Bochum. Ein Zeichen der Hoffnung haben 150 Bochumer vor der Synagoge gesetzt. Auf Einladung mehrerer Religionsgemeinschaften beten sie für den Frieden.

150 Bochumerinnen und Bochumer haben am Freitagabend vor der Synagoge für Frieden und Gerechtigkeit gebetet. Aufgerufen dazu hatten die Religionsgemeinschaften in der Stadt, die Jüdische Gemeinde, die Moscheen und die christlichen Kirchen. „Wir sind alle am Boden zerstört“, so Grigoriy Rabinovich.

Zorn, Trauer und Scham

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde ist sichtlich betroffen vom Krieg in der Ukraine. „Zorn, Trauer und Scham“ empfinde er, der gebürtige Moskauer, angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine, aus der die Mehrheit der Gemeindemitglieder stamme. Die Welt stehe vor schweren Wochen. „Aber ich bin fest davon überzeugt, das Böse kann nicht gewinnen“, so Rabinovich. Die Besucher auf dem Erich-Mendel-Platz, darunter Carina Gödecke (SPD), die Vizepräsidentin des NRW-Landtags, und der Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer (SPD), applaudierten.

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Verbunden über religiöse Grenzen hinweg

Die Religionsgemeinschaften hatten zum gemeinsamen Gebet der Religionen für den Frieden und gegen den Krieg in der Ukraine vor der Synagoge Bochum geladen. Es sprachen: Aaron Naor, der Vorbeter der Jüdischen Gemeinde, Ismail Sütsever, Imam der Ditib-Zentralmoschee Bochum, Grigoriy Rabinovich, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, Superintendent Gerald Hagmann und Stadtdechant Michael Kemper (v.l.).
Die Religionsgemeinschaften hatten zum gemeinsamen Gebet der Religionen für den Frieden und gegen den Krieg in der Ukraine vor der Synagoge Bochum geladen. Es sprachen: Aaron Naor, der Vorbeter der Jüdischen Gemeinde, Ismail Sütsever, Imam der Ditib-Zentralmoschee Bochum, Grigoriy Rabinovich, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, Superintendent Gerald Hagmann und Stadtdechant Michael Kemper (v.l.). © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Mut machen auch die anderen Redner. „Wir fühlen uns über Länder-Grenzen, auch über unsere religiösen Grenzen hinweg, verbunden“, so Gerald Hagmann, Superintendent der Evangelischen Kirche Bochum. Auch Ismail Sütsever, Imam der Ditib-Zentralmoschee Bochum, betont die Einigkeit in Zeiten der Not. Schlimme Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine und die Reaktion der Menschen darauf, „die sich solidarisieren, Mitgefühl und Anteilnahme kundtun, zeigen uns, dass Religion, Ethnie und Hautfarbe keine Rolle spielen. Sondern es ist das Menschsein, was uns letztendlich alle verbindet.“

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Rabinovich verweist auf Erfahrung aus der Geschicht

Gebete sprachen Michael Kemper, Stadtdechant der Katholischen Kirche Bochum, und Aaron Naor, der Vorbeter der Jüdischen Gemeinde. Er zitierte den Propheten Jesaja: „Möge kein Volk gegen ein anderes ein Schwert erheben.“

Dass es nun doch dazu gekommen ist, ist aus Sicht von Grigoriy Rabinovich die Tat eines „Diktators“, wie er sagt – und das 80 Jahre nachdem ein anderer Diktator Krieg in die Welt getragen hat. Er sei überzeugt, wie damals werde erneut das Gute siegen. „Das ist die Erfahrung aus der Geschichte.“