Bochum-Weitmar. Der Fotograf Dietmar Riemann gilt als wichtiger Chronist der späten DDR. Jetzt kommen seine geschichtsträchtigen Bilder in die Situation Kunst.

Eindringliche Einblicke in das alltägliche Leben in der DDR gewährt eine Fotoausstellung, die am Donnerstag, 2. Februar, um 19 Uhr im Kubus der Situation Kunst (Schlosspark Weitmar) in Bochum eröffnet wird. Kaum jemand porträtierte die letzten Jahrzehnte im „Arbeiter- und Bauernstaat“ so genau wie der Fotograf Dietmar Riemann (72). Wände, Mauern, Zäune und Schaufenster, aber auch das Leben im Altersheim und das Freizeitvergnügen auf der Trabrennbahn fing er in zahlreichen Momentaufnahmen ein.

Ausstellung in Bochum zeigt deutsche Geschichte

Riemann zeigt die deutsch-deutsche Geschichte im Kleinen, streift mit seiner Kamera als Chronist durch Berlin und fängt Details ein, die bei heutiger Betrachtung aus einer anderen Welt zu kommen scheinen. Neben zahlreichen Motiven mitten aus dem Alltag (etwa bei einem Besuch im Pflegeheim) gilt sein Augenmerk immer auch den vielen Begrenzungen durch Mauern und Zäune, denen die Menschen in der DDR bis zum Mauerfall 1989 ausgesetzt waren. Einige dieser Aufnahmen gelangen ihm nicht ohne Risiko.

Aufgewachsen in Sachen, absolvierte Riemann eine Lehre als Fotograf und arbeitete anschließend als Werksfotograf in einem Braunkohlekraftwerk. Im Anschluss studierte er Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er arbeitete vorwiegend freiberuflich und veröffentlichte mehrere Fotobücher, bis ihn 1986 ein Ausstellungsverbot ereilte. 1989 konnte er mit seiner Familie in die BRD umsiedeln. Seine Fotografien sind international in Ausstellungen vertreten und auch in der Dauerausstellung im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zu sehen.

Kunststudenten bereiten die Ausstellung in Bochum vor

Im Mai 2022 schenkte Dietmar Riemann der Stiftung Situation Kunst sein gesamtes fotografisches Werk. Ein Team aus Kunststudenten der Ruhr-Uni war in den vergangenen Wochen unter Leitung der Kuratorin Eva Wruck in den Prozess der Inventarisierung mit eingebunden und bereitete auch die aktuelle Ausstellung vor. Etwa 150 Fotografien umfasst das Konvolut, das Riemann der Situation Kunst überließ.

Nach dem Weitmarer Schlosspark zieht die Ausstellung weiter nach Rostock, Wiesbaden und ins Berliner Willy-Brandt-Haus. Zur Vernissage hält Christina Reinhardt, Kanzlerin der Ruhr-Uni, das Grußwort. Der Künstler ist anwesend.

Zu sehen bis 2. April: Mi. bis Fr. von 14 bis 18 Uhr, Sa. und So. von 12 bis 18 Uhr. Eintritt: drei, erm. ein Euro.