem leidet man mit den Landsleuten in der Türkei. Eine entsetzliche Situation sei es und jetzt gelte es, den Menschen dort schnell zu helfen. Etwas kritisch sieht man beim Herren-Friseur die Bauweise der eingestürzten Häuser.
Die Region sei bekannt für Erdbeben, und trotzdem habe man dort die Bauweise nicht verändert. Vielleicht auch, weil Mittel für den Bau in dunklen Kanälen verschwunden sein könnten, vermutet man bei „Cut Hairdesign“. Dennoch hofft man, dass der Wiederaufbau schnell gelinge. Wie gut das gehen würde, habe sich bereits in der Vergangenheit schon gezeigt.
Die Ditib in Bochum sammelt Spenden
Anteilnahme kommt auch von der Ditib in Bochum. Die Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion hat viele Mitglieder, die ebenfalls direkt betroffen sind. „Die Situation ist entsetzlich und schlimm. Auch hier warten viele noch auf Antworten von Familienmitgliedern aus der Region. Die wissen noch nicht, wie es ihren Angehörigen geht“, sagt Ibrahim Duman von der Ditib in Bochum-Ost.
Ein Spendenaufruf ist bereits gestartet und setzt aktuell vorrangig auf Geldspenden. „Wir wollen so schnell und so gut es geht helfen, aber das ist mit Sachspenden noch schwer. Die Wege zu den Menschen dort sind zum Teil noch versperrt“, beschreibt Duman. Trotzdem nehmen Organisationen wie die „National Warriors Academy“ aus der Wattenscheider Innenstadt bereits alles von Klamotten bis zur Kindernahrung als Sachspenden entgegen.
„Die Lage ist wirklich schlimm, und jetzt gilt es Solidarität mit allen Betroffenen zu zeigen“, sagt Bezirksbürgermeister Dirk Meyer. Welche Hilfsmaßnahmen genau getroffen oder bereitgestellt werden sollen, konnte der Bezirksbürgermeister noch nicht sagen. „Wir setzen uns jetzt mit den Bezirksvertretern zusammen, um Hilfsmaßnahmen zu beraten“, sagt Meyer.